Full text: Brief von August Wilhelm Albrecht an Wilhelm Schwaner

Lieber Bruder Schwaner!
Dein Brief, welchen ich an B.[o] Y.[in] R.[a] weitergab hat mich ergriffen. Doch denke an das große Wort des Meister Eckhardt's: "Bleibe abgeschieden, ungetrübt und frei von allem, was Kummer über dich bringen könnte, habe alle Zeit das grpße Ziel vor Augen, den Vater aller Väter, den ewig Unoffenbarten in dessen Lichte wir uns erkennen sollen.["]
Heute möchte ich dir einen Vorschlag machen. Wie wäre es wenn du mit deiner Gattin oder allein deine Pfingstferien bei uns hier verleben würdest? Du findest in schönster Lage unseres kleinen Städtchens ein ganz einfaches friedliches Heim. In fünf Minuten bist du im Walde. Unsern anmutigen sanft gelagerten Südharz kennst du wohl. Glaub es mir, wir würden uns ehrlich freuen Euch hier zu haben und es wird dir gut tun einmal wieder in schöner ruhiger Landschaft und bei Freunden dich zu erholen und neue Kraft zu sammeln für den Lebensweg, Ich glaube wir sind heute in der Lage dich geistig mit neuem Lebenswillen zu erfüllen und du wirst andrerseits aus dem reichen Schatze deiner Lebenserfahrungen manch Goldkörnlein hierlassen sodaß wir alle auf unsere Rechnung kommen. Also überlege dir die Sache und nimm unser Anerbieten so auf  wie es gemeint ist. Wir haben hier oft Gäste und du kommst in das Haus einer zweiundfünfzigjährigen Kollegin (Technische Lehrerin an der höheren Mädchenschule.) Du brauchst dir nicht den geringsten Zwang in irgend einer Weise aufzuerlegen, kannst tun und lassen was du willst allein sein Tag für Tag oder in unserer Gesellschaft, wozu nach Bedarf noch ein Dackel kommt. Ernährungschwierigkeiten bestehen nicht. Dürfen wir Euch erwarten? Heute deutschen Gruß dir und deiner lieben Frau.  Aug.[ust] W.[ilhelm] Albrecht

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