Full text: Geschichte II (3)

Hierbei hatte die Beurteilung des politischen Vorlebens, d.h. 
eine evtl, vorherige Parteizugehörigkeit oder politische Be 
tätigung, eine große Bedeutung. 
Die geringen Mengen der verfügbaren und zu verteilenden Bau 
materialien, wurden zunächst für die Instandsetzung bezw, den 
Aufbau von teilzerstörten Wohnhäusern eingesetzt. Hier war na 
türlich, was auch sehr wichtig war, am schnellsten neuer Wohn- 
raura beschaffbar. Im AnfangsStadium des Wiederaufbaues wurde 
aber auch der Aufbau von Scheunen und Stallungen mit der Zu 
teilung von Baumaterial bedacht. Ab 19^7 wurde dann auch mit 
dem Wiederaufbau von total zerstörten Wohnhäusern und gewerb 
lichen Räumen begonnen. Ein erstes "Wohnungsbau-Notstands 
programm" wurde geschaffen. Für den Wiederaufbau von total 
zerstörten Wohnhäusern, wurde aber nur der Bau von sogenannten 
"Typenhäuser" genehmigt. Es konnte unter mehreren Haustypen 
ausgewählt werden. 
Neben den, von privater Seite bisher erfolgten Wiederaufbau 
arbeiten jeglicher Art, wurde auch der Wiederaufbau des teil 
zerstörten, gemeideeigenen 6-Familienwohnhauses, an der Fried 
rich- Ebert-Straße durchgeführt. 
Viele Wiederaufbauarbeiten wurden in eigener Arbeitsleistung, 
neben der Arbeit im Betrieb, also nach Feierabend, ausgeführt. 
Das war natürlich für die Betroffenen eine sehr große körper 
liche und geistige Belastung. 
Die für den Wiederaufbau benötigten Ziegelsteine wurden zu 
nächst aus den eigenen Trümmerhaufen und, nach Übereinkunft 
mit der Stadt Kassel, auch aus den Trümmerbengen in der Stadt 
besorgt. Für die Frauen, Kinder und, nach Feierabend im Be 
trieb, auch Männer, war es eine tagelange, oft auch wochen 
lange, mühevolle Arbeit, mit einem Beil oder Hammer den Mörtel 
von den Steinen abzuschlagen und sie so wiederverwendungsfä 
hig zu machen. Auch die Bruch-(Sand-)Steine von den früheren 
Kelleraußenmauern wurden aus den Trümmerhaufen zur Wiederver 
wendung geborgen. Die Zuteilung von neuen Ziegelsteinen war 
nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. 
Das über die zugeteilte Menge an Bauholz hinausgehend an mehr 
benötigtem Bauhulz, mußte oft -1t. Angaben der Forstverwaltung 
vom Bauherrn im Wald selbst eingeschlagen und abgefahren wer 
den. Waren die Nutzholzstämme nun vorhanden, kam das nächste 
Problem. Die Stämme mußten auf einer Gattersägen auf die erfor 
derlichen Kantholzquerschnitte zugeschnitten werden. Im Dorf 
selbst und auch in unmittelbarer Umgebung gab es kein Sägewerk 
mit einer solchen betriebsfähigen Gattersäge. Auch der Zimme 
reibetrieb, Henkel & Schäfer, in Uschlag, der in Sandershausen 
an vielen Wiederaufbaumaßnahmen die Zimmerarbeiten ausführte, 
war nicht in der Lage selbst Kantholzquerschnitte zuzuschnei 
den. Die Zimmerei mit einem Sägewerk, die Firma Hörich, in Ei 
terhagen, hatte wohl ein betriebsfähiges Sägegatter. Es war 
aber bei weitem nicht möglich, für alle Wiederaufbau- und Bau 
vorhaben im Umland, die erforderlichen Kantholzquerschnitte zu 
schneiden. Hinzu kamen auch noch gewisse Transportprobleme. 
Wie aber sagt doch eine Redewendung; "Not macht erfinderisch!" 
So kam es, daß der Sandershäuser Bürger, Wilhelm Decker, vor 
seinem Grundstück, auf dem Weg an der Nieste, von der Heili 
genröder Straße zum Sportplatz, eine Vorrichtung schuf, um aus 
den angelieferten Baumstämmen Kantholzqueschnitte schneiden zu 
können. Ein starker Elektro-Motor, mit einem großen Kreissäge 
blatt, wurde auf einem Betonsockel fest montiert. Zwei Gleise
	        
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