Breslau d. 4 Mai 1849.
Hochgeehrtester Freund und Gönner!
Jetzt ist es die höchste Zeit Sie an Ihr, mir im
vorigen Jahre gegebenes Versprechen zu erinnern.
Hoffentlich werden Sie uns in diesem Jahre die
Ehre Ihres Besuches schenken; die Befürchtungen
in politischer Hinsicht sind immer größer, als sichs
nachher herausstellt, so auch im vorigen Jahre, wo
Sie ruhig hätten zu uns kommen können. Schreiben
Sie mir nur recht bald. Ich dirigire jetzt sehr
viele Konzerte, seit vorigen Herbst wöchentlich
eins der Theaterkapelle und haben wir schon
die namhaftesten Sinfonien und Ouverturen
gegeben, und zwar sehr gut. Von Ihren Werken
schon wenigstens 7 oder 8. Am 1sten gab
Thalberg hier Konzert und hatte brillante Einnahme.
Vorgestern wurde die Schöpfung im Theater zum
Benefiz des Kapellm. Seidelmann vortrefflich
gegeben, und waren schon 5 Tage vorher keine
Billets mehr zu haben; gestern dirigierte ich im
Theater-Kapellkonzert die Sinfonie eroica und
die Ouverture zu Lodoiska, und am vorigen
Montage spielte Thalberg in einem Privat-
Zirkel Beethovens Trio in b (op 97) ganz
vortrefflich. Wie sehne ich mich nach Ihnen
und Ihrer Violine. Schreiben Sie mir ja recht