Breslau den 10. Juni 1852
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Abermals ist eine geraume Zeit verflossen,
seit wir uns nicht geschrieben; da nun die
Reisezeit heranrückt, so wollte ich Sie fragen,
was Sie beschlossen haben. Zwar weiß ich nicht,
wie weit nun Ihre Urlaubsangelegenheit
festgestellt ist, ebenso wenig weiß ich aber,
ob ich werde reisen können, da leider meine
Mutter sehr bedrohlich krank ist. Der Arzt
hat nur wenig Hoffnung gegeben, da sie
an der Brustwassersucht leidet, doch zieht sich,
so etwas oft in die Länge, so daß ich wohl
eine Reise von einigen Wochen unternehmen
könnte; ich hatte Lust, London noch einmal
ohne Ausstellung zu sehen, und hätte Sie
auf dem Rückwege besucht.
Vorigen Winter ist hier wieder viel
musizirt worden. Die Theater-Capelle gab
in dem großen neuen Konzertsaale, der 1200
Personen faßt 30 Sinfoniekonzerte, wo viel
Schönes gehört wurde, auch einige Ihrer Sinfonien
und Quvertüren haben wir aufgeführt.