Full text: Rotkäppchen

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Dreck klebt mir an den Hosen. Ach, wie 
sehe ich aus, alles voll Schlamm. Und 
die schön gewichsten Stiefel, die habe 
ich heute morgen gerieben, dass sie 
blitzten wie ein Spiegel. Ich habe auf 
die Stiefel gespuckt und gerieben, bis 
mir der Schweiss auf der Stirne stand. 
Und wie sehen sie jetzt ausl — Hach, es 
tut aber doch ganz gut, in der Sonne zu 
sitzen und ein bisschen auszuruhen nach 
der wilden Jagd. Und frühstücken beruhigt 
auch. Das muss sein nach so viel Arbeit. 
(Er packt ein grosses Stück Brot aus und 
trinkt aus der Feldflasche dazu) Ein 
Glück, dass der Wolf fort ist, dann muss 
man nicht immer hinter ihm herlaufen. 
Überhaupt ein Blödsinn, auf die Wolfs- 
jagd zu gehen. In die Sonne sollte man 
sich legen an einem so herrlichen Tag. 
Die Glieder richtig ausrecken, dass man 
wieder geschmeidig und biegsam wird. 
Hach, tut das gut! (Er reckt sich. In 
der einen Hand hält er das Butterbrot, 
das er nun weit von sich streckt. Wäh- 
rend des Selbstgespräches hat der WOLF 
vorsichtig aus dam Gebüsch herausgeguckt, 
nun schleicht er heran, schnappt das 
Brot und verschwindet wieder. Der JÄGER 
will in das Brot beissen, es ist weg) 
Jetzt hätte ich mir beinahe in den Fin- 
ger gebissen. Wo ist denn das Brot? Ich 
habe es doch eben noch in der Hand ge- 
halten. Hier in der Hand, oder war 
es die andere? Nein, da ist es auch 
nicht. Ich bin doch nicht etwa auf den 
Kopf gefallen und habe den Verstand ver- 
loren? (Er fasst hinten seine Hosen an) 
Nein, auf den Kopf bin ich nicht gefal- 
len, mein Hosenboden ist noch ganz
	        

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