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Von der Personen-Schiffahrt im Fuldatal.
Zunächst kann man nun die Frage stellen, was denn die Perso-
nen-Schiffahrt im Fuldatal mit der Geschichte von Sandershau
sen zu tun habe. Unmittelbar natürlich Nichts. Wohl aber doch
Einiges, was in Jahrzehnten die Bewohner des Dorfes in Ver
bindung mit dieser Schiffahrt erlebten und in Erinnerung be
hielten, und was auch in der Erinnerung weiterleben sollte.
So waren es ab und zu sonntägliche Dampferfahrten von Eltern
mit ihren Kindern von Kassel (Anlegestelle Schlagd) vorbei an
Sandershausen und Wolfsanger nach Spiekershausen zum "Fulda
garten", zur "Grauen Katze” oder zum "Roten Kater". Es waren
aber auch Schülerinnen und Schüler, die mit ihren Klassenleh-
reren; oder Vereinsmite'lieder, die mit ihrem Verein Tagesaus
flugfahrten mit dem Dampfer in 1 s schöne Fuldatal -oft bis
nach Hann. Münden- unternahmen. In diesen Fällen war zur Auf
nahme der Passagiere der Schiffsanlegeplatz nach Sandershau
sen in die Verlängerung der Wolfsangerstraße (wo nach dem
Krieg die Fähre war) verlegt worden.
Bei warmen Wetter war es für die in der -damals noch saube
ren- Fulda Badenden ein großes Vergnügen in den durch die
Schiffe verursachten Wellen zu schwimmen oder als Paddler mit
dem Paddelboot sich schaukeln zu lassen.
In den Sommermonaten war es ein gewohntes Bild, wenn die auf
den "Helleberg-" oder "Mühlenfeldwiesen" bei der Heu- oder
Grummeternte beschäftigten Frauen den Fahrgästen auf den vor
beiziehenden Fuldadampfern zuwinkten und so einen guten Aus
flug wünschten. Oft war natürlich auch etwas Wehmut dabei,
denn so ein Ausflug war doch schöner als die anstrengende
Arbeit in der Sonne.
Das bekannteste Schiff der Personen-Schiffahrt auf der Fulda
ist und bleibt warscheinlich auch die "Elsa" mit seinem ge
achteten Kapitän Ernst Ziege.
Der Familien-Ausflugdampfer, die gute alte "Elsa", entstand
im Jahre 1892 am Weserstrand bei Brüggemann u. Friedberg in
Hann. Münden. Beim Stapellauf trug das Schiff noch den Männer
namen "Gustav" und war ohne Heckschaufelrad, sondern mit vier
Schrauben -die für Vortrieb sorgten- ausgerüstet. Weil sich
das nicht bewährte (es war eine Fehlkonstruktion), bekam 1896
der "Gustav" das Heckschaufelrad., mit dem er in Erinnerung
vieler Menschen an Weser und Fulda tuckerte.
Im Jahre 1919 wechselte der Dampfer Namen und Besitzer. Aus
dem Schlepp- und Personenschiff "Gustav" wurde der Familien-
Ausf lugdampfer , die "Elsa", mit Platz für ca. 3oo Fahrgäste;
Liebling aller Kasseler, Kasselaner und Kasseläner sowie der
Bevölkerung der Randgemeinden.
Seit diesem Jahr 1919 war Schiffseigner und Kapitän der "Elsa”
Ernst Ziege. Er blieb dies auch bis zu seinem Tod im Oktober
des Jahres 1966
Die "Elsa" hatte also alle Geschehnisse des Krieges überstan
den. Anfang der 6oer Jahre wurde die "Elsa" für den Antrieb
des Heckschaufelrades mit einem Elektromotor ausgerüstet. Der
Schornstein blieb nur noch als Atrappe stehen.
Nach dem Tod von Ernst Ziege, schipperte Adolf Rehbein als
Kapitän der "Elsa" durch die Fluten der Fulda. In der Zeit um
1969 wäre für die "Elsa" eine Generalüberholung notwendig ge
wesen. Die Geldmittel für ein solches Vorhaben waren aber nicht