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"verdrückt" werden. Jeder hatte seinen Trainer, welcher ihn
anfeuerte. Velmeten August, die "Palme", war Sieger geworden:
52 Kartoffeln hatte er im Bauch, Er bekam den ersten Preis,
eine Schachtel Zigaretten der Marke "R 6".
So geschehen an einem Wochentag. Es war ja viel Zeit, aber
kein Geld vorhanden.
Im Winter, wenn Schnee lag, war der "Hohlweg" am Galgenberg
unter Einbeziehung des oberen Teiles der Alten Hannoverschen
Straße, eine beliebte Rodelbahn für die Schulkinder und auch
Jugendlichen. Hier wurde oft noch lange nach Einbruch der
Dunkelheit in "Geleitzügen" (zwei oder mehr hintereinander
gebundene Schlitten) gerodelt.
Die zugefrorene Nieste wurde als Eisbahn für Eisgleiten auch
Rutschen genannt und zum Schlittschuhlaufen genutzt.
Jährlich einmal wurde unter der älteren männlichen Schuljugend
ein Fußballspiel "Unterdorf" gegen "Oberdorf" ausgetragen, was
nicht immer nur zu einem sportlichen Vergleich wurde. So kam
es auch vor, daß neben gewissen Fehden, von der unterlegenen
Mannschaft eine alsbaldige Revanche gefordert wurde. Gespielt
wurde in der normalen täglichen Straßenkleidung (also ohne
Dress und ohne Fußballschuhe), und kam dann ein Spieler mit
zerrissenem Hemd oder Hose oder auch mit kaputten Schuhen nach
Hause, gab es etwas aus der "Armenkasse", d.h. es gab von den
Eltern mehr oder minder heftige Prügel. Wenn diese Prügel auch
meist sehr schmerzhaft waren und immer eine Besserung gelobt
wurde, so war bis zum nächsten mal alles wieder vergessen. Als
Kinder in diesem Alter wurden die Sorgen und Nöte der Eltern
ja noch nicht begriffen.
Im Herbst eines jeden Jahres wurde immer das größte Fest im
Dorf, die Kirmes gefeiert. Das Fest, das schon Wochen vorher
seine Schatten voraus warf, war in seinem Ursprung zum Ab
schluß der Ernteeinbringung eine Art Erntedankfest.
Die Kirmes wurde auf allen drei in der Gemeinde vorhandenen
Sälen, dem Gasthaus "Zur Insel", dem Gasthaus "Vaterland" und
dem Gasthaus "Goldener Stern" am gleichen Wochenende gefeiert.
Dabei hatten natürlich auf jedem Saal Kirmesburschen und Kir-
mesmädchen, die von einem hier beheimateten Verein waren, das
Regiment und sorgten auch für die Musikkapelle. Unter diesen
gegebenen Voraussetzungen war es natürlich, daß jede Gruppe
der Kirmesburschen mit ihren Kirmesmädchen das beste Fest aus-
richten und somit die Besten, mit den größten Einnahmen sein
wollten.
Am Sonnabend-Nachmittag wurde unter Kirmesklängen der Musik
kapelle die "Schnaps-Kirmes-Buddel" vom Vorjahr wieder ausge
graben und somit das Kirmesfest eröffnet. Beim abendlichem
Vergnügen auf den Sälen ging es dann hoch her. Am Sonntag nach
dem Mittagessen zog der obligatorische Kirmesfestzug durch die
Straßen des Dorfes. Nachmittags und abends wurde dann auf den
Sälen kräftig weitergefeiert und getanzt. Es wurden auch schon
"Gesundheiten" gespielt. Ab dem Montagmorgen zogen die Kirmes
burschen mit ihren Kirmesmädchen, dem Kirmestuch und ihrer Ka
pelle von Haus zu Haus um gegen Entrichtung eines Oboluses den
Hausbewohnern "Gesundheiten" zu spielen und zu tanzen. Am spä
ten Abend ging dann das Fest mit der Versteigerung des Kirmes
tuches -einer bunten Tischdecke- und dem feierlichen Vergraben
der "Kirmes-Schnaps-Buddel", bis zum nächsten Jahr, zu Ende.
Während dem Feiern an den Kirmestagen , kam es auch vor, daß
versucht wurde, das Kirmestuch der Kirmesburschen von dem einen