86
- 85 -
zur Nacht. Sintflutartige Regenfälle kamen vom Himmel. Ein
orkanartiger Sturm brach starke Äste von den Bäumen und es
wurden sogar Bäume entwurzelt. Von diesem Tag an war während
der gesamten Erntezeit fast nur Regenwetter. Auf dem Dresch
platz in der "Ern” stand die Dreschmaschine zeitweise unter
Wasser. Bedingt durch das schlechte Wetter wurde das Einbrin
gen der Ernte sehr schwierig.
Am 08. September 194-1 gab es Fliegeralarm. Die feindlichen
Flugzeuge flogen in Staffeln über Sandershausen hinweg, einen
Angriff auf Kassel. Im Stadtgebiet brachen durch diesen An
griff viele Brände aus. Die "Freiwillige Feuerwehr Sanders-
hausen" wurde zum Einsatz bei der Brandbekämpfung in Kassel
angefordert. Bei diesem Luftangriff fielen keine Bomben auf
Sandershäuser Gebiet. Alle Fliegeralarme im Jahre 194-1 blie
ben für Sandershausen ohne Folgen.
Das Jahr 194-2 bringt an den Frontabschnitten in Rußland stän
dig weitere heftige Kämpfe. In Frankreich, auf dem Balkan und
auf der Insel Kreta ist nur noch Partisanen-Geplänkel. In Af
rika beginnt ein kämpfender Vormarsch von Lybien nach Ägypten
und endet bei el Alamein in Stellungskämpfen, um nach dem
Fehl schlag des sogenannten "Fünf-Tage-Rennens" in Rückzugs
kämpfe überzugehen.
Die durch die Kämpfe entstandenen Verluste an Menschen und
Material wurden durch immer neue Einberufungen zur Wehrmacht
und immer größere Leistungsanforderungen auf allen Gebieten
der Produktion auszugleichen, versucht.
Bis hinein in den Sommer des Jahres ^94-2 waren zwar viele
Fliegeralarme, es gab aber keine Luftangriffe auf Kassel und
die nähere Umgebung. Es waren auch keine Schießereien der
"Flak" zu hören.
Mitte August 194-2 bekam Sandershausen auch eine "Flak-Stel
lung". An der Heiligenröder Straße im Bereich der Flur des
Osterholzes wurde eine Batterie 8,8 cm Geschütze stationiert.
In der Nacht vom 27« auf 28. August ^9^2 gab es um 25,So Uhr
Fliegeralarm und schon etwa fünf Minuten später hörte man die
ersten Staffeln der feindlichen Bomber kommen. Die rund um
Kassel stationierte "Flak” begann zu schießen. Es begann ein
Luftangriff auf Kassel, bei dem die Stadt in allen Bereichen
stark heimgesucht wurde. Sandershausen hatte in dieser Nacht
Glück. Es fiel keine Bombe in den Ort. Von diesem Zeitpunkt
an aber gingen die Bewohner mit gemischten Gefühlen zu Bett,
aus Angst vor neuen Fliegerangriffen.
Durch Bemühungen von Bürgermeister Westermann wurde in San
dershausen ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Die Unter
kunftsbaracken für die Kriegsgefangenen wurden am "Ziegen-
park" aufgestellt. Im November ^94-2 wurde das Lager mit den
ersten russischen Kriegsgefangenen belegt. Diese Kriegsgefan
genen wurden in der Landwirtschaft als Hilfs-Arbeitskräfte
eingesetzt. Über diese, nun zu erwartende, entlastende Ar-
beitshilfe, waren die Bauern im Dorf sehr froh.
Der sehr strenge Winter /1 94- y, /A2 hatte zur Folge, daß die Win
teraussaat "ausgewintert" war. In Sandershausen war die ge
samte Aussaat der Wintergerste und etwa die Hälfte der Roggen
aussaat durch die Kälte vernichtet worden. Aus diesem Grunde
waren die Bauern gezwungen, die ausgesäten Felder umzupflügen
und mit Hafer neu einzusäen.