Full text: Geschichte II (3)

Ab dem Jahre 192^ hatten die Sozialdemokraten die absolute 
Mehrheit im Gemeindeparlament und entschieden somit auch wer 
als Bürgermeister die Verwaltung der Gemeinde leiten sollte. 
Der verlorene Krieg wurde auch in Sandershausen immer spür 
barer. Die Handwerker im Dorf und auch die Arbeiter in den 
Kasseler Industriebetrieben hatten einen schlechten Verdienst. 
Im Sommer des Jahres 1921 war eine große Hitze, was zur Folge 
hatte, daß die Ernte zwar zügig und schnell eingebracht wer 
den konnte, der Ernteertrag einschl. der Kartoffelernte aber 
schlecht war. Was wiederum zur Folge hatte, daß der Preis für 
alle diese Erntegüter sehr hoch gestiegen war. Der normale 
Verdienst der Familien-Ernährer reichte kaum noch aus, den 
Lebensunterhalt ihrer Familien bestreiten zu können. Zu all 
dem wurde der dem Sommer und Herbst folgende Winter sehr streng 
und so waren die vorhandenen Holz- und Kohlevorräte schnell 
aufgebraucht. Dadurch wurde der Brennstoff-Einkauf auch immer 
teurer. 
Ab dem o*. Oktober 1922 war die zwischen Gemeinde und Kirche 
vertraglich vereinbarte Trennung von Schule und Kirche in 
Kraft (siehe auch Geschichte I , Seite 26/27)» Ein Grundstück 
der "Erlenhöfe" blieb bei der Schule für die beabsichtigte 
Schaffung eines Sportplatzes. Dieser geplante Snortplatz für 
die Jungend des Dorfes sollte auf Gemeindeland, Schulland und 
einem Gartenstück der Witwe Schmagold, alle im Bereich der 
"Erlenhöfe", geschaffen werden. Im Sommer des nächsten Jahres 
sollte dieser Sportplatz dann der Schule und den Sportverei 
nen übergeben werden. Dieser gesetzte Termin wurde eingehalten, 
und so wurde im Sommer 1923 einer freudigen Schuljugend und den 
in den Vereinen sporttreibenden Jugendlichen der Sportplatz die 
"Ern" zur Benutzung übergeben. 
Bedingt durch die Inflation brach auch in der Gemeinde Sanders 
hausen einiges zusammen. Viele Bürgerinnen und Bürger verloren 
ihren sauer erarbeiteten "Spargroschen" der fürs Alter gedacht 
war und standen somit, im wahrsten Sinne des Wortes, vor einem 
"Nichts". Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde in Sandershau 
sen der Versuch unternommen, erbrachte Leistungen in einer 
"Naturalienwährung" wie Schmalz-, Butter- bezw. Kornwährung zu 
begleichen, was aber auch nicht den gewünschten Erfolg brachte. 
Erst die Einführung der Rentenmark und ab 1924 der Reichsmark 
als gültiges Zahlungsmittel, verbesserte auch die Lage im Dorf 
etwas. Für das verdiente Geld konnte wieder Ware gekauft wer 
den. Der Verdienst der Handwerker und Arbeiter war im Verhält 
nis zu den Lebenshaltungskosten aber schlecht. Es wurde all 
seits auf bessere Zeiten gehofft. Zum Ende des Jahres ^924 gab 
es infolge von Auftragsmangel aber auch in Sandershausen schon 
die ersten Arbeitslosen. 
Im Jahre 1924 war der Sommer und folgende Herbst sehr regne 
risch. Die Landwirtschaft hatte beim Einbringen der Ernte un 
ter der schlechten Witterung zu leiden. 
Im Jahre 1924 gab es im Dorf eine ganze Anzahl schwächerer 
Kinder. Für 3o dieser körperlich schwachen Kinder wurde vom 
Kreis-Wohlfartsamt aus dem Vorrat der "Quäkersneisung" eine 
sechswöchige Speisung bewilligt. Von den Verantwortlichen in 
der Gemeinde wurden hauptsächlich bedürftige jüngere Kinder 
für diese Speisung ausgesucht. 
Im Jahre 1923 wurde vom damaligen Bürgermeister Karl Pfromm
	        

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