Full text: Brief von Adolf Friedrich Hesse an Louis Spohr

Ihnen diese Zeilen als Patient, da ich wegen eines auf
einer kürzlich unternommenen Reise gehabten Schreckes und
darauf folgenden Erkältung die Gesichtsrose bekommen,
und das Zimmer hüten muß. Ich wurde wegen
der Revision einer neuerbauten Orgel nach Prag berufen.
Dort waren bis jetzt nur schlechte Werke, welche
die sogenannte kurze Octave hatten, d. h. denen in
der großen Octave der Manuale und des Pedals
cis, dis, fis und gis fehlen. Der beste Orgelspieler
hätte darauf nichts leisten können. Man findet
diesen Übelstand in katholischen Ländern fast über-
all. Es war mir daher nicht ohne Interesse nach
Prag zu gehen, um dort das Werk eines tüchtigen
Landsmannes, des Orgelbaumeisters Buckow aus
Hirschberg in Schlesien, von dem ich schon mehrere
gute Orgeln revidirt hatte, zu übernehmen, und
dabei den Pragern auf einer neuen brauchbaren
Orgel etwas Neues vorzuspielen. Man interessierte
sich allgemein dafür, und die Kirche konnte 3mal
die Zuhörer nicht fassen. Ich habe Ihnen einen Be-
richt darüber und meine Reisenotizen beigelegt,
es dürfte Ihnen vielleicht manches darin Spaß
machen. Meine Aufnahme dort war brillant; Fete
folgte auf Fete, der Champagner floß in Strömen.
Ich war nur vom 5ten Januar bis 12ten, also 8 volle
Tage, in denen ich viel erlebt, wie Sie lesen werden, fort.

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