Full text: Brief von Adolf Friedrich Hesse an Louis Spohr

Breslau d. 6. October 50.

Hochgeehrtester Freund und Gönner!

ich hegte die stille Hoffnung, im Laufe dieser Monate
einige Zeilen von Ihnen zu erhalten; Sie mögen aber
bei Ihrem Nachhausekommen der Arbeit viel gefunden
haben, und später durch die politischen Wirren vom
Schreiben abgehalten worden sein. Daß Sie die Kunst-
freunde in Berlin noch durch Ihr Spiel begeistert,
habe ich in vielen Blättern gelesen. Wir hatten uns
hier an Ihre Gegenwart schneller gewöhnt als ent-
wöhnt; es konnte daher nicht fehlen, daß nach Ihrer
Abreise eine große Leere entstand. Wenn wir
dann gelungene Sinfonie-Aufführungen hatten (die
bekanntlich immer mit der Mehlspeise in der Goldenen
Gans zusammentreffen,) bedauerten wir alle, Sie
nicht als unsern vornehmsten Zuhörer dabei zu
haben. Überhaupt wird hier, noch täglich von
der schönen Festzeit, die Sie uns bereitet hatten,
gesprochen. Vorgestern hat die Theaterkapelle
ihre Winterkonzerte im großen Saale des Wintergartens
eröffnet; wir gaben die Sinfonie in c von Franz
Schubert, die nach zwei sorgfältigen Proben wirklich
prachtvoll ging. Vor 6 Wochen war Henselt zwei
Tage hier. Er besuchte das Konzert bei Liebich, wo
wir gerade Beethovens c moll-Sinfonie gaben, und
spielte am andern Morgen bei Bessalié vor den
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