Full text: Geschichte II (3)

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Auffassung in der Lebensart, aber besonders durch das Zusam 
menleben auf engstem Raum, kam es zwangsläufig auch zu Strei 
tigkeiten zwischen Sandershäuser Bürgern und "Rückgeführten". 
Diese Streitigkeiten verminderten sich erst etwas, nachdem am 
07. November 1959 1 ein Teil der "Rückgeführten" in den Kreis 
Hünfeld umquartiert wurde. 
Ende November 1959 bezog eine Kompanie Eisenbahnpioniere in 
den Sälen der hiesigen Gastwirtschaften Quartier. Es waren 
nun noch 269 "Rückgeführte" und etwa 2oo Soldaten in Sanders 
hausen einquartiert. 
Der Feldzug in Polen, der als "Feldzug der achtzehn Tage" in 
die Geschichte eingehen sollte, war mit der Aufgabe des letz 
ten Stützpunktes des polnischen Widerstandes auf der befes 
tigten Halbinsel Heia, am ol . Oktober 1959 beendet. Im Ver 
trag vom 28. o9* 1959 hatte schon die Sowjetunion und Deutsch 
land die Grenzen beidseitiger Staatsinteressen festgelegt. 
Polen existierte nicht mehr! 
Im Polenfeldzug mußten auch zwei junge Sandershäuser Bürger 
als Soldaten ihr Leben, wie hieß es doch damals: "Für Führer, 
Volk und Vaterland!" lassen. Es waren: 
Werner, Willi geboren am ^5. Mai 19^6 
gefallen am 15. September ^959 
Leimbach, Heinz geboren am 25. September 19^6 
gefallen am 18. September 1959 
Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, daß dies erst 
der Anfang von unsagbarem Leid und großen Opfern an Menschen 
leben sein würde. 
Nachdem der Feldzug gegen Frankreich, der auch als "Feldzug 
der sechs Wochen" bezeichnet wurde, weitgehend entschieden 
war, gab es für die "Rückgeführten" aus dem Saarland nur noch 
eine Parole und die lautete natürlich: "Nix wie heim!" 
Am 2o. Juni 19^0 fand eine, von Gemeindeverwaltung und Partei 
ausgerichtete Abschiedsfeier für die Saarländer im Gasthaus 
"Vaterland" statt. Es wurde bis spät in die Nacht gefeiert, 
aber warscheinlich aus zwei verschiedenen Blickrichtungen, 
Die einen, weil sie wieder in ihre Heimat zurück konnten und 
die anderen, weil sie nun von der Einquartierung befreit wa 
ren. 
Während der Einquartierungszeit wurde an die "Rückgeführten" 
an Unterhalt und Quartiergeld insgesamt ein Betrag von 
RM 158,587*oo gezahlt. Dieser Betrag wurde von der Reichs-Fi 
nanzbehörde der Gemeinde zurückerstattet. 
Im Feldzug gegen Frankreich, der am 'io. Mai l94o um 5»5o Uhr 
mit einer Offensive an der Westfront in Holland und Belgien 
begann und mit der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni l94o 
-in der Nacht vom 24. zum 25. Juni verstummten alle Geschütze 
beendet wurde, mußte auch wieder ein junger Sandershäuser Bür 
ger sein Leben lassen. Es War: 
Jäger, August geboren am ^o. April 1915 
gefallen am ol. Juni ^940 
Durch von Zeit zu Zeit, meistens in der Nacht, immer wieder 
erfolgte Fliegeralarme, wurden die Menschen aus dem Schlaf 
gerissen um die "Luftschutzkeller" oder sich selbst gebaute 
Erdstollen aufzusuchen. Am anderen Morgen ging trotz fehlen 
der Nachtruhe die Arbeit voll weiter und die Kinder mußten 
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