Breslau d. 5 Novemb 1849
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Eine geraume Zeit ist wieder seit dem Empfange Ihres
letzten Schreibens verflossen und da es für mich wieder
die höchste Zeit ist, einer Zuschrift von Ihnen entgegenzu-
sehen, so sollen diese Zeilen mir den Weg zu dieser
Freude bahnen.
Herr Kriegsrath Gerte, der mit Ihnen in Carlsbad viel
zu verkehren das Glück hatte, überbrachte mir Ihre
freundlichen Grüße, und das bestimmte Versprechen, daß
Sie im nächsten Sommer mit Ihrem Besuche Ihr Wort
endlich lösen wollen. Gott gebe, daß es Ihnen auch dann
der politischen Verhältnisse wegen auch möglich wird; ich
kann mich zwar nicht im entferntesten mit Ihnen
als Politiker messen, aber ich glaube es sieht jetzt
nicht gut aus, und fürchte Sie haben in Ihrem letzten
Briefe recht gehabt. Die Verfassung, wie sie der
König am 5. Dez. octroyirte, wurde hier sogar von
Demokraten gelobt, die Art aber, wie sie jetzt be-
rathen wird, will wohl nur wenigen gefallen, wohin
uns das am Ende noch führen soll, mag Gott wissen.
Was macht die Kunst? Haben Sie Ihre Biographie
vollendet? Ich dirigire immer noch die Konzerte
der Theaterkapelle, neulich gaben wir Ihre 3te
Sinfonie in c-moll, die recht geistig belebt gespielt
wurde. Auch Faust wurde neu einstudiert gegeben