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Froher Lebensgenuß.
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3. Und wir sollten sorgen? klagen sollten wir?
Ach, vielleicht schon morgen sind wir nicht mehr hier!
Fort denn mit den Sorgen; fort mit Grillen weit!
Lebet nickt für morgen, lebet auch für heut!
4. Auf dem Pfad des Lebens blüht manch Blüm
chen still; keines blüht vergebens, wer nur pflücken will!
Alle, alle sprießen für Uns Jahr für Jahr, reichen ihren
süßen, v vollen Kelch uns dar.
5. Doch die Meisten pflücken sie nicht ab im
Blühn, scheun die Dornen, bücken sich danach nicht
hin. Alle pflückt der Weise froh und windet draus zu
der großen Reise sich den schönsten Strauß.
Fr. v. Köpken.
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149. Aufmunterung.
(100.) 1. Denkt nicht zurück! — Nur vorwärts
laßt uns schauen auf unsre Wanderschaft. Die Welt
t ist gul! — Hinaus! laßt euch nicht grauen, hinaus
mit neuer Kraft!
2. Die Welt ist gut! — Und ist sie nicht die
beste, wie mancher Weise spricht; ei, so ist's wohlge
than, denn ihre Gaste sind auch die besten nicht.
Z. So manche können durch das Leben wandern
i und finden alles schlecht. O! unsre Welt hat traun,
j wie alle andern, ihr eignes Wechselrccht.
4. Wir wechseln auch — das Gute mit dem
Bösen, oft aber umgekehrt. Die Weisheit laßt sich
nicht zu theuer lösen, die uns der Wechsel lehrt.
5. Nur vorwärts! — Wenn der Berg erst über
stiegen, dann wieder flaches Land. Laßt rechts und
links, was euch nichts angeht, liegen, und wandelt
Hand in Hand!
6. Wir wünschen uns — und allen Menschen,
Frieden! Der Wunsch ist Goldes werth. Will einer
mehr: — die Wünsche sind verschieden, das bleibt ihm
unverwehrt.
7. An Wünschen, — laßt uns nicht dabei ver
weilen, — ist auch der Arme reich. Nicht Wünsche,
sondern Freuden laßt uns theilen, dieß, Pilger! mer-
, ket euch.
Witschet.