Full text: Geschichte II (3)

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Nach_Kriegsende_und_der_Wiederauf'bau_. 
Mit dem Ende der Kampfhandlungen im Gebiet um Kassel und der 
Besetzung durch amerikanische Truppenverbände war auch der 
Krieg für die Bürgerinnen und Bürger in Sandershausen beendet. 
Als "Recht" galten nun die Anordnungen der amerikanischen Of 
fiziere und der folgenden "Militärregierung". Zur Einhaltung 
und Überwachung dieser erlassenen Anordnungen, wurden vom Ame 
rikaner, ihm vertrauenswürdig erscheinende Personen eingesetzt. 
In Sandershausen war es zunächst, für eine Zeit von nur etwas 
über vier Wochen, Martin Siebert, der von den Besatzungstrup 
pen als Bürgermeister eingesetzt war. Danach wurde, mit Zu 
stimmung der Militärregierung, Moritz Zahnwetzer, kommissa 
rischer Bürgermeister. Wie in vielen Dörfern, so auch in San 
der shausen, wurden vertrauenswürdige Männer ausgewählt und mit 
Duldung der Besatzungsmacht, als unbewaffnete "Hilfspolizei" 
innerörtlich eingesetzt. Zu ihrem eigenen Schutz waren diese 
"Hilfspolizisten" immer mit dicken Knüppeln ausgerüstet unter 
wegs. 
Für die im Dorf jetzt Verantwortung tragende Personen, ja es 
muß wohl gesagt werden, für alle hier lebenden einheimischen 
erwachsenen Menschen, mußte zunächst eine Bestandsaufnahme er 
folgen. Diese Bestandsaufnahme sah so aus: 
1?8 Wohnhäuser total zerstört und somit unbewohnbar 
111 Wohnhäuser schwer beschädigt und kaum bewohnbar 
91 Wohnhäuser leichter beschädigt und mind. teilbewohnbar 
Einige, wenige Wohnhäuser fast ohne Schaden und somit voll 
bewohnbar. 
Der überwiegende Teil der Stallungen, Scheunen, Betriebs- und 
Geschäftsgebäude total zerstört. 
Fast sämtliche Wasser-, Kanal- und Gasleitungen zerstört. 
Unbeschädigt geblieben das Wasserwerk an der Milchstraße. 
Die Strom-Freileitungen zerrissen und die Masten der Leitungen 
größtenteils zerbrochen. 
Die Straßen durch Bombentrichter zerstört und durch Schuttber 
ge kaum passierbar. 
In der Eeldgemarkung viele Bombentrichter und in der Erde 
steckende Stabbrandbomben. 
Beim Einrücken der Amerikaner hatte Sandershausen nur noch 
etwa 6oo Einwohner. Eine genaue Zahl ist nicht vorhanden. Die 
se Einwohnerzahl stieg, durch die Rückkehr von Evakuierten 
und die frühe Heimkehr vom Glück begünstigter Soldaten der 
ehemaligen Wehrmacht, bis zum Herbst des Jahres 194-5 auf etwa 
1825 Personen an. 
Die vordringlichste Aufgabe war nun, die Schuttberge auf den 
Straßen zu beseitigen, die Bombentrichter aufzufüllen und so 
die Straßen einigermaßen passierbar zu machen. Des weiteren 
den zurückkommenden Bürgern eine Minimalversorgung an Wohn- 
raum zu geben. Es war auch wichtig, die Versorgung der Bürger 
mit Brauchwasser (Trinkwasser) zu verbesseren. 
Um die Zurückkommenden auch nur mit einem minimal erforder 
lichen Wohnraum versorgen zu können, war es erforderlich, in 
Wohnungen, die für eine Familie gerade ausreichend gewesen 
wäre, zwei Familien unterzubringen. Oft wurden auch Keller 
räume in sonst unbewohnbar zerstörten Häusern als "Wohnung"
	        
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