Full text: Geschichte II (3)

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Berg, noch ein weiteres Ziel für einen Sonntagsausflug vor 
handen. Es war das "Zoll-Forsthaus", das ein Ausflugslokal 
geworden war und erstmals von dem Gastwirtsehepaar Ködding 
betrieben wurde. 
Gemeindliche Einrichtungen oder Anlagen für die Freizeitge 
staltung der Bürger waren im Dorf, außer dem Sportplatz und 
einem "Freibad", im Sinne des Wortes natürlich fragwürdig, 
nicht vorhanden. 
Der Sportplatz in der "Ern" war allerdings, im Sommer wäh 
rend der Getreide-Erntezeit, aus den folgenden Gründen, für 
Sport und Spiel nicht benutzbar. 
Auf dem Gesamtgelände des Sportplatzes stand auch der Dresch 
schuppen der Dreschgenossenschaft. Dieser Dreschschuppen war 
als Unterstellmöglichkeit für die genossenschaftseigene 
Dreschmaschine gebaut worden. Während der Getreide-Erntezeit 
wurde täglich, sofern es nicht regnete, das von den "Klein- 
anbauern" (Industriearbeitern usw.) und auch teilweise von 
den Landwirten (Bauern) abgeerntete, angefahrene Getreide 
hier gedroschen. So gab es während der Erntezeit oft Tage, an 
denen der gesamte Sportplatz von, mit Getreidegarben belade 
nen Wagen zugestellt war. 
Das "Freibad" am "Ziegenpark" war eine durch Bohlen erzeugte 
Stauung des Wassers der Nieste, da wo heute noch, unterhalb 
des jetzigen Freibades, der Steg über die Nieste ist. Hier 
ging der größte Teil der Sandershäuser Jugend ihrem Badespaß 
nach. Als Liegewiese konnte die gemeindeeigene steinige Gras 
fläche des Ziegenparks genutzt werden. Die Wirklichkeit war 
aber, daß auf der gegenüberliegenden Seite des Ziegenparks, 
die im Privatbesitz befindlichen Wiesenflächen besser und auch 
schöner waren, und daher, sehr zum Leidwesen der Eigentümer, 
als Liegewiese benutzt wurde. Strafandrohungen änderten an 
diesem Zustand auch recht wenig. 
Einem Teil der Sandershäuser Jugend war die Wasserfläche des 
Bades am Ziegenpark aber zu klein und zog es daher vor, in 
der, damals allerdings noch sauberen, Fulda zu baden. 
In Sandershausen gab es zwei Turn- und Sportvereine. Der eine 
war im Dachverband "Deutscher Arbeiter Turn- u. Sportbund" or 
ganisiert und hatte sein Vereinslokal im Gasthaus "Vaterland" 
(Wirt Backhausen) und der andere war im Dachverband "Deut 
scher Turnerbund" und hatte als Vereinslokal die Gastwirtschaft 
"Goldener Stern" (Wirt Hellwig). 
Im erstgenannten Verein, der den Namen "Turn- und Sportgemein 
de 1889 Sandershausen" hatte, waren unter dem Motto der Dach 
organisation "Frisch, Frei, Stark, Treu" neben Turner und 
Leichtathleten die Fußballmannschaften beheimatet. Im, durch 
eine, aus gesellschaftlich-politischen Gründen erfolgten Ab 
spaltung vom alten Verein entstandenen neuen Verein "Turn- u. 
Sportverein 07 Sandershausen" hatten unter dem Motto seines 
Dachverbandes "Frisch, Fromm, Frölich, Frei" neben den Turnern 
und Leichtathleten die Handballer ihr Domizil. 
Beide Vereine waren finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. 
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage wurden die sportlichen Ver 
anstaltungen von zahlenden Zuschauern auch nicht gerade gut 
besucht. So kam es, daß versucht wurde, durch ausgefallene 
Darbietungen Zuschauer anzulocken und ggf. zu begeistern. 
Eine solche ausgefallene Idee war im Jahre i93o ein Fußball 
spiel "Schwarz gegen Weiß". Überall im Dorf wurde durch große 
Plakate das Fußballspiel einer Mannschaft aus "Zentral-Afrika" 
gegen die einheimische Mannschaft aus Sandershausen angekündigt. 
-Io-
	        
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