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Froher Lebensgenuß.
cher Genuß ist Tugend, auch Freude naht der
Gottheit sich; so freue denn dich dieser Erde, Gott
will's, nur hüte dich, mein Herz, daß Unlust nie
Genuß dir werde, und deine Freude nimmer Schmerz!
2. Brich, eh' am Wege dieses Lebens die Blume
welkt, sie dankbar ab! Sie blühn und hauchen nicht
vergebens dir Duft und Wohlgeruch herab; umsonst
blüht nicht die Rosenlaube, sie beut dir Kränze für
dein Haar, und nicht umsonst färbt sich die Traube, sie
beut dir ihre Freuden dar.
3. Gott füllet seine schöne Erde mit neuem Se
gen jedes Jahr, daß sie der Freu de Schauplatz werde
für seine Menschen immerdar; Thal, Hain und Flur
ruft uns entgegen, „die Lieb' ist er, der uns erschuf!
Genießt, genießet seinen Segen!" tönt überall der
Schöpfung Ruf.
4. Mit Dank gehorche ihm und meide nicht den
Genuß, der sich dir beut! Freu dich, so oft im Blu-
( menkleide sich rings um dich die Flur erncu't! So
oft das Gold der reichen Aehren im Sommer dir
entgegen blinkt; so oft im Herbst aus Traubenschweren
Gewinden Gottes Segen winkt!
5. Laß keinen Frohgenuß enteilen, doch nicht
allein erfreue dich! Süß sind die Freuden, die wir
theilen, und seliger genießt es sich: wenn deine Hand
des Kummers Thränen von deines Bruders Auge
wischt; und Arme, die Erquickung sehnen, durch einen
Labetrunk erfrischt.
6. Dann ruhest du mit reinen Blicken auf
Gottes Schöpfung um dich her! dann weht ein liebli
cher Erquicken der West, von Blumendüften schwer;
< dann gießt wohlthätiger die Sonne ihr Licht auf dei
nen Lebenspfad; und höher fühlst des Daseyns Wonne
du im Bewußtseyn guter That!
Joh. Friedr. Schink.
147. Mancherlei Freuden.
(122.) 1. Mit tausendfacher Schöne begrüßt der
Lenz die Flur, o hört die frohen Töne der jubelnden
Natur! Das Leben in den Teichen, das Schwirren