Full text: Geschichte I (2)

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Durchlauchtigster Herzog, 
Gnädigster Herr ! 
Diejenige bereitwilligkeit Ew. Durchlaucht Ordres mit dem 
grösten Vergnügen auszurichten, hat mich zwar heute ange- 
triehen dem Feinde mit meinem unterhabenen Corps wie ich 
nicht anderst sagen kann beherzt entgegen zu gehen; der Aus 
schlag davon aber ist solchergestalt ausgefallen, daß ich 
einen totalen Verlust erlitten habe. Nicht der beherzteste 
Angriff derer Trouppen noch weniger die Begierde mit dem 
Feinde Handgemein zu werden, ist die Ursache dieses unglück 
lichen Ausschlages, sondern die grose Ueberlegenheit des 
Feindes, wovon in allen meinenvorigen Berichten meldung ge- 
than. 
Den Vorfall Selbsten zu detailliieren, so bestehet er haupt 
sächlich darinnen, daß nach der Einrückung des Feindes in 
Cassel derselbe seine ganze Cavallerie, meiner Rechnung nach 
in 11 Escadronen bestehend, bey der neuen Mühle über die 
Fulda gehen liese, zu gleicher Zeit aber mit seiner Infan 
terie durch Cassel auf Bettenhausen anrückte, um daselbsten 
die Hessischen Jäger und Husaren zu delogiren. Ich schickte 
also balden mein unterhabendes Regiment dahin ab, um dieselbe 
zu souteniren, beförderte auch ihre Repliirung solcherge- 
stalten, daß die völlige Anhöhe jenseits Sangershausen oc- 
cupirte, ohne den geringsten Verlust zu haben. 
Während dieser Zeit rückte der Feind mit stärkerer Force aus 
der Stadt, fieng auch sobald er das Dorf Sangershausen er 
reichet, mit einigen Ganonen Schüsse an, hörte aber balden 
auf, formirte sich in zwei Linien solchergestalten, daß er 
zwischen denen Bataillons immerhin Cavallerie und Artillerie 
postirte. _ - 
Meine Position war die beste die jemals hätte nehmen können, | 
auf der rechten Flanque hatte die Fulda und precipiss, wel 
ches mit Jägers und Grenadiers besetzt hatte; vor der Fronte 
meines Corps war die Anhöhe, welche der Feind zu gewinnen 
sich wohl hätte müssen vergehen lassen, auf der linken Flan 
que hatte die 3 Escadronen Cavallerie, welche sich an ein 
Holz appuyirten, dieses Holz war aber mit denen Hannover 
schen Jägern und dem Freywaldisehen Battaillon besetzt, auf 
dieses Holz formirte der Feind seine Attaque und fieng auf 
unsere Fronte zu avanciren an. 
Dieser Canonade nicht länger expnirt zu seyn, arancirte mit 
der ganzen Linie, wozu mich Hauptsächlich die Degagirung de 
rer Jägers und Freywaldisehen Bataillons bewogen, auch fast 
an meiner rechten Flanque zu gleicher Zeit attaquiret war, 
nicht zu evitiren Stunde; Es thate den erwünschten Effect 
daß der Feind unterschiedene Mahlen sich repliirte, und wä 
re die Contenance derer Land Bataillons ihrem sonstigen gu 
ten Willen gleich gewesen, so könnte vieleicht von einem 
besseren Ausgang meldung thun. 
Besonders aber muß das Löbl. Canitzische Regiment vor allen 
anderen anrühmen; von dem meinigen kann ein gleiches mit 
Fug und Recht sagen, wenn nicht die Land Bataillons hierin 
nen einige confusion erwecket. Die Escadron vom Prinz Fried- 
richichen Dragoner Regiment hat sich sonderbar distinguiret. 
Was dabey zu beklagen ist, ist der Verlust so vieler Braven 
Officiers. Der Oberste von Prüschenk ist blessiert, der 
Oberste von Canitz und von Urff verreist; überhaupt ist mir
	        
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