Full text: 400 Jahre Landesbibliothek

entstammten übrigens nicht nur der Handschriftensammlung, sondern auch dem 
reichen Altbestand an Druckschriften, über den die Landesbibliothek verfügte. 
Immer wieder überkommt uns tiefe Trauer, daß alles dies verloren ist. 
Die Ausstellung hatte folgende Gruppen: 
1. Entwicklung der Neumen (Handschriften) 
la. Liturgische gedruckte Gesangbücher, Lautenbücher 
2. Zeitalter der Niederländer. Künstlicher Kontrapunkt (1400-1525) 
3. Ausgang der Niederländischen Epoche (1525 bis 1560). Kirchenkomponi 
sten und Madrigalisten 
4. Der Aufstieg der Italiener. Palestrina-Epoche (1560-1600) 
1. Italiener und andere Romanen 
5. Der Aufstieg der Italiener. Palestrina-Epoche (1560-1600) 
2. Deutsche, Schweizer, Niederländer, Engländer 
6. Die Reformperiode des 17. Jahrhunderts (1600-1650). „Musica Nuova“ 
Monodie. Oper. Suite 
1. Italiener u. a. 
2. Deutsche u. a. 
7. Kompositionen des Landgrafen Moritz’ des Gelehrten 1592-1627 
7a. Heinrich Schütz. (Sonderabteilung, aus 8 u. 9 herausgenommen) 
8. Hessische Abteilung. 1.2. (Komponisten vom 16.-19. Jahrhundert.) 
(ausgenommen Schütz) 
9. s. 8 : Fortsetzung 
10. Die großen Chorbücher um 1600 
Ausgelegt waren im ganzen 272 Werke, die mehrstimmige Musik zumeist in 
mehreren Stimmbüchern, soweit möglich mit den typographisch interessanten 
Titelblättern und Buchdruckerzeichen, um so auch den Wandel der Geister, 
Zeiten, Gattungen und Stile nach der drucktechnischen Seite hin ergänzend zu 
beleuchten (Wilhelm Hopf in: ZfB 45, 1928, 766). Bemerkenswert übrigens, daß 
es die Bibliothek nicht nötig hatte, auf Leihgaben anderer Institutionen zurück 
zugreifen. 
Ein freilich gedrucktes Pendant dazu sind seine „Handschriftenschätze 
der Landesbibliothek Kassel“ (in: Die Landesbibliothek Kassel. 1580-1930. 
Hrsg, von Wilhelm Hopf. Marburg: Eiwert 1930). Struck beschreibt darin die 
kostbarsten Stücke unserer Sammlung; für uns ist „der Struck“ noch heute 
unentbehrliches Hilfsmittel. Es heißt so schön im Vorwort: ... immer noch ist die 
Welt der alten vergilbten Pergamente das interessanteste und anregendste Kapitel 
im Leben der Bibliotheken. (S. III). Wäre er Bibliothekar an einer Gesamthoch- 
schul-Bibliothek, er hätte dies nicht unbelächelt schreiben dürfen. Struck ist es 
übrigens auch gewesen, der das Festkonzert in St, Martin zur Feier des 
350jährigen Bestehens der Bibliothek arrangiert hat. 
Dies alles waren Aktivitäten, die Struck im Rahmen seines Dienstes 
entwickelte. Schon 1919 in seiner Heimatstadt Rostock hatte er, da er nun einmal 
nicht selbst auf dem Podium wirken konnte, vor dem Podium im Stuhle des 
Musikkritikers Platz genommen. In Kassel setzte er dies an der Kasseler Post, am 
Hessischen Kurier, den Kasseler Neuesten Nachrichten, der Volkswacht sowie an 
auswärtigen Tageszeitungen und Fachzeitschriften fort. Jährlich gab er seine 
Überblicke über das Konzert- und Theaterleben Kassels in der Zeitschrift 
„Hessenland“; es entstand dadurch nicht nur ein Bild jener überaus lebendigen, 
bedrängten Zeit, er zeichnet auch quasi ein Bild von sich selber: Verstehenkön 
nen, Humor, Engagement und Unbestechlichkeit. Bemerkenswert die wohldo 
sierte Differenzierung seines Stils, je nach dem, wo er schrieb: In den „Kasseler 
Neuesten Nachrichten“ breiter, fast behaglich, gelegentlich sogar etwas blumig, 
im „Hessenland“ aber knapp, treffend und nicht ohne Schärfe. Das „Hessen 
land“ war ja dank Grotefend zu einem sehr ernst zu nehmenden Organ der 
nordhessischen Kulturszene geworden.
	        
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