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Dr. Hopf war es auch, der als erster auf die sich abzeichnende
Magazinraumnot der Bibliothek hinwies. 1913 glaubte man, mit dem Erwerb des
ganzen Gebäudes „Museum Fridericianum“ könnten die Bucherwerbungen bis
zum Jahre 1953 aufgestellt werden. Bereits 1927 wies Dr. Hopf jedoch darauf hin,
daß ein Magazinannex bis 1940 errichtet werden müßte. Er schlug den Erwerb
des hinter dem Bibliotheksgebäude gelegenen Schulgebäudes der Stadt Kassel
vor. 3
II. Der Versuch einer Neuorganisation 1938-1941
Bibliotheksdirektor Dr. Hopf hat noch in seiner Dienstzeit die Genugtu
ung erlebt, daß seine wiederholten Anträge auf Anhebung des Personal- und
Sachetats und auf Erweiterung des Bibliotheksgebäudes durch ein zusätzliches
Büchermagazin Auswirkungen zeigten. Aufgrund eines mündlichen Auftrages
der Vorgesetzten Behörde erstellte er mit Datum 2.September 1936 ein Gutach
ten 2 , in dem er zur Frage Stellung nahm, ob und gegebenenfalls in welchem
Umfang die wissenschaftlichen Bibliotheken des ehemaligen Kurfürstentums
Hessen, des damaligen Regierungsbezirks Kassel, zusammengefaßt werden
könnten. Das Gutachten erweiterte er mit Datum 8. April 1937 nach einer
Analyse der Struktur des wissenschaftlichen Bibliothekswesens der Stadt Frank
furt.
Von jeher war es Auftrag der Kommunalverwaltung, für den Regierungs
bezirk Kassel solche öffentlich-rechtlichen Aufgaben auf sozialem, kulturellem
und wirtschaftlichem Gebiet zu erfüllen, welche die Kraft und die Mittel der
einzelnen Kreisverbände und Städte überstiegen oder die erfolgreicher und
wirtschaftlicher durch eine planvolle Zusammenfassung der Kräfte bewältigt
werden konnten. Die Organisation und Finanzierung des öffentlichen wissen
schaftlichen Bibliothekswesens im Regierungsbezirk Kassel war sicher eine
derartige Aufgabe.
Hopf empfiehlt, irgendwie die Landesbibliothek Kassel, die Murhardsche
Bibliothek der Stadt Kassel und die Landesbibliothek Fulda zusammenzuschlie
ßen. Die zusammengelegte öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek in Kurhessen
müsse in Kassel beheimatet sein, der alten Landeshauptstadt und einzigen
Großstadt in Nordhessen. Die Zusammenfassung der einzelnen Erwerbungsetats
wie des Personals würde es erlauben, ein gut ausgestattetes wissenschaftliches
Bibliothekswesen in Kurhessen zu schaffen.
Hopf sieht in der Vereinigung der oben genannten drei Bibliotheksinsti
tute nicht die einzige Lösung. Er weist als Alternative auch darauf hin, daß in
Frankfurt (Main) die dort bestehenden sechs wissenschaftlichen Bibliotheken
unter einem Generaldirektor zusammengefaßt worden sind, derart, daß es bei
sonst selbständiger Verwaltung doch zu der unumgänglichen Erwerbungskoope
ration gekommen sei. Die negativen Erfahrungen mit der Kasseler losen
Arbeitsgemeinschaft zwischen der Landesbibliothek Kassel und der Murhard-
schen Bibliothek der Stadt Kassel und der Vergleich mit den in Frankfurt
festgestellten Tatbeständen führt Hopf bevorzugt zu der Empfehlung, die
Landes- und die Murhardsche Bibliothek zu einer Einheit zusammenzuschließen,
sie einer Verwaltung zu unterstellen. „Dann werden beide Anstalten, von einem
einheitlichen Willen geleitet, dem Bedürfnis der Stadt und des Landes nach
zuverlässiger wissenschaftlicher Literatur, die eigener Belehrung und beruflicher
Fortbildung zu dienen vermag, in weit größerem Umfang entsprechen können,
als das heute der Fall sein kann. Dann wird es mit der Zeit auch möglich werden,
jetzt noch brach liegende, aber viel begehrte Wissensgebiete, vor allem die
gesamten Naturwissenschaften, in gebührender Weise zu berücksichtigen, wofür
heute bei der Zersplitterung der Kräfte die Mittel fehlen.“ 2
Die Landeskommunalverwaltung führte 1937 und 1938 mit der Stadt
Kassel ihrem Verwaltungsauftrag gemäß Verhandlungen mit dem Ziel, wenigstens