Breslau 3ten Februar 1851.
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Es drängt mich wiederum sehr an Sie zu schreiben;
seit Empfang Ihrer letzten freundlichen Zuschrift, ist erst
Hessen ordentlich in das Stadium seiner härtesten
Prüfungen getreten; ich kann mir Ihre und aller
braven Einwohner Hessens Stimmung denken. Glauben
Sie indeß, daß die unsrige nicht viel besser ist.
Von Ihrem Kurfürsten konnte man sich dessen ver-
sehen, wiewohl ich glaube, daß er sein Verfahren
schon bitter bereuen mag, da er wohl jetzt einsieht,
daß ihm seine Beschützer über den Kopfwachsen
und er gelegentlich doch zu Grunde gehen wird.
Daß aber Preußens Politik die Bedrückungen
Ihres Landes ruhig mit ansieht, benimmt uns selbst
Glauben und Hoffnung. Da Sie als ein Mann
liberaler Gesinnung bekannt sind, haben Sie wohl
am Ende auch Einquartierung erhalten. Das fehlte
in Ihrem stillen Kunstasyl noch! Wie geht es
in diesen trüben Zeiten mit der Ausübung Ihrer
Kunst? Ihre Kapelle haben Sie wohl nun wieder
beisammen, wie war es aber vorher? Gaben Sie
da immer noch Opern? Bei uns sind wir in
der Musik noch fleißig. In den Winter-Abonnements-