Full text: Rotkäppchen

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JÄGER: So etwas Ist mir mein Lebtag noch 
nicht vorgekommen. Das ist kaum zu glau- 
ben. Lauf ich doch hinter dem vermale- 
deiten Wolf her und der führt mich in 
die Irre. Wie ich dort hinten im Wald 
bin und der Wolf ist ganz weit weg von 
mir, dass er aussieht wie ein winziges 
WoIfshündchen, verlier ich ihn eine Se- 
kunde aus den Augen, sehe dann ein 
Stück weiter etwas Braunes springen und 
jage dem braunen Punkt nach, und wie ich 
mich ganz nahe herauspirsche, was steht 
da vor mir: eine Hirschmutterl Eine zit- 
ternde Hirschkuh! Ich bin froh, dass 
ich nicht geschossen habe, denn es wäre 
ein Jammer um das Tier gewesen. Aber vom 
Wolf keine Spur. Den ganzen Morgen bin 
ich dem Wolf nachgerannt und was habe 
ich zuletzt gefunden: eine Hirschkuh! 
Das ist ein Pech, das darf ich keinem 
Menschen erzählen, sonst lacht er mich 
aus. (Von der Ferne hört man die MUTTER 
rufen:” Rotkäppchen, Rotkäppchen, wo 
bist du? " ) Das ist doch die Frau Nachba- 
rin! Hallo, Hallo !! Frau Nachbarin! Hal- 
lo! Hallo!! Kommt auf die grosse Tanne 
zu, dann finden wir uns. 
MUTTER: (sehr bekümmert) Ach, Jäger, wie 
bin ich froh, dass ich Euch gefunden 
habe. Habt Ihr nirgends das Rotkäppchen 
gesehen? Ich bin so unruhig, es ist 
schon so spät und das Kind kommt nicht 
zurück. 
JÄGER; Aber Frau Nachbarin, das ist doch 
kein Grund zur Sorge. Bei der Grossmut- 
ter ist es gemütlich, die erzählt Ge- 
schichten, und dann gibts was Feines zu 
essen, Da bleibt es halt bei ihr sitzen 
und vertreibt ihr die Zeit. 
MUTTER: Ach, Jäger, mir ist es so schwer
	        
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