Breslau d. 3 April 51
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
ich kann nicht unterlassen, Ihnen zu Ihrem Geburts-
tage zu gratuliren. Mit Wehmuth denke ich an das
verflossene Jahr, wo ich Ihnen in Gesellschaft Ihres lieben
Nichtchens, die gerade hier Triumphe feierte, zu diesem Tage
Glück wünschte, und wo mich dabei die freudige Hoff-
nung beseelte, in ein paar Monaten Sie selbst in
Breslau’s Mauern zu haben. Wie golden war doch
gegen jetzt noch die Zeit; doch muß sich es wohl
bald einmal ändern, und hoffe ich, daß Sie mit Ihrem
großen, kräftigen Geiste Alles glücklich überwinden
werden. Es vergeht natürlich kein Tag, wo wir
uns nicht Ihrer erinnern; vor 3 Wochen und vor
8 Tagen aber in ganz besonders poetischer Weise.
Es wurde nämlich heut vor 3 Wochen [zu] Blechas
Benefiz im imposanten Saale des Kroll’schen Winter-
gartens mit verstärkter Theaterkapelle Ihre Weihe
der Töne gegeben, und zwar, ohne Eigenliebe gesagt,
in vollendeter Weise. Eine Streichquartett- und drei
sorgfältige Orchesterproben gingen der Aufführung
voran, so daß dann die feinste Nüaneirung zu
Tage kam. Die sprudelnde Quelle im ersten Satz, die
Vögelstimmen, der Sturm, alles schön und goldrein,