In Gesellschaften habe ich auch viel Klavier gespielt. —
Nun werther Freund, wie steht Ihre Prozeßangelegen-
heit? Wir lesen daß die Verhandlungen begonnen
haben, weiter aber noch nichts. Sie musiziren gewiß
auch in diesem Winter viel. Melden Sie mir doch
etwas darüber. Die Weihe der Töne gaben wir
2mal hintereinander mit großem Beifall, und wurde
sie beidemale von der Theaterkapelle herrlich und mit
großer Liebe gespielt. Der Zulauf des Publikums
war ungeheuer. — Unser Cardinal Fürst-Bischof
Diepenbrock ist vorgestern gestorben. — Gestern früh
erschoß ein hiesiger Butterhändler seine Frau, mit der
er in Unfrieden gelebt, Vormittags 11 Uhr auf
öffentlichem Markte vor Hunderten von Menschen; das
ist doch unerhört! — Ihr neues Portrait aus Cassel
habe ich gesehn. Es ist sehr gut getroffen, glaube ich;
allein es ist zu alt, und hat etwas müdes, hin-
fälliges. Sie selbst sehen viel frischer, lebenskräftiger
aus. Schreiben Sie mir recht bald und recht viel.
Herzliche Grüße an Ihre liebe Frau Gemahlin und
alle Bekannte.
Wie immer
Ihr dankbarer Verehrer
Adolf Hesse.
Volltext von: Karl Traugott Goldbach, Spohr-Briefe
www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853012231