Breslau d. 12 Juni 1851
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Ihr lieber Brief vom 8ten hat mich sehr angenehm
überrascht, und die Sehnsucht, Sie auch in diesem
Sommer zu sehen und zu hören wieder aufs Neue
lebendig gemacht. Vor einem Jahre hatte ich Gelegen-
heit, mich recht viel mit Ihnen zu beschäftigen,
da stand uns Ihr lieber Besuch so nahe bevor, doch
kann ich Sie auch diesmal nicht hierhaben, so hoffe
ich doch, so Gott will, Ende Juli oder Anfang
August auf ein paar Tage in Cassel zu sein.
Ich habe nämlich kühne Reisepläne vor, und will
ohngefähr am 6ten Juli mit dem Instrumentenbauer
Bessalié, der einen schönen Flügel nach London gesendet,
dorthin, um die Ausstellung und London zu sehen,
ohngefähr 14 Tage dort zu verweilen, und dann
über Paris, wo ich auch vielleicht 5 Tage bleiben will,
nach Deutschland zurückzukehren. Da ich seit 1846 nicht
mehr gereist bin, so halte ich es diesmal für
ganz zweckgemäß. Sie sind mir auch noch 2 Salon-
stücke schuldig, da ich blos 4 gehört habe.
Wenn Sie jetzt nach Liebich’s Garten, da, wo wir Ihre
es dur-Sinfonie spielten, kommen sollten, so wür-
den Sie das Terrain schwerlich wieder erkennen.
Der alte Saal rechts ist weggenommen, statt dessen
erhebt sich links ein imposanter, prächtiger Winter-