Zu diesem angekündigten Spiel waren wesentlich mehr als die
sonst übliche Zahl an Zuschauern auf den Sportplatz gekommen.
Zum Spielbeginn kamen dann die schwarzhäutigen Spieler der
Mannschaft aus "Zentral-Afrika" mit urwaldähnlichem Gebrüll
auf einer Leiter, die über die Nieste gelegt war, unter dem
Dreschschuppen hindurch auf das Spielfeld. Während des Fuß
ballspieles aber färbten die schwarzen Spieler auf die weißen
Spieler ab und es stellte sich sehr bald heraus, was es mit
der Mannschaft aus "Zentral-Afrika" auf sich hatte. Des Rät
sels Lösung war: Elf Fußballspieler des Sandershäuser Verei
nes hatten sich beim August Distier in der Waschküche mit
Ofenruß ihre Haut schwarz eingefärbt. Tagelang nachher mußten
sie noch mit Wasser und Seife schrubben, um der Haut wieder
die natürliche Farbe zu geben. Das Sensations-Fußballspiel
Schwarz gegen Weiß war aber Wirklichkeit geworden.
Neben den Sportvereinen gab es in Sandershausen noch zwei Ge
sangvereine. Es war der 1862 gegründete Gesangverein "Lieder
tafel" mit dem Vereinslokal "Vaterland" bezw. "Goldner Stern"
und der l9o? gegründete Gesangverein "Frohsinn" mit seinem
Vereinslokal Gasthaus "Zur Insel".
Der Männerchor der Liedertafel errang beachtliche Erfolge,
die in der Auszeichnung mit dem 1 .Preis bei einem Wertungs
singen in Vollmarshausen, im Jahre '1924- , unter der Stabfüh
rung von Lehrer Henkel, einen Höhepunkt fand. Während der
Gesangverein "Liedertafel" keinem Bund angehörte, trat im
Jahre 1919 der Gesangverein "Frohsinn" dem "Deutschen Arbei
ter Sängerbund" bei. Ein großer Erfolg des Männerchores vom
Verein "Frohsinn" war, der unter der Leitung des Chorleiters,
Lehrer Schröder, bei einem Wertungssingen aller Gesangverei
ne im Stadt- und Landkreis Kassel im Stadtpark errungene er
ste Preis. Dieser Lehrer Schröder war über 2o Jahre Chorlei
ter des Gesangverein "Frohsinn". Ein weiteres Erlebnis für
den Männerchor des Vereines war die Teilnahme am Bundessänger
fest des DAS (Deutscher Allgemeiner Sängerbund) im Jahre 1928
in Hannover.
Im Rahmen der Gleichschaltung wurden im Jahre 1933 die beiden
Gesangvereine zusammengefaßt und führten nun den Namen "Ge
sangverein Sandershausen '1862".
In den zwanziger Jahren wurde auch in Sandershausen eine Ko
lonne des "Arbeiter-Samariter-Bund" gegründet. Diese Samari
ter, in der damaligen Zeit, handelten nach dem Leitsatz des
"ASB": "An jedem Ort, zu jeder Zeit, zur ersten Hilfe stets
bereit". Schon bald wurde auf der Bleiche ein Holzgebäude ge
baut und darin eine Unfallwache eingerichtet. Von hier aus
wurde so mancher Verletzte -nach einer Erstversorgung- mit
einer Rädertrage in ein Krankenhaus nach Kassel gebracht.
Nach 1933 wurde der "Arbeiter-Samariter-Bund" verboten und
sein Vermögen beschlagnahmt oder zerstört. Einige der Samari
ter traten dem "Roten Kreuz" bei.
Im Jahre 1928 wurde die "Freiwillige Feuerwehr Sandershausen"
gegründet, die nun den Brandschutz in der Gemeinde übernahm.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Männer einer bestimmten Alters-
guppe der Dorfbewohner zum Brandschutz im Ort verpflichtet.
Um für den Notfall gerüstet zu sein, wurden in gewissen Zeit
abständen unter der Leitung des gewählten Ortsbrandmeisters
oder seines Vertreters Übungs-Brandbekämpfungs-Einsätze unter
dem Namen "Feuerwehrübung" durchgeführt. Die zur Brandbekäm
pfung in der "Pflichtfeuerwehr" verpflichteten Männer waren
größtenteils froh, daß durch die Übernahme der Brandbekämpfung