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Durchlauchtigster Herzog,
Gnädigster Herr !
Diejenige bereitwilligkeit Ew. Durchlaucht Ordres mit dem
grösten Vergnügen auszurichten, hat mich zwar heute ange-
triehen dem Feinde mit meinem unterhabenen Corps wie ich
nicht anderst sagen kann beherzt entgegen zu gehen; der Aus
schlag davon aber ist solchergestalt ausgefallen, daß ich
einen totalen Verlust erlitten habe. Nicht der beherzteste
Angriff derer Trouppen noch weniger die Begierde mit dem
Feinde Handgemein zu werden, ist die Ursache dieses unglück
lichen Ausschlages, sondern die grose Ueberlegenheit des
Feindes, wovon in allen meinenvorigen Berichten meldung ge-
than.
Den Vorfall Selbsten zu detailliieren, so bestehet er haupt
sächlich darinnen, daß nach der Einrückung des Feindes in
Cassel derselbe seine ganze Cavallerie, meiner Rechnung nach
in 11 Escadronen bestehend, bey der neuen Mühle über die
Fulda gehen liese, zu gleicher Zeit aber mit seiner Infan
terie durch Cassel auf Bettenhausen anrückte, um daselbsten
die Hessischen Jäger und Husaren zu delogiren. Ich schickte
also balden mein unterhabendes Regiment dahin ab, um dieselbe
zu souteniren, beförderte auch ihre Repliirung solcherge-
stalten, daß die völlige Anhöhe jenseits Sangershausen oc-
cupirte, ohne den geringsten Verlust zu haben.
Während dieser Zeit rückte der Feind mit stärkerer Force aus
der Stadt, fieng auch sobald er das Dorf Sangershausen er
reichet, mit einigen Ganonen Schüsse an, hörte aber balden
auf, formirte sich in zwei Linien solchergestalten, daß er
zwischen denen Bataillons immerhin Cavallerie und Artillerie
postirte. _ -
Meine Position war die beste die jemals hätte nehmen können, |
auf der rechten Flanque hatte die Fulda und precipiss, wel
ches mit Jägers und Grenadiers besetzt hatte; vor der Fronte
meines Corps war die Anhöhe, welche der Feind zu gewinnen
sich wohl hätte müssen vergehen lassen, auf der linken Flan
que hatte die 3 Escadronen Cavallerie, welche sich an ein
Holz appuyirten, dieses Holz war aber mit denen Hannover
schen Jägern und dem Freywaldisehen Battaillon besetzt, auf
dieses Holz formirte der Feind seine Attaque und fieng auf
unsere Fronte zu avanciren an.
Dieser Canonade nicht länger expnirt zu seyn, arancirte mit
der ganzen Linie, wozu mich Hauptsächlich die Degagirung de
rer Jägers und Freywaldisehen Bataillons bewogen, auch fast
an meiner rechten Flanque zu gleicher Zeit attaquiret war,
nicht zu evitiren Stunde; Es thate den erwünschten Effect
daß der Feind unterschiedene Mahlen sich repliirte, und wä
re die Contenance derer Land Bataillons ihrem sonstigen gu
ten Willen gleich gewesen, so könnte vieleicht von einem
besseren Ausgang meldung thun.
Besonders aber muß das Löbl. Canitzische Regiment vor allen
anderen anrühmen; von dem meinigen kann ein gleiches mit
Fug und Recht sagen, wenn nicht die Land Bataillons hierin
nen einige confusion erwecket. Die Escadron vom Prinz Fried-
richichen Dragoner Regiment hat sich sonderbar distinguiret.
Was dabey zu beklagen ist, ist der Verlust so vieler Braven
Officiers. Der Oberste von Prüschenk ist blessiert, der
Oberste von Canitz und von Urff verreist; überhaupt ist mir