Full text: Geschichte I (2)

die beim Verkauf von Waren unverschämt hohe Preise, die in 
überhaupt keinen Verhältnis zum realen Wert stehen, fordern 
Es könnte daher sein, daß Sandershäuser Marktfrauen beim 
Verkauf ihrer Waren auf dem Königsplatz in Kassel wegen zu 
hoher Preise so genannt wurden und darin die Ableitung des 
Bei- oder Spottnamen zu suchen wäre. 
Es gibt auch noch eine andere Version über den Ursprung des 
Bei- oder Spottnamen "Sangerschhieser Haisabschnieder". 
Am 17. September 1871 wurde der zweiundzwanzig jährige 
Asmuth E s t e i n nach einem Wirtshausstreit von einem 
anderen Sandershäuser erstochen. In dunkler Nacht wurde er 
verblutet auf der Straße liegend aufgefunden. Der in jenen 
Jahren in großen Mengen konsumierte Schnaps hat bei dieser 
Tat eine böse Wirkung gehabt. 
Welche der beiden Versionen letztendlich der Ursprung des 
Bei- oder Spottnamen "Sangerschhieser Halsabschnieder" ist, 
läßt sich nie mit Sicherheit klären. 
Sandershäuser_Beinamen_oder_auch_Spottnamen 
So wie "Kupille" und "Ephesus" als Kasseler Originale heute 
noch in und um Kassel herum bekannt sind, so sind auch in 
Sandershausen noch Bei- oder Spottnamen -die auch als Be 
zeichnung für originelle menschliche Typen gelten könnten- 
bekannt bezw. überliefert. 
So wäre ein Kiehlborn als "Deutsche Flotte", ein Bauer 
Karl Horwart als "Graf", ein Schmagold als "Patlaks" und 
seine Ehefrau als "Zegenmutter" (Ziegenmutter) in die Reihe 
Sandershäuser "Originale" einzureihen. 
Auch in Sandershausen hatten oft viele Familien den glei 
chen Familiennamen. Damit man nun wußte, wer gemeint war, 
wurden Beinamen, die auch oft Spottnamen waren, angewandt. 
Von den vielen Familien mit dem Namen Engel sagte man z.B. 
zu einem Wilhelm Engel "Schniederengel" weil er von Beruf 
ein Schneider war; Gustav Engels Vater nannte man den "Som 
merengel" ; zum Hennen Engel sagte man "Leichtenengel"; an 
dere mit dem Familiennamen Engel wurden "Schnuddelengel" und 
"Treppenengel" genannt. Einen Bauer Schmagold nannte man 
"Pauker", einen anderen Schmagold "Schlots". Mit "Mehlen 
vetter" wurde einer der Hämmerlings bezeichnet. Ein Georg 
Umbach kannte man nur als "Bärenjunge" und seinen Vetter 
als "Fröschchen". Der Bauer und Bürgermeister Johannes 
Umbach war wegen seiner Körperfülle der "Glutten". Weiter 
hin wurde ein August Vellmete die "Palme", Fritz Dippel 
"Stupps" ; Georg Mackenroth "Jack" und Georg Kiehlborn 
"Nuppel" genannt. 
Es hat mit Sicherheit in Sandershausen im Laufe seiner Ge 
schichte noch viel mehr dieser Bei- oder Spottnamen gegeben, 
und mit vielen dieser Namen sind Anekdoten und Volkshumor 
verbunden. 
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