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katalogisieren und zur Benutzung zur Verfügung zu stellen. Das bedeutete, daß
man zunächst die Neuerscheinungen im abgesprochenen Umfang zügig erwarb
und bearbeitete. Notwendigerweise mußte dieses dazu führen, daß ältere
Buchbestände weniger zahlreich erworben wurden. Es sollten in Zukunft nur
noch wertvolle geschlossene Bibliotheken - sie waren zunächst nicht zu
katalogisieren und sollten auch geschlossen aufgestellt werden - und besonders
wichtige Werke aus dem Wiederaufbauetat beschafft werden.
Direktor Schnurre unterstand neben der Verwaltung auch die Benut
zungsabteilung. Direktor Theele war für die Wiederaufbauabteilung und den
Erwerbungsbereich zuständig. Dr. Baldewein sollte die Katalogabteilung leiten,
die durch dessen Einberufung dann jedoch auch Herrn Dr. Schnurre unterstellt
wurde. Wöchentlich gab es Kaufsitzungen für Neuerwerbungen und ältere
Erwerbungen im Werte von über 1 000 RM.
Die Bezahlung der ab 1. 1. 1943 erworbenen Bücher geschah im wesentli
chen aus dem Etat des Bezirksverbandes (Ausgaben 1943/44 insgesamt rd.
397000 RM für 17592 bibliographische Bände), Diese wurden nach dem
Numerus currens inventarisiert und im Magazin aufgestellt. Die Zugangsbücher
waren damit gleichzeitig Standortkataloge. Der Standortkatalog der Murhardbi-
bliothek, gebildet aus den Laufzetteln, wurde abgebrochen.
Der alphabetische Katalog der größeren Bibliothek wurde ein neuer
Zettelkatalog im internationalen Bibliotheksformat. Der alte alphabetische Kata
log der Murhardbibliothek in Kapselform wurde stillgelegt und sollte später auf
das internationale Bibliotheksformat umgeschrieben werden.
Der systematische Katalog der Murhardbibliothek wurde als gemeinsamer
systematischer Katalog fortgeführt. Für den Aufbau eines ergänzenden Schlag
wortkataloges war in der Titelaufnahme eine Katalogkarte mehr herzustellen und
dort für eine spätere Bearbeitung aufzubewahren.
Die Zeitschriften, Fortsetzungs- und Serienwerke wurden in einem
besonderen Zugangsbuch unter der Gruppensignatur Z nach drei Formaten
eingetragen, signiert und aufgestellt.
Alle älteren Bestände der Landesbibliothek wie der Murhardschen
Bibliothek wurden unter ihrer bis dahin geführten Signatur aufbewahrt. Für die
Gruppe der „wertvollen Sammelerwerbungen“ sollte eine grobsystematische
Übergangsaufstellung gefunden werden, wobei größere Bibliotheken sogar
weiterhin zusammenstehen sollten.
Das gesamte Personal der Murhardbibliothek hatte seine Bereitschaft
erklärt, in den Dienst der Verwaltung des Bezirksverbandes Hessen zu treten.
Bereits im Haushaltsantrag 1943/44 des Bezirksverbandes für die Landesbiblio
thek wurden daher entsprechende zusätzliche Planstellen geschaffen und auch der
Erwerbungsetat von bisher 22000 RM auf 40000 RM angehoben. Die Erhöhung
des Etats der Landesbibliothek entsprach genau der Summe, die bis dahin die
Stadt Kassel für die Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel aufgewendet hatte.
So gesehen war der Beginn der Arbeitsgemeinschaft sehr gut vorbereitet.
Er stand finanziell, vom Baulichen wie von den Mitarbeitern her betrachtet unter
einem guten Stern. Die Absprachen berücksichtigten das Interesse der Benutzer;
die neue Organisation war ökonomisch.
Der große Bombenangriff auf die Stadt Kassel am 22. Oktober 1943, der
auch das Murhardsche Bibliotheksgebäude in großen Teilen beschädigte und 60 %
der Literatur der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel vernichtete, war
auslösendes Moment für die spätere Trennung.
Für das Zusammenfinden beider Bibliotheken war, räumlich gesehen, seit
dem 22. Oktober 1943 die Voraussetzung nicht mehr gegeben. Es stand nun
außer dem Direktorzimmer nur ein Arbeitsraum für die Mitarbeiter beider
Bibliotheken (Murhardbibliothek 4, Landesbibliothek 8) zur Verfügung. Fenster
und Türen waren notdürftig abgedichtet. Infolge des fehlenden Daches - ein
Notdach konnte erst Mitte März 1944 in Angriff genommen werden - drangen