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erklären: Ich werde nicht mer klug aus den zilen des fereins... Und so ist er,
Vertreter der „species phonetica“, ja nicht so weit entfernt von Jacob Grimm,
dem Vertreter der „species etymologica“, der da sagte; gleich aller geschichte
warnt die historische grammatik vor freventlichem reformiren, macht uns aber
lügenden der Vergangenheit offenbar, durch deren betrachtung wir den dunkel
der gegenwart mäßigen können. (Dt. Gram. 2. Ausg. Göttingen 1822, S. XVIII.)
Lohmeyer zitiert nämlich Jacob, der 1849 unsere Orthographie unrichtig,
barbarisch und schimpflich genannt (Kleinere Schriften. 7, 218-19) und dabei
wohl Lachmanns Ausspruch im Ohr hatte.
Nicht ganz so konträr wie die Phonetiker und Etymologen des 19. Jhs.,
und auch nur auf die Groß- und Kleinschreibung bezogen, sind die Positionen
der „Kommission für Rechtschreibfragen“ des Instituts für Deutsche Sprache
und der „Rechtschreibkommission“ der Gesellschaft für Deutsche Sprache,
welch letztere eigentlich keine Reform, sondern nur Liberalisierung anbietet. Sei
es nur Befürwortung der phonetischen Schreibweise, sei es eine Rechtschreibre
form, die zwar die Wurzeln unserer Sprache bewußt macht, dennoch die Kraft
der lebenden Sprache negiert, seien es die internationalen und nationalen
Konferenzen der Gegenwart, allen gleich ist das Bemühen, aus einer erstarrten
und widersinnigen Orthographie auszubrechen, und für alle gilt der Satz, den
Lohmeyer in seiner Zeitschrift „Reform“ immer wieder formulierte: Völlig
unbegreiflich, unnatürlich und unwürdig wird er alsbald einem jeden erscheinen,
welcher, den Millionen deutscher Kinder zuliebe, die alljährlich erst ganz neu in
die Geheimnisse der herrschenden Schreibung eingeführt werden, sich einmal die Titelei der zeitweise von Lohmeyer heraus-
Mühe nimmt, der orthographischen Frage etwas näher zu treten. Er wird der gegebenen Zeitschrift
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Zeitschrift
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bei der Post und durch Diedr. Hol tau - Verlag in Norden M 2.IU jälnlich
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Norden, den 15. Januar 1884 8. Jahrg-,