Full text: Geschichte II (3)

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Auf der Grundlage der Feststellung der deutschen Kriegsschuld 
wurden Reparationsleistungen in noch nicht festgesetzter Höhe 
verlangt. Eine erste Festsetzung in einer astronomischen Grös 
senordnung wurde von der Reichsregierung ahgelehnt. Es erfolg 
te eine neue Festsetzung der baren Geld-Reparationsleistungen 
auf eine Summe von 132 Milliarden Goldmark und bei Nichterfül 
lung die Androhung der Besetzung des Ruhrgebietes. 
Das politische Leben war nach neuen Grundsätzen ausgerichtet 
worden. Es sollte gelten, gleiches Recht für Alle, und daraus 
folgernd, vor dem Gesetz sind Alle gleich. Das "Dreiklassen 
wahlrecht" war abgeschaft und durch ein neues gleiches Wahl 
recht für Alle ersetzt worden. Es konnten nun auch die Frauen 
wählen. 
Im Frühjahr ^921 begann die Wechselwirkung zwischen der Frage 
der Reparationen die Deutschland zu leisten hatte, der allge 
meinen wirtschaftlichen Entwicklung und der deutschen Innen 
politik. Die Erfüllung der Reparationsleistungen führten un 
aufhaltsam weiter zu immer größer werdenden Geldwertverlusten 
der "Deutschen Währung” bis hin zur großen Inflation mit ih 
rem Höhepunkt im Jahre ^923 • Auf diesem Höhepunkt sank der 
Geldwert täglich und es wurde letztendlich nur noch mit Bil 
lionen gerechnet. Folglich mußten auch täglich neue Banknoten 
in Umlauf gebracht werden. Die Auszahlung des Arbeitslohnes 
erfolgte auch täglich und nach Erhalt des Geldes mußte sofort 
in die Geschäfte gerannt werden, um überhaupt dafür noch etwas 
kaufen zu können. Für eine Billion Mark war kaum noch ein klei 
ner Laib Brot oder zwei Handkäse zu haben. 
Auf dem Höhepunkt der Inflation war der Wert von einem US-Dol 
lar gleich 4,2 Billionen Papiermark. 
Mit Einführung der Rentenmark als Zahlungsmittel, im Oktober 
des Jahres 1925* wurde der Stabilisierungsprozess der deut 
schen Währung eingeleitet und die Inflation überwunden. Durch 
die Inflation und ihren Folgen ging auch so mancher schwer er 
arbeitete Spargroschen verloren, und es gab Familien, die ihr 
gesamtes Hab und Gut einbüßten. 
Ab 1924 wurde die "Reichsmark" endgültige deutsche Währung. 
Diese allgemeine wirtschaftliche und politische Lage einher 
gehend mit der Zerstrittenheit der Parteien war wohl auch ein 
Grund dafür, daß in der Zeit vom 13« Februar 1919 bis zum 
3o, November ^923 zehn verschiedene Reichsregierungen im Amt 
waren um in Deutschland zu regieren. Für die Folgezeit mit dem 
Beginn einer ständig steigenden Arbeitslosigkeit ist der poli 
tische und wirtschaftliche Zustand im Deutschland der "Weima 
rer Republik" wohl dadurch bestens gekennzeichnet, daß in der 
Zeit vom 3o. November ^923 his zum 3°» Januar 1953 wiederum 
zehn Reichsregierungen in verschiedenster Zusammensetzung im 
Amt waren, um die anstehenden Probleme zu lösen. Das Haupt 
problem, den Anstieg der Arbeitslosigkeit einzudämmen und so 
mit die wirtschaftliche Lage für breite Bevölkerungsschichten 
spürbar und nachhaltig zu verbesseren gelang -selbst mit Not 
verordnungen- aber keiner dieser Regierungen. 
War die Arbeitslosenzahl bis zum Anfang des Jahres ^928 auf 
rd. eine Million angestiegen, so waren es zum Anfang des Jah 
res 1952 schon rd, sechs Millionen, die ohne Arbeit waren 
und im Januar 1953 über sechs Millionen Arbeitslose,
	        

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