Full text: 400 Jahre Landesbibliothek

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gangsbearbeitung ermöglicht werden. Außerdem wurde die Einrichtung einer 
Fotostelle genehmigt. Diese Geräte wurden noch 1939 weitgehend beschafft. 
Aus bibliothekarischer Sicht grundlegend war die Entscheidung zum 
Abbruch aller alten Kataloge. Anstelle des alten alphabetischen Kataloges, als 
„ungenau, unvollständig in seinen Angaben hinsichtlich moderner Katalogisie 
rung und für Nichtbibliothekare häufig unbrauchbar empfunden“ 5 , wurde ein 
neuer begonnen, der die Bestände rückwirkend bis zum Erscheinungsjahr 1930 
verzeichnen sollte. Die ältere Literatur der Landesbibliothek sollte in dem 
großdeutschen „Unternehmen des Gesamtkataloges“ nachgewiesen werden. 
Auch der Sachkatalog war abzubrechen. Zur Erschließung der bisher erstellten 
Teile des systematischen Kataloges sollte ein Schlagwortregister erarbeitet wer 
den. Die neuere Literatur sollte künftig nur in einem Schlagwortkatalog sachlich 
erschlossen werden. Im Magazin wurden die Neuerwerbungen ab 1. 1. 1940 nach 
dem „modernen“ Prinzip des „Numerus currens“ aufgestellt. 
Der Beginn des zweiten Weltkrieges führte zu wesentlichen Beschränkun 
gen im Bibliotheksbetrieb. Wie bereits in den Jahren vor 1939 wurden weitere 
Maßnahmen zur Verbesserung des Luftschutzes der Landesbibliothek getroffen. 
Die wertvollsten Handschriften wurden in einem Tresor der Landeskreditkasse 
sicherer verwahrt. Der Plan, die Buchbestände der Bibliothek durch Einziehen 
einer Betondecke oberhalb des ersten Obergeschosses zusätzlich zu schützen, 
konnte nicht mehr realisiert werden. Gerade dies sollte sich als verhängnisvoll 
erweisen. 
Mangelnde Kohlelieferungen führten in den ersten Monaten des Jahres 
1940 zu einer Schließung der Landesbibliothek. Trotz vieler Einberufungen 
konnte der Bibliotheksbetrieb durch Begrenzung der Offnungs- und Ausleihzeit 
auf werktäglich 10-14 Uhr aufrecht erhalten werden, auch wenn die Benutzung 
um ca. die Hälfte zurückging. 
Die Zahl der vorhandenen Kräfte erlaubte es, den laufenden Buchzugang 
wie gewohnt zu bearbeiten. Mit dem Erwerbungsetat des ersten Kriegsjahres 
1940/41 von 22000,-RM (ohne Einband) wurden noch 6324 bibliographische 
Bände erworben. Am 31. 3. 1941 umfaßte die Bibliothek ohne die Handschrif 
ten, Karten usw. 395327 bibliographische Bände. 
Der neue alphabetische Katalog umfaßte Mitte 1941 etwa 9250 Titelauf 
nahmen. Die Magazinierung der neuen Bücherbestände ab 1. 1. 1940 nach dem 
Numerus currens brachte die erwartete Raumersparnis. Der Auszug der Biblio 
thek des Vereins für Naturkunde im Sommer 1941 bedeutete zusätzlichen 
Magazinraumgewinn. Das Schlagwortregister zum alten systematischen Katalog 
konnte wegen einer längeren Erkrankung von Bibliotheksdirektor i. R. Dr. Hopf 
noch nicht begonnen werden. Der neue Schlagwortkatalog umfaßte Mitte 1941 
ebenfalls rund 3 600 Katalogzettel. 
Stellvertreter des Leiters der Bibliothek während des Militärdienstes von 
Dr. des Coudres war Erster Bibliotheksrat Dr. Israel bis zum 12. April 1942, 
Von den realisierten bibliotheksorganisatorischen Planungen in diesem 
Zeitabschnitt ist heute fast nichts mehr in der Bibliothek nachweisbar. Im 
Magazin stehen noch einige wenige der ab 1. 1. 1940 erworbenen und nach dem 
Numerus currens magazinierten Bücher. 
III. Die Vernichtung des Bibliotheksgebäudes 
durch Bomben am 9. September 1941 
„Der Fliegerangriff begann in der Nacht vom 8. zum 9. September kurz 
nach 24.00 Uhr. Es fielen zahlreiche Brandbomben teils auf das Bibliotheksge 
bäude, teils in dessen unmittelbare Nähe. Letzere wurden teils abgedeckt, teils 
brannten sie aus, ohne Schaden anzurichten. Bei einem Kontrollgang der 
Luftschutzwache durch das Gebäude wurde festgestellt, daß mehrere Brandbom 
ben durch den Boden des Dachgeschosses hindurch in den großen Magazinsaal 
gelangt waren, der, fast 80 Meter lang, die ganze Front des Hauptflügels 
Vorentwurf zum Neu- und Umbau der 
Landesbibliothek zu Kassel, Erstes Oberge 
schoß, 1939
	        

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