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Kriegsgefangenschaft warten. Dabei wurden einige, entgegen
des Völkerrechts und der "Genfer Konvention", von einem Ge
wahrsamsstaat in einen anderen Gewahrsamsstaat überstellt.
Es wurde auch bekannt, daß die gebürtige Sandershäuserin,
Wilhelmine Pötter, geh. Schilling, aufgrnd ihres Glaubens,
als gläubige Bibelforscherin, in einem Konzentrationslager
umgekommen war.
Durch die sich schnell vergrößerte Einwohnerzahl und die Auf
nahme von Flüchtlingsfamilien im Dorf, wurde bei dem hohen
Zerstörungsgrad der Wohnhäuser, die Wohnungsnot immer größer.
Um die Vergabe des zur Verfügung stehenden Wohnraumes in ei
nigermaßen geordnete Bahnen zu lenken, wurde von der Gemein
deverwaltung, durch Beratung und Beschluß der Gemeindevertre
tung vom 08. April 1946, eine "Wohnungskommission" eingesetzt.
Dieser Wohnungskommission gehörten vom Gemeindevorstand bezw.
der Gemeindevertretung
Kirchner, Wilhelm ; Schäfer, Wilhelm ; Wagner, Hans ; Zufall,
Heinrich und außerdem Bachmann, Hans und Dippel, Heinrich
an.
Durch das Mißverhältnis vorhandener, zu vergebender Wohnraum
und Wohnungssuchende, wurde eine gerechte Verteilung durch
die Wohnungskommission schwierig. Wie sagt doch ein Sprich
wort; "Es Allen recht zu machen, ist eine Kunst, die Keiner
kann!" Aber das waren auch Tatsachen, daß menschliche Schwä
chen und Rücksichtnahme bezw. Verpflichtungen gegenüber ande
ren Personen -z.B. Parteifreunde- bei Vergabeentscheidungen
oft eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Offensicht
liche Fehlentscheidungen und Benachteiligungen wurden von der
Mehrheit in der Wohnungskommission als nicht existent be
zeichnet, oder auch, wie selbst erlebt, bei unwiderlegbarem
Beweis, als "Prezendenzfall" bezeichnet, und somit als ge
rechtfertigt abgetan.
Die Gemeindeverwaltungen hatten einen sogenannten "Bezirks-
Architekten" zu bestellen. Für Sandershausen wurde es der in
Sandershausen lebende Architekt Fritz Gebhardt.
Um für den beginnenden Wiederaufbau die wenigen, zur Verfü
gung stehenden Baumaterialien nach Dringlichkeit und voraus
sichtlichem Nutzungserfolg zu verteilen, wurde in der Sitzung
der Gemeindevertreter vom 08. April 1946, die Bildung einer
"Baukommission" beschlossen. Die Mitglieder dieser Baukommis
sion waren;
Vom Gemeindevorstand bezw. der Gemeindevertretung
Scheidemann, Christoph ; Fester, Georg ; Zufall, Heinrich
sowie als Bezierksarchitekt Gebhardt, Fritz und außerdem
Austermühl, Fritz ; Hemmelmann, Fritz ; Jannet, Otto und
Schöneweiß, Georg
Die Instandsetzung von teilzerstörtem Wohnraum, der Wieder
aufbau zerstörtet Wohnhäuser und Bauernhöfe bezw. der Neubau
von Wohnhäusern konnte nur sehr zaghaft beginnen und war mit
sehr großen Schwierigkeiten verbunden. Baumaterial, besonders
Zement, Kalk und Bauholz, war mehr als knapp und ohne Bezieh
ungen oder Zuteilung überhaupt nicht beschaffbar. Ebenso war
das Material und die Stoffe für den Haus-Innenausbau knapp
und kaum beschaffbar.
Die Reihenfolge der von den Hauseigentümern beantragten Zu
teilung von Baumaterial und die der zu genehmigenden Bauvor
haben, wurde grundsätzlich von der Baukommission getroffen.