Full text: Geschichte II (3)

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Von der Personen-Schiffahrt im Fuldatal. 
Zunächst kann man nun die Frage stellen, was denn die Perso- 
nen-Schiffahrt im Fuldatal mit der Geschichte von Sandershau 
sen zu tun habe. Unmittelbar natürlich Nichts. Wohl aber doch 
Einiges, was in Jahrzehnten die Bewohner des Dorfes in Ver 
bindung mit dieser Schiffahrt erlebten und in Erinnerung be 
hielten, und was auch in der Erinnerung weiterleben sollte. 
So waren es ab und zu sonntägliche Dampferfahrten von Eltern 
mit ihren Kindern von Kassel (Anlegestelle Schlagd) vorbei an 
Sandershausen und Wolfsanger nach Spiekershausen zum "Fulda 
garten", zur "Grauen Katze” oder zum "Roten Kater". Es waren 
aber auch Schülerinnen und Schüler, die mit ihren Klassenleh- 
reren; oder Vereinsmite'lieder, die mit ihrem Verein Tagesaus 
flugfahrten mit dem Dampfer in 1 s schöne Fuldatal -oft bis 
nach Hann. Münden- unternahmen. In diesen Fällen war zur Auf 
nahme der Passagiere der Schiffsanlegeplatz nach Sandershau 
sen in die Verlängerung der Wolfsangerstraße (wo nach dem 
Krieg die Fähre war) verlegt worden. 
Bei warmen Wetter war es für die in der -damals noch saube 
ren- Fulda Badenden ein großes Vergnügen in den durch die 
Schiffe verursachten Wellen zu schwimmen oder als Paddler mit 
dem Paddelboot sich schaukeln zu lassen. 
In den Sommermonaten war es ein gewohntes Bild, wenn die auf 
den "Helleberg-" oder "Mühlenfeldwiesen" bei der Heu- oder 
Grummeternte beschäftigten Frauen den Fahrgästen auf den vor 
beiziehenden Fuldadampfern zuwinkten und so einen guten Aus 
flug wünschten. Oft war natürlich auch etwas Wehmut dabei, 
denn so ein Ausflug war doch schöner als die anstrengende 
Arbeit in der Sonne. 
Das bekannteste Schiff der Personen-Schiffahrt auf der Fulda 
ist und bleibt warscheinlich auch die "Elsa" mit seinem ge 
achteten Kapitän Ernst Ziege. 
Der Familien-Ausflugdampfer, die gute alte "Elsa", entstand 
im Jahre 1892 am Weserstrand bei Brüggemann u. Friedberg in 
Hann. Münden. Beim Stapellauf trug das Schiff noch den Männer 
namen "Gustav" und war ohne Heckschaufelrad, sondern mit vier 
Schrauben -die für Vortrieb sorgten- ausgerüstet. Weil sich 
das nicht bewährte (es war eine Fehlkonstruktion), bekam 1896 
der "Gustav" das Heckschaufelrad., mit dem er in Erinnerung 
vieler Menschen an Weser und Fulda tuckerte. 
Im Jahre 1919 wechselte der Dampfer Namen und Besitzer. Aus 
dem Schlepp- und Personenschiff "Gustav" wurde der Familien- 
Ausf lugdampfer , die "Elsa", mit Platz für ca. 3oo Fahrgäste; 
Liebling aller Kasseler, Kasselaner und Kasseläner sowie der 
Bevölkerung der Randgemeinden. 
Seit diesem Jahr 1919 war Schiffseigner und Kapitän der "Elsa” 
Ernst Ziege. Er blieb dies auch bis zu seinem Tod im Oktober 
des Jahres 1966 
Die "Elsa" hatte also alle Geschehnisse des Krieges überstan 
den. Anfang der 6oer Jahre wurde die "Elsa" für den Antrieb 
des Heckschaufelrades mit einem Elektromotor ausgerüstet. Der 
Schornstein blieb nur noch als Atrappe stehen. 
Nach dem Tod von Ernst Ziege, schipperte Adolf Rehbein als 
Kapitän der "Elsa" durch die Fluten der Fulda. In der Zeit um 
1969 wäre für die "Elsa" eine Generalüberholung notwendig ge 
wesen. Die Geldmittel für ein solches Vorhaben waren aber nicht
	        
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