Full text: Brief von August Wilhelm Albrecht an Wilhelm Schwaner

Bleibe! bleibe ruhig einsam! Empfange nur, wen du haben willst, wem du schreibst! Sieh zu, wer am Abend deines Lebens sich als Edelkorn beweist. Aber bleibe! Hörst Du, wie flehentlich ich dich bitte! Ich sehe dich, schaue dich in fürchterlichen Visionen wie King Lear! Nein, so darfst du nicht enden. - Sage auch nicht, ich sei nicht so stark wie du (in diesem Punkte!) Ich bin zweierlei, das eine, der bis in Absolute, Allgemein Vordringende, Dichtergeist, Gott-Mensch - der Andere, der glossierende, liebevoll-ironische Humorist, (den du gar nicht kennst)(deshalb liebe ich Thomas Mann) der angebunden und geformt ist, der xplastische Form-Mensch, der dem musikalischen Dichter verbietet, den letzten Schritt zu tun, der ihm Fesseln anlegt. Und das ist gut, denn sonst würde ich auch wahnsinnig. Es hat Nachtstunden gegeben, wo ich schauernd am Abgrund stand, dann zuckt der Erdmensch mit einem Ruck den All-Menschen zurück!
Es war ein bedeutender Tag für mich. Du hast ungeheure Klänge in mir geweckt, aber ich fühle auch, daß ich dir diese Worte schreiben durfte, weil ich es mußte! - Ich glaube, du wirst es mir noch einmal danken, daß ich dir diese Worte schrieb.
Daß ich mit starkem Willensdruck dich wieder auf die Erde gerissen habe. Bleibe, bis ER dich abruft. Bleibe IHM bis zum letzten Atemzug gehorsam!
[im Text] AW Albrecht
Randbemerkung:  ..........Brief!


Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.