92 III. Lebensglück u. Beförderungsmittel desselben.
3. t Nicht immer ist des Lebens Pfad bestreut mit
Noscnblüthe; nicht immer winkt in gleichem Grad die
Freude dem Gemüthe; doch kehrt durch hingesenkten
Blick uns keine Freude je zurück.
4. Trübt sich der Himmel, o es glanzt bald schö
ner Gottes Sonne; an Leiden und an Kummer gränzt
bald neue Lust und Wonne. Ich freue mich mit Herz
und Sinn, so lang ich noch auf Erden bin.
145. Die Blume des Lebens.
(107.) 1. Des Lebens Blume blühet schön, wenn
sie der Morgen grüßt; wenn Weste freundlich sie um
wehn, und Hoffnung sie entschließt; am Abend matt
umlaubt, neigt sie ihr zartes Haupt. Ihr Freunde!
laßt den Morgen nicht im Schlaf vorübergehn!
2. Des Lebens süße Blume blüht in Jugend,
Lieb' und Scherz, wenn Seele, Seele zu sich zieht, sich
schließet Herz an Herz; doch bald, wir abnen's kaum,
entflieht der holde Traum. Ihr Freunde! kränzt mit
Rosen euch, so lang' die Rose blüht!
3. Des Lebens schönerer Gewinn ist achter
Freundschaft Band; sie knüpft mit immer reinem Sinn
vertrauend Herz und Hand; noch über'm Grabe spricht
ihr zart Vergißmeinnicht; und winket uns — ein hol
der Stern — zu ew'gen Lauben hin.
4. Des Lebens schönste Blume reicht der Hoffnung
stille Hand; die blühet, wenn sonst alles bleicht, in
himmlischem Gewand; in Freude, Lieb und Scherz
beseligt sie das Herz. O Hoffnung! du der Gottheit
Kind, der nichts auf Erden gleicht!
Z. Mit frohem Geiste weihen wir dir unsre reinste
Lust, denn Lieb' und Freundschaft blühen dir an dei
ner heil'gen Brust. Der Tugend höchstem Fleiß bist
du der Segenspreis; mit Nektar der Unsterblichkeit
erquickend unsre Brust. Herder.
146. Genuß des Lebens.
(A. 19.) 1. Gott will, ich soll mich meiner I u-
gend, soll meines Alters freuen mich; auch fröhli-