Akten der Bibliothek konnte geborgen werden. Die Schreibtische der Gefolg-
schaftsmitglieder, die neuen, erst wenige Tage vorher in Benutzung genommenen
Katalogschränke, ein Teil des bibliographischen Apparates, eine Anzahl Regale
und sonstiges Mobiliar konnten noch in der Unglücksnacht selbst sichergestellt
werden, dank dem unverdrossenen Eingreifen des Hausmeisters, seiner beiden
Söhne, dreier Soldaten und einiger Zivilisten, darunter eines zur Bauverwaltung
gehörigen Betriebsluftschutzleiters der Bezirksverwaltung, der sich noch vor der
Entwarnung an der Unglücksstelle eingefunden hatte. Die wenigen geretteten
Bücherbestände sind von unterschiedlichem Wert, haben auch vielfach durch
Feuer oder fast noch mehr durch Wasser gelitten. Von etwa 400000 bibliographi
schen Bänden sind schätzungsweise wohl mindestens sieben Achtel zugrunde
gegangen.“ 6
„Die Bergung aus dem Gebäude in der Brandnacht und in den folgenden
Tagen war nur möglich durch Großeinsatz von Zivilisten, später im wesentlichen
von Schulklassen und HJ-Einheiten.
Der Transport der geborgenen Bestände begann bereits in der Brandnacht,
wo ein Teil der Handschriften in das Landesmuseum verbracht wurde. Mit dem
Transport der übrigen Bestände wurde am Tage nach dem Brande begonnen, er
war im wesentlichen etwa 4 Wochen nach der Katastrophe beendet. Wegen
Platzmangel, der es unmöglich machte, die Bestände jeweils nach ihrer Ankunft
im Landesmuseum zur Trocknung zu bringen, wurden die Bestände in mehreren
großen Stapeln von etwa insgesamt 50 Raummetern gelagert. Diese Lagerung
führte zwar zu teilweise recht starken Schimmelbildungen, die jedoch mit der
Trocknung wieder verschwand. 5 Wochen nach dem Brande waren sämtliche
Stapel der Trocknung zugeführt. Restbestände wurden im Bibliotheksgebäude
einer dort errichteten Trockenanlage (Koksöfen) zugeführt.
Im Landesmuseum wurden die nassen Bestände auf in 9 Sälen und
Zimmern aufgestellten 81 Luftschutzdoppelbetten im ersten Obergeschoß, im
Erdgeschoß in den sogenannten Magazinräumen auf etwa 700 Meter lfd.
Regalmetern unter Verwendung von Heizöfen und Ventilatoren getrocknet...
Diese Arbeitsleistung mußte von der kleinen und, wie bekannt, teilweise
körperlich nicht voll leistungsfähigen Gefolgschaft zusätzlich zu der allerdings
gedrosselten normalen Tätigkeit geleistet werden... Ohne Hilfskräfte wäre diese
Leistung unmöglich gewesen...
Der zweite Abschnitt der Bergungs- und Sicherungsarbeiten setzte ein,
nachdem die Naßstapel zum Trocknen aufgestellt waren. Es galt, die getrockne
ten Bände zu entfernen und auf sogenannte Trockenstapel zu legen, die weitere
Trocknung durch Auseinanderziehen der zunächst sehr eng zum Trocknen
aufgestellten Bände zu beschleunigen. Zunächst mußte die Trockenanlage in den
Magazinräumen geräumt werden, damit die Sortierungsarbeiten und Magazinie
rungsarbeiten beginnen konnten. Mit diesen Arbeiten konnte am 10. November
begonnen werden.“ 7
Vorhanden waren nach der Brandkatastrophe noch:
1. die große Mehrzahl der Handschriften;
2. die große Mehrzahl der Musikalien;
3. die Grimm-Erinnerungen;
4. rd. 50000 Bde. Literatur aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten, keine
geschlossenen Bestände, sondern nur Teile von unterschiedlichem Wert.
Von den Vereinsbibliotheken konnte nur die des Vereins für Hessische
Geschichte und Landeskunde gerettet werden.
Die vor dem Feuer geretteten Kataloge konnten den zukünftigen Wieder
aufbau wesentlich erleichtern.
Die Unterbringung im Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz konnte
nicht von Dauer sein; die Verhältnisse dort waren für den Wiederaufbau einer
Bibliothek ungeeignet. Die Räume im Landesmuseum wurden ab März 1942
wieder freigegeben.