Full text: Rotkäppchen

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ja, schnarche nur, du listiger Wolf, den 
ganzen Tag hast da mich herumgejagt , 
aber jetzt geht es dir an den Kragen, 
vielmehr an den Leib. (Er zieht aus sei- 
nem Stiefelschaft ein Jagdmesser und 
prüft die Schneide) Das konnte noch ein 
bisschen schärfer sein. Leise , leise 
muss ich das Messer wetzen, sonst wacht 
er am Ende auf . (Er wetzt das Messer) So, 
jetzt ist es scharf. (Er geht zum Bett 
und steht mit dem Rücken zum Publikum 
und schneidet dem Wolf den Bauch auf) Du 
Dieb !! Da guckt auch schon das rote 
Käppchen vom Kind hervor. Komm, komm, 
halt dich fest an mir, ich ziehe dich 
heraus. 
KIND: Zieh, zieh, Jäger, ich bin gleich 
dal Nur noch mein Fuss hängt fest. Halt 
mich unter den Armen fest, dann trete 
ich ihm ln den Bauch, dann kann ich den 
Fuss herausziehen. 
JÄGER: Vorsichtig, vorsichtig, Rotkäpp- 
chen, dass du die Grossmutter nicht 
trittst, sie liegt unter dir. 
KIND: Ja, wir lagen ganz nahe beieinander, 
ich fühle genau, wo sie ist, ich passe 
auf, dass ich ihr nicht weh tue. 
JÄGER: So, jetzt! Eins, zwei, drei, zieh! 
(Er zieht Rotkäppchen heraus) 
KIND: (schlingt ihm die Arme um den Hals) 
Ach Jäger, lieber Jäger, ich bin so 
froh, dass du gekommen bist. Ich wäre 
fast erstickt in der schwarzen Höhle , 
es war ja so dunkel ln dem Bauch. 
JÄGER: Lass dich einmal anschauen! Ich 
will sehen, ob noch alles da ist. Die 
Nase? Ja! Die Beine? Ja! Na und die Ar- 
me sind auch noch da, die habe ich eben 
an meinem Hals gespürt. Und der Mund
	        

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