Full text: Rotkäppchen

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(Das KIND erscheint weinend im leib- 
röckchen in der Tür) 
KIND: Mutter, ich finde meine Strümpfe gar- 

nicht, und mein blaues Kleid ist auch fort. 
Ich weiss es bestimmt, dass ich alles ge 
stern abend über den Stuhl am Bett ge- 
hängt habe. 
MUTTER: Aber darum brauchst du doch nicht 
zu weinen. Aber wer wird denn weinen, 
schon am frühen Morgen. Schnell wisch 
dir die Tränen ab. So. So... Und jetzt 
schau mich an. (Beide lachen) So, jetzt 
gib mir einen Kuss und dem Jäger sag gu- 
ten Morgen. 
KIND: Morgen, Jäger, ich sehe nicht schön 
aus, aber ich kann nichts dafür. Mutter, 
hilf mir doch suchen. 
MUTTER: Du brauchst nicht zu suchen, die 
Kleider habe ich verschenkt. 
KIND; Verschenkt? 
MUTTER: Ja, ich habe sie verschenkt. Ge- 
stern abend kam eins Frau, die hat 
erzählt, dass sie gar kein Kleid für 
ihr Kind hat, und da habe ich es ihr 
geschenkt. 
KIND: Aber was soll ich jetzt denn anzie- 
hen? Glaubst du, dass ich so im Unterrock 
in die Schule gehen kann, die Buben la- 
chen mich bestimmt aus. Das trau ich 
mich nicht. 
JÄGER: Och, da brauchst du keine Angst zu 
haben, wir binden ein paar Primeln oben 
an das Leibchen ... 
MUTTER: (einfallend) Ja, und unten am Saum 
nähen wir Anemonen und Schlüsselblumen 
an, dann glauben alle Kinder, du hättest 
ein neues Kleid. 
JÄGER: Pass auf, die gucken dir das Kleid 
ab und wünschen sich alle so ein Blumen- 
kleid .
	        
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