Full text: Geschichte II (3)

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zur Nacht. Sintflutartige Regenfälle kamen vom Himmel. Ein 
orkanartiger Sturm brach starke Äste von den Bäumen und es 
wurden sogar Bäume entwurzelt. Von diesem Tag an war während 
der gesamten Erntezeit fast nur Regenwetter. Auf dem Dresch 
platz in der "Ern” stand die Dreschmaschine zeitweise unter 
Wasser. Bedingt durch das schlechte Wetter wurde das Einbrin 
gen der Ernte sehr schwierig. 
Am 08. September 194-1 gab es Fliegeralarm. Die feindlichen 
Flugzeuge flogen in Staffeln über Sandershausen hinweg, einen 
Angriff auf Kassel. Im Stadtgebiet brachen durch diesen An 
griff viele Brände aus. Die "Freiwillige Feuerwehr Sanders- 
hausen" wurde zum Einsatz bei der Brandbekämpfung in Kassel 
angefordert. Bei diesem Luftangriff fielen keine Bomben auf 
Sandershäuser Gebiet. Alle Fliegeralarme im Jahre 194-1 blie 
ben für Sandershausen ohne Folgen. 
Das Jahr 194-2 bringt an den Frontabschnitten in Rußland stän 
dig weitere heftige Kämpfe. In Frankreich, auf dem Balkan und 
auf der Insel Kreta ist nur noch Partisanen-Geplänkel. In Af 
rika beginnt ein kämpfender Vormarsch von Lybien nach Ägypten 
und endet bei el Alamein in Stellungskämpfen, um nach dem 
Fehl schlag des sogenannten "Fünf-Tage-Rennens" in Rückzugs 
kämpfe überzugehen. 
Die durch die Kämpfe entstandenen Verluste an Menschen und 
Material wurden durch immer neue Einberufungen zur Wehrmacht 
und immer größere Leistungsanforderungen auf allen Gebieten 
der Produktion auszugleichen, versucht. 
Bis hinein in den Sommer des Jahres ^94-2 waren zwar viele 
Fliegeralarme, es gab aber keine Luftangriffe auf Kassel und 
die nähere Umgebung. Es waren auch keine Schießereien der 
"Flak" zu hören. 
Mitte August 194-2 bekam Sandershausen auch eine "Flak-Stel 
lung". An der Heiligenröder Straße im Bereich der Flur des 
Osterholzes wurde eine Batterie 8,8 cm Geschütze stationiert. 
In der Nacht vom 27« auf 28. August ^9^2 gab es um 25,So Uhr 
Fliegeralarm und schon etwa fünf Minuten später hörte man die 
ersten Staffeln der feindlichen Bomber kommen. Die rund um 
Kassel stationierte "Flak” begann zu schießen. Es begann ein 
Luftangriff auf Kassel, bei dem die Stadt in allen Bereichen 
stark heimgesucht wurde. Sandershausen hatte in dieser Nacht 
Glück. Es fiel keine Bombe in den Ort. Von diesem Zeitpunkt 
an aber gingen die Bewohner mit gemischten Gefühlen zu Bett, 
aus Angst vor neuen Fliegerangriffen. 
Durch Bemühungen von Bürgermeister Westermann wurde in San 
dershausen ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Die Unter 
kunftsbaracken für die Kriegsgefangenen wurden am "Ziegen- 
park" aufgestellt. Im November ^94-2 wurde das Lager mit den 
ersten russischen Kriegsgefangenen belegt. Diese Kriegsgefan 
genen wurden in der Landwirtschaft als Hilfs-Arbeitskräfte 
eingesetzt. Über diese, nun zu erwartende, entlastende Ar- 
beitshilfe, waren die Bauern im Dorf sehr froh. 
Der sehr strenge Winter /1 94- y, /A2 hatte zur Folge, daß die Win 
teraussaat "ausgewintert" war. In Sandershausen war die ge 
samte Aussaat der Wintergerste und etwa die Hälfte der Roggen 
aussaat durch die Kälte vernichtet worden. Aus diesem Grunde 
waren die Bauern gezwungen, die ausgesäten Felder umzupflügen 
und mit Hafer neu einzusäen.
	        

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