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Johann Hermann Schmincke (1684-1743)
Albert Duncker (1843-1886)
Wilhelm Lange (1857-1928)
Es ist selbstverständlich, daß sich der Bibliothekar an einer Landesbiblio
thek auch mit Landeskunde befaßt, ob nun biographisch, topographisch,
annalistisch, thematisch begrenzt, soziologisch-politisch oder archäologisch. Die
meisten behandeln im Laufe ihres Lebens, wie die Bibliographie ausweist, viele
der genannten Aspekte, doch bilden sich immer wieder Schwerpunkte heraus: Bei
Losch sind es die nach Amerika verkauften Landeskinder, bei Heldmann
Marburg und Fritzlar im Mittelalter, bei Brunner die Ortsgeschichte von Kassel
und Umgebung. Schmincke, Duncker und Lange haben ein Faible für die
Archäologie, neben vielem anderen, versteht sich, und was herauskam, kann sich
noch heute sehen lassen.
Johann Hermann Schmincke hatte das Glück, im Landgrafen Karl
(1670-1730) einen Landesvater zu haben, dessen Verehrung der klassischen
Antike ihre Ergänzung in einem lebhaften Interesse an der Geschichte des eigenen
Landes fand. Karl ließ systematische Grabungen veranstalten, nahm wohl auch
selbst daran, wenigstens beobachtend, teil. Schminckes Lebenswerk sollte eine
vierbändige „Hessische Historie“ krönen, deren erster Band den Titel „De
Hassia antiqua sub Cattis“ tragen sollte; er starb jedoch über die Ausführung hin.
Zurück blieben umfangreiche handschriftliche Notizen, die teilweise von seinem
Sohn später ediert wurden. Vorboten seines langgeplanten opus magnum jedoch
waren einige Disputationes bzw. Dissertationes, bei denen er laut Titelblatt nur
als Präses fungierte, während die Respondenten, die Prüflinge also, nach
landläufiger Ansicht die Verfasser waren. Es unterliegt aber wohl kaum einem
Zweifel, daß Schmincke selbst hier eigene Forschungsergebnisse veröffentlichte.
Und diese Dissertationen kreisen um das Thema: Chatten, Christianisierung
Hessens, Fritzlar, Büraberg.
Archäologie
Funde aus der Grabung auf der Maderhei-
de hei Gudensberg vom Jahre 1708. Bildta
fel aus der Schmincke/Osterlingschen Dis
sertation