Hierbei hatte die Beurteilung des politischen Vorlebens, d.h.
eine evtl, vorherige Parteizugehörigkeit oder politische Be
tätigung, eine große Bedeutung.
Die geringen Mengen der verfügbaren und zu verteilenden Bau
materialien, wurden zunächst für die Instandsetzung bezw, den
Aufbau von teilzerstörten Wohnhäusern eingesetzt. Hier war na
türlich, was auch sehr wichtig war, am schnellsten neuer Wohn-
raura beschaffbar. Im AnfangsStadium des Wiederaufbaues wurde
aber auch der Aufbau von Scheunen und Stallungen mit der Zu
teilung von Baumaterial bedacht. Ab 19^7 wurde dann auch mit
dem Wiederaufbau von total zerstörten Wohnhäusern und gewerb
lichen Räumen begonnen. Ein erstes "Wohnungsbau-Notstands
programm" wurde geschaffen. Für den Wiederaufbau von total
zerstörten Wohnhäusern, wurde aber nur der Bau von sogenannten
"Typenhäuser" genehmigt. Es konnte unter mehreren Haustypen
ausgewählt werden.
Neben den, von privater Seite bisher erfolgten Wiederaufbau
arbeiten jeglicher Art, wurde auch der Wiederaufbau des teil
zerstörten, gemeideeigenen 6-Familienwohnhauses, an der Fried
rich- Ebert-Straße durchgeführt.
Viele Wiederaufbauarbeiten wurden in eigener Arbeitsleistung,
neben der Arbeit im Betrieb, also nach Feierabend, ausgeführt.
Das war natürlich für die Betroffenen eine sehr große körper
liche und geistige Belastung.
Die für den Wiederaufbau benötigten Ziegelsteine wurden zu
nächst aus den eigenen Trümmerhaufen und, nach Übereinkunft
mit der Stadt Kassel, auch aus den Trümmerbengen in der Stadt
besorgt. Für die Frauen, Kinder und, nach Feierabend im Be
trieb, auch Männer, war es eine tagelange, oft auch wochen
lange, mühevolle Arbeit, mit einem Beil oder Hammer den Mörtel
von den Steinen abzuschlagen und sie so wiederverwendungsfä
hig zu machen. Auch die Bruch-(Sand-)Steine von den früheren
Kelleraußenmauern wurden aus den Trümmerhaufen zur Wiederver
wendung geborgen. Die Zuteilung von neuen Ziegelsteinen war
nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Das über die zugeteilte Menge an Bauholz hinausgehend an mehr
benötigtem Bauhulz, mußte oft -1t. Angaben der Forstverwaltung
vom Bauherrn im Wald selbst eingeschlagen und abgefahren wer
den. Waren die Nutzholzstämme nun vorhanden, kam das nächste
Problem. Die Stämme mußten auf einer Gattersägen auf die erfor
derlichen Kantholzquerschnitte zugeschnitten werden. Im Dorf
selbst und auch in unmittelbarer Umgebung gab es kein Sägewerk
mit einer solchen betriebsfähigen Gattersäge. Auch der Zimme
reibetrieb, Henkel & Schäfer, in Uschlag, der in Sandershausen
an vielen Wiederaufbaumaßnahmen die Zimmerarbeiten ausführte,
war nicht in der Lage selbst Kantholzquerschnitte zuzuschnei
den. Die Zimmerei mit einem Sägewerk, die Firma Hörich, in Ei
terhagen, hatte wohl ein betriebsfähiges Sägegatter. Es war
aber bei weitem nicht möglich, für alle Wiederaufbau- und Bau
vorhaben im Umland, die erforderlichen Kantholzquerschnitte zu
schneiden. Hinzu kamen auch noch gewisse Transportprobleme.
Wie aber sagt doch eine Redewendung; "Not macht erfinderisch!"
So kam es, daß der Sandershäuser Bürger, Wilhelm Decker, vor
seinem Grundstück, auf dem Weg an der Nieste, von der Heili
genröder Straße zum Sportplatz, eine Vorrichtung schuf, um aus
den angelieferten Baumstämmen Kantholzqueschnitte schneiden zu
können. Ein starker Elektro-Motor, mit einem großen Kreissäge
blatt, wurde auf einem Betonsockel fest montiert. Zwei Gleise