Full text: Zeitungsausschnitte über sonstige Veröffentlichungen

Nach Schluß vrs Mattes erngetcoffen. ^ 1 
LondorZ, 28. Februar. Anläßlich deö gestrigen 1 
Dankes festes ereigneten sich mehrfache Nnglü üsfälle. 
70 Personen wurden verletzt, eine getödtet. 
Die Illumination ist glänzend ausgefallrn. Eine zahl 
reiche Menschenmenge bewegte sich in den Straßen. Die 
Ordnung wurde nicht gestört. 
Velzeichmst dev VeLfterbenerr in Wie» 
vom 38. bis 21. Februar. 
Kellner E., Tischlermeist.-Tocht., 3 I., Johannag. 3. Bräune. 
Lubas B., Tifchlermeisters-Tocht., 2 I., Nrub., Mariahilfcrstr. 74» 
Hirnhautentzündung. 
Kraus K../Schneid.-Wilwe, 74 I.» Währ'ingerstr. 35, Herzleiden. 
Veit I.» Schneider, 37 I., von Atzgersdorf, Tubercnlose. 
Prager R., Schuhm..Locht., I I., von Hernals, Lungenentzündung. 
Wagner K., Taschncrmeisters-Tocht., 2 I., Josefst., Piaristeng. 3, 
Entzündung der Luftwege. 
Vitis A., Fuhrm.-Locht., 3 I., Landstr., Nennweg 64, Scharlach. 
Berghammer M.» Musicns, 60 I., Am Canal, Typhus. 
Schweida A.. Schlosscrgehilfens-Gatt., 48 I., Margar.» Götzg. 5, 
Gebärmutter-entartung. 
Zdenek A., Nachtwächter, 33 I., Nampersdorferg. 6, Leberverhärt. 
Maier T., Bierabtrag.-Witnw, 68 I., Nenstiftg. 68, Schlagflnß. 
Spanbauer H., Tischlermeist.-Sohn, I I., Kaudlg. 1, Darmkatarrh. 
Ludwig I., Geschäftsführer, 23 2.» Neub., Neubaua. 4. Lnngentub. 
Scholz K.» Hanöüicn.-Sohn, 36 I., Seideng. 23, Lungentnberculose. 
Zindl M., Nicmrrmeister» 57 I., Alsergr., Thnrng. 33, Lungenentz. 
Heller L.» Handelsmann, 53 I., Stadt, Am Neuthor 9. Herzfehler.' 
Ernst A., Hauscigenthümcr, 80 I., Niemerg. 35. Altersschwäche. 
Sedlak N., Hansbcforg.-Sohn, 6 I., Körnerg. 4, Scharlach. 
Senaget S., Maschinist, 37 I.» Leopoldst.» Donau-Neguliruugs- 
Barake 9, Leberentartung. 
Melich A., Taglöhn.-Tocht., 2 I., WallenstLinstr. 340, Tnberculose. 
Beck K., Tapczier.-Tocht., 9 I., Kl. Pfarrg. 4, Gehirnlähmnng. 
Nekolla M., Geschäftsühr.-Tocht., 2 I., Taborstr. 4, Scharlach. 
Polak A., Grünwaarenhäudl.-Tocht., 3 I., Parkg. 8, Keuchhusten 
Taut R., Pfleglinge 3 I., Landstr., Schimmclg. 37, Lungcnocdem. 
Wein Heng st S., NechnungSführers-Soh», 8 I., Landstr., Petrus- 
gasse 9, Hirnhautentzündung. 
Potlauf K., Taglöhn.-Tocht., 3 I., Wied., Erlachg. 33, Masern. 
Walter A., Pflegling, 13 I., Wied., Hänptstr. 60, Nückenmarkserweich. 
Neubauer S., Magd, 36 I., von Heiligenstadt, Blattern. 
Hink A., Fiakerö-Tocht., 2 I., Margar., Johannag. 30, seröser 
Erguß in das Gehirn. 
Kugler I., Hausbesorger, 43 I., Gnmpendorferstr. 87, Lnngentub. 
Krespach R., Tischlcrmeist.-Tocht., 8 I., Kaudlg. 9, Lungenentz. 
Wild I., Federnschinück.-Sohu, 33 I., Josesst., 2oscfsg. 5, Typhus. 
Magschitz F., Bürgers-Sohn, 4 A., Landong. 30, Scharlach. 
Kyspersky I., gew. Ti chlermcister, 71 I., Alsergr., Nußdorfer- 
straße 38, Lungenentzündung. 
Beuda F., Kürschnermeist.-Gatt., 41 I., Alserstr. 30, Gchirnlähm. 
Rin dl er A., Kaufm.-Locht., 1 I., Schlcifmühlg. 15, Lungenentz. 
Hlawaty N., Schneiders-Sohn, 1 I., Neudeggcrg. 12, Lnngeuentz. 
König F„ Bäckermeist.-Tocht., 3 I., Piaristeng. 31, Blattern. 
Wafferstürrde 
am 28. Februar um 7 Uhr Früh. 
Znnstuß in Schärding — Schuh — Zoll ober Null. 
Traunfluß in Wels — „ — „ „ „ 
Ennsfluß in Steher — „ — „ „ , 
Donanstrom in Linz 3 , 9 » „ „ 
Stein — , — , „ „ 
Wien Donaubrncke 0 , 9 „ unter » 
Wiener Donaucanal (Ferdinands- 
brücke) ......... i „ 1» ober „ 
! ! ! i— 
Wiener Börse. 
28. Februar. Notirung um 12'/« Nhr. 
^ Im Anschlüsse an schwächere Berliner Cnrse eröffnete die heutige 
Vorbörse in matter Haltung, die jedoch in späterem Verlaufe wie 
der in eine festere Tendenz überging. 
Credit-Actien, von 350 bis 318 gedrückt, erreichten wieder 350, 
Anstlo-Oeflerreichische Bank erhöhten sich von 360.50 bis 364, 
Nnionbank von 313.25 bis 315.25. Wechslerbank stiegen von 336 
bis 343, Hypethekar-Rentenbank von 136.50 auf 140. Franco- 
Oesterreichische Bahn verkehrten zwischen 139.25 und 139.50. 
Dereinsbank erster Emission wurden zu 122 bis 122.50, jene der 
zlveiten Eiuisficu bis 110.50, Commissionsbank zu 125.75 und 
Oesterreichisch-Ungarische Escomptebank von 107 bis 109.50 gehan 
delt. Böhmische Nnionbank kamen bis 136.50 vor. 
Lombarden besserten sich von 208.10 bis 208.70, Allgemeine 
Oesterreichische Baubank hielten sich zwischen 125.60 und 125.20, 
Wechslerbaubank zwischen 56.50 bis 57.25. 
1860er Lose erreichten 103.20, Türkenlose 76.30. Zwauzig- 
francs-Stücke wurden zu 8.99 bezahlt. 
Um halb 12 Uhr blieben: Credit 349.30, Anglo 364, 
Union 314.50. ^ . 
Die Mittagsbörse bekundete bei ausgedehntem Verkehr eine 
feste Haltung. Credit-Actien. welche in Folge Abgaben für Berliner 
Rechnung nach Schluß der Vorbörse wieder bis 348.20 sich er 
mäßigten, erreichten abermals 349.50. 
Anglo-Oesterreichische Bank hielten sich auf 364.50, Union 
bank auf 315.50; Weckslerbauk erhöhten sich von 341 bis 343.50. 
Franco-Oesterreichische Bank kamen zu 139.50, Vereinsbank erste 
Emission zu 122.25, Oesterreichisch-Ungarische Escomptebank bis 
110.25 vor. 
Lombarden notirten 207.90, Baubank-Actien 125 30. 
Zur Erk läruugs zeit um halb 1 Uhr waren: 
Credit-Actien 349 40, Anglo 364.25, Franco 139.60, Lombarden 
207.90, Nordbahn 228.— Staatsbahn 398.—, Karl-Ludwigbahn 
262.-. 
Von Renten die Papierrente bis 63.90 bezahlt. Lose fester, 
1860er 103.50. Devisen und Valuten wenig verändert. Zwanzigfraucö- 
Stücke 8.98',2. 
Eine besondere Betrachtung widmete Scherer der Stoffwahl 
von „Traum ein Leben"; aus den Gesprächen mit Foglar ist uns 
bekannt geworden, daß Grillparzer die Anregung zu dieser zauber 
haften Dichtung aus einem Roman Voltaire's schöpfte; Scherer er 
wähnt weiter gar nicht der Beziehung zu Calderon's Stück, son 
dern erzählt, an erstere Quelle sich haltend, den Inhalt des Vol- 
taire'schen Romans: I-e Klane et Io noir, das sind nämlich die 
beiden Kammerdiener eines französischen, gleichfalls Rn st an be 
nannten Marquis, Jucarnationen des guten und bösen Genius; 
während es Voltaire aber auf eine Verspottung unserer conven- 
tionellcn Anschauungen über die Zeitdauer ankommt, da sich ja die 
ganze Weltgeschichte vielleicht in dem Hunderttansendstel eines Zeit 
atoms abgespielt, führt Grillparzer eine grundverschiedene Haupt-Idee 
durch. Das Motiv des Traumhaften habe Grillparzer allerdings 
ebenso jenem Roman entnommen, wie den Preis der ehrgeizigen 
Strebungen seines Helden. Beidemal handle es sich qm eine Prin 
zessin, nur seien die Orte ungleich gewählt (Samarkand—Kaschmir). 
Beidemal stehe Rustcm ein würdigerer Nebenbuhler gegenüber, 
bei Grillparzer der wahre Lebensretter des Königs, bei Voltaire 
der Besitzer eines echten Diamants. Eine Masse magischen Appa 
rats, der sich bei Voltaire finde, mußte von Grillparzer natürlich 
als nutzlos beiseite geworfen werden: so dämmt dem fortwandernden 
Ru st an ein Strom den Weg; Der „Schwarze" baut nächtens eine 
Brücke; Gebirge hemmt das Weiterschreiten; der „Schwarze" wölbt 
einen Bogengang rc. Den bösen Genius behielt Grillparzer 
allerdings im „Zanga" bei, dem in der Schlußscene wie bei Vol 
taire „schwarze Flügel" wachsen — dagegen ließ Grillparzer den 
guten nur durch die (übrigens gar nicht factisch auftretende) Ge 
stalt des Derwisches andeuten; die durchgreifende Verschiedenheit 
bei der Behandlungsweise ruhe jedoch in der Schlußscene; in deren 
Technik, die den erwachenden, von allen ehrgeizigen Regungen Ge 
teilten kaum glauben läßt, die wüsten Scenen seien nur — im 
Traum an ihm vorübergezogen, sei allerdings eine frappante Aehn- 
kickstest, doch statt der tollen Possen Voltaire's tritt unö Grillpar 
zer mit der Verherrlichung des „tiefen Friedens", der allem ehrsüch 
tigen Ringen vorzuziehen, entgegen; preisen wir uns, den Dichter 
und sein Vaterland glücklich, ruft Scherer, daß Grillparzer die 
sem Gedanken nicht nachgelebt! 
Allerdings hat Grillparzer diesen Gedanken des „tiefen 
Friedens" in seinen Werken verkörpert: am wenigsten in der „Ahn 
srau", wo der „stille Friede" nur den fernen Leitstern, der als er 
lösendes Ideal den Perssn«n vorschwebt, umso deutlicher in der 
Berlin: 
Bez. 
Frankfurt: 
!Bez. 
^erpzrg: 
Bez. 
Silber-Rente. 
63 '/s 
L-ilber-Rente. 
— 
Banknoten . . 
— 
Wien 
88'/- 
Bank-Actien . 
— 
'Paris: 
Oest. Staatsb. 
235 
Credit-Actien. 
3637-. 
3perc. Rente . 
56.67 
Credit-Actien 
208 
Oest.StaatSb. 
41174 
Staatöbahn . 
891.- 
Breslau:. 
Wien. . ... 
— 
Lombarden . . 
473.— 
Banknoten .. 
— 
Oest. 60er Aul. 
917s 
Oest. Cred.-A. 
— 
Wien 
— 
Amsterdam: 
Cred. Mobilier 
475.- 
Hamburg: 
Papier- Rente 
557s 
N. Oest. Aul. 
Silber-Rente. 
627s 
Silber-Rente. 
62 
London: 
Credit - Actien 
310', 2 
Wr. Wechsel. 
— 
Consols. . . . 
— 
berde, Situation rc., wie Grillparzer selbst ja vom dramatischen 
„Wiener Paketverkehrs-Actien-Gesellschaft" mit dem 
Sitze in Wien ertheilt und deren Statuten genehmigt. 
(F a l l i m e n t.) Die hiesige Firma Philipp 
F is ch er & (S o m p., Stadt, Sterngasse Nr. 7, hat heute 
den Concurs angemeldet. Der Status ist unbekannt. 
Wiener FruchSbörse von heuLe. 
Die Frachtbörse war heute bei schwachem Besuche in sehr mas 
ter Haltung. Das Ausgebot tritt stärker hervor, die Kauflust fehlt. Wei 
zen ist zu Samstagspreisen schwer verkäuflich. Korn, österreichisches, 
80pfd. ist auf fl. 4.10—4.15 gehalten. Von Gerste wurde Einiges 
in österreichischer Waare zu fl. 3.20 ab Westbahn genommen. Hafer 
wird im Consumverkehr nüt fl. 4.15—4.20 gehandelt. 
50/0 Rente in Papier 
Geld 
Waare 
Südbahn 
Geld 
207.80 
f s '• 
8 «co 
1 
verzins!. . . . 
57° Rente in Silber 
63.90 
64.- 
Elisabeth-Westb. . 
Karl-Ldwb 
262.’- 
262.50 
verzinsl. . . . 
70.70 
70.80 
Lemb.-Czern.-Jaff. 
Böhm. Westbahn . 
Pardnbitzer .... 
—.— 
—.— 
Domäll. - Pfandbr. 
119.50 
120.- 
—.— 
—.— 
18.60er Lose .... 
103.50 
103.70 
185.50 
186.- 
1864er „ .... 
148.- 
148.50 
Franz-Josefsbahn. 
Rndolphsbahn . . 
209.— 
209.50 
Creditlose 
178.— 
178.50 
Bank-Actien. . . . 
847.- 
849.- 
Alfölder 
186.- 
187.- 
Credit-Actien . . . 
349.40 
349.50 
Kaschau- Oderberg. 
193.— 
194.- 
Esccmpteb.-Actien 
Bodencredit .... 
Dampfschiff.... 
Innerberger.... 
. 
Anglo-Oest. Actien 
364.50364.75 
Tramway 
242.50 243.— 
Francobank .... 
i 39.50! 139.75 
London 
112.70 
112.80 
Bankverein .... 
324 501325.- 
Frankfurt 
94.80 
94.90 
Wr. Handelsbank. 
241.50 242.- 
Paris 
—.— 
—.— 
Wechslerbank . . . 
343 - 
344 - 
Dncaten 
5.30 
5.32 
Nnionbank 
315.50315.75 
Napoleonsd'or . . 
8.98 
8.99 
Nordbahn ..... 
228.- 
228-50 
Silber 
111.50111.75 
Staatsbahn.... 
396.- 
398.- 
Pr. Kassenanweis.. 
1.67|1.67'/2 
Fremde Börsen vom 2V. Februar. 
ln die P. I Musi» unserer Gesellschaften 
M. 629, 630, 728, 817 «nd 881. 
Wir zeigen Ihnen an, daß Sie von dem Glücke be 
günstigt wurden, mehrere 
TrelTer 
zu gewinnen und laden Sie ein, die aus Sie entfallenden 
Gewinnste 
gegen Vorweisung Ihrer Polizze, resp. des Tresserbriefes, an 
unserer Cassa zu beheben. 
Achiungsvcll 
L COMP, in Liquidation, 
I, Scholterrring 13, 
im Locale der SE»ten-AI»«l»elEung der 
Ma<eii2- «& ESeBitena-Slftisli. 
1188 
»arse 
liegt tu der Erfahrung des Eingeweihten. 
826 
Börsespeculaittcn und kleineren Capita'isten, welche in Folge ihres Berufes der 
Börse fe-.ne stehen, werden auf Crahruuq beruhende, auch schrislliche Ratschläge 
unentgeltlich ertheilt in der gänzlich abgesouderleu Börscnablhcilung der 
Uiener Bank-Oommandit-GesellscMt, 
Le dernier des Napoleon 
Preis: fl. 2.50] autorisirte deutsche Ausgabe ffranco Post: fl. 2.6S 
im Classiker-Verlage von Hnrl prochaska in Trschrn. 
(TelegrZ (Cnrse der Wiener Börse um V* Nhr)r 
Credit 349.10, Anglo 365 50, Franco 139.—, Nordbahn 228.25. 
Südbahn 207.75, Kavl-Lndwigbahn 261.50, Bank-Actien 847.—, 
Bankverein 328—, Tramwav 242.50 Napoleonöd or 8.98'/r, 
Union 315.—. Wechslerbank 347.50. 
Pari s, 26. Februar. 
Die Börse war bis gegen den Schluß recht fest; erst in den 
setzten Minuten gewannen die Verkäufer die Oberhand. Rente 
schließt 56.52, Anleihe 90.05, Italiener 66.75 nach 67. Bemerkcns- 
werth war die Nachfrage für französische Bahnpapiere. Lyon er 
reichten 872, Nord 975, Orleans 807, Ostbahn 495. Auch Lombar 
den gefragt 472; es scheint für dieses Papier ein bedeutendes De- 
convert zu bestehen. Staatsbahn 890, Foncier 935, neue Mobilier 
472, spanischer Mobilier 527, Franco-Holländische Bank zu 570 
offerirt, Frauco-Egyptische Bank 690. 
sT e l e g r. d. „P r e s s e".) Pest, 26. Februar. Ju 
der General-Versammlung der Ofener Fabrikshof- 
Gesellschasi wird mitgetheilt, daß die Bilanz mit einem 
Verlust von 35.837 Gulden schließt. 
In Alt-Ofen wird eine neue Sparkasse unter dem 
Namen Piliser Bezirks-Sparkasse gegründet; Ehren-Präsident 
ist Max Falk. 
Die Pester Versicherungs-Gesellschaft wird eine 
Dividende von 20 Gulden ertheilen. 
(Neue Concession.) Der Minister des Innern hat im 
Einvernehmen mit den betheiligten anderen k. k. Ministerien den 
Herren Dr. Rudolph Pobeheim und Moriz Emmel die Be 
willigung zur Errichtung einer Actien-Gesellschaft unter der Firma 
„Sappho", die ja selbst statt allen Ruhmes, das Loos der still 
friedlichen Melitta (des Grillparzer'schen Frauen-Jdeals, wie Scherer 
poesievoll ausführt) herbeisehne; interessant weist Scherer ans Ge 
dichten, die er der freundlichen Vermittlung der Frau v. Littrow 
dankt, „Zugend-Erinnernngen" und dem „Epilog" zur ersten Auf- 
führnng des „Goldenen Vließes" nach, daß auch Grillparzer 
selbst den stillen, tiefen Frieden herbeisehnte statt der „Ruhmes 
qualen"! Eindringlichen Ausdruck gewinnen diese Empfindungen im 
„Bann", einem Gedicht, das Leben und Kunst als Geschwister 
schildert, Grillparzer selbst aber als vom Leben GsLaunten zeichnet, 
weil er mit der Kunst freund- und freudelos hinausgewandert. 
In anregender Weise führt Scherer diesen Grundgedanken 
an den Gestalten der „von der Sonne griechischer Cultur umstrahl 
ten „Kreusa", der Mutter Hero's, der „Esther" und vornehmlich 
des „armen Spielmanns" ans; ja, selbst in „Weh' dem, der lügt" 
und dem „treuen Diener seines Herrn" suche Grillparzer durch Glo- 
rification der Wahrhaftigkeit im einen der Dienertreue, im anderen 
diese Grund-Zdee durchzuführen, freilich nicht, ohne sie in . diesen 
Stücken ein wenig ad absurdum zu führen. — Damit ist die erste 
Frage erschöpft und Scherer wendet sich der dramatischen Technik 
Grillparzer's zu; das einfachste Mittel, Grlllparzer's ganze 
Größe gleichsam experimentell zu ermessen, beruhe darin, 
seine Stücke zuerst zu lesen und wenige Tage später auf 
der Bühne sich verwirklichen zu sehen; Scherer selbst 
habe von der „Esther" in der Lectüre, einen durchaus 
Die E!cmc»iar-Vcrs!chcrungs-Bauk. 
Der Hof-Wechsler A. I. Kcituer. 
I. KoUfch' öffcnlliche Subscription ans 5000 
Stück ottomnnlsche Eisenblihil-Prümieii-Dose. 
Besprochen in der nächsten Samstag-Nummer der 
Schotteming Ar. 8. 
Statt besonderer Anzeige diene allen Freunden und Be 
kannten zur Nachricht, daß Herr 
Bastil Smugia, 
k. k. Haujitlnan» in Vcnßon, 
am 26. Februar 1872 nach längerem Leiden verschieden ist. 
Der Leichnam wird Donnerstag den 29. t. 2)7., präcise 
2 Uhr, in dem Hanse: Landstraße, Hohlweggaff« Nr. 1, nach 
griechisch-orientalifchem Ritus felcilich eingesegnet und sohin 
auf dem St. Marxer Friedhöfe im eigenen Grabe zur Erde 
bestattet. 
Die trauern-en Hinterbliebenen. 
1236 
(der — und Scherer führte ohne Ouellenangabe des Weiteren eine 
hochgelungene Idee Gustav Freytag's ans — ganz außerordentliche 
Schauspieler erfordere) die volle Poesie des Wortes, das Quellende, 
Vergoldende des einzelnen Wortes wie bei Goethe zu Gebote ge 
standen, daher auch die häufige prosaische Wendung der Grillparzer- 
schen Lyrik rc., erklärlich zum Theil auch aus der Mißachtung des 
Volksbildes,, dem Goethe seine tiefinnigsten Töne ablauschte. 
Und welche Mannichfaltigkeit, ruft Scherer, in Grillparzer's 
Dramen; geradezu beispiellos sei es in der Geschichte 
dramatischer Literatur, daß ein Dichter .aus ein Stück 
wie die „Ahnsrau" ein so grundverschiedenes, wie die „Sappho" 
folgen lasse. Trotz dieser Mannichfaltigkeit versucht Scherer doch drei 
Grundtypen der Technik zu sixiren; zum ersten rechne er die 
„Ahnfrau", „Traum ein Leben", dieser weise weniger Charatteristik, als 
eine athemlose Entwicklung der Handlung, sozusagen eine Sied 
hitze der dramatischen Temperäturgauf, die auch das Metrum, die 
raschen, vierfüßigen Trochäen nach spanischen Vorbildern charakteri- 
sire; der zweite Grundtypns der idealistischen Charakteristik 
umfasse „Sappho",^ „Das goldene Vließ", „Des Meeres und der 
Liebe Wellen", „Esther"; dem dritten Grundtypns der realisti 
schen Charakteristik zählt Scherer den „Ottokar", „Weh' dem der 
lügt", und „Der treue Diener seines Herrn" bei. Der zweite 
Grundtypns charakterisirt in Goethe's Art, innerlich, psychisch — 
wenngleich sich Scherer von vornherein gegen eine Parallele, zwischen 
„Sappho" und „Iphigenie" wehrt, diese stehe gegen jene an dra- 
nustlschem Zug ebeusoweit zurück, als jene gegen diese an poetischer 
Kraft; der dritte Grundtypns charakterisire shakspeareanisch. 
Worin besteht nun, fragt Scherer, die innere Entwicklung 
Gnllparzers? Dem entschiedenen Fortschritte in der Charakteristik 
stehe ein entschiedener Rückschritt in der Energie des dramatischen 
Aufbaus zur Seite; diese These führt Sckerer vortrefflich im Einzel 
nen durch: so meint er unter Anderm, welch herrliche Weiterentwick 
lung deö Liebhabers von den philisterhaft angehauchten Phaon und 
Jason zum Zawiscb („Ottokar") und dem König der „Esther", in 
dem, nach dem geistvollen Apercu eines Freundes, Blut von dem 
des Lessiug'säsen Saladin pulsire; der Rückschritt aber wie der Fort 
schritt Grillparzer's sei naturgemäß. Unsere Geschichtsschreibnng 
hat dieselbe Bahn durchlaufen; an Stelle des fieberhaften Interesses 
an colossalen Ereignissen sei das psychologische getreten, wie 
es in der Brust, dem Hirn der Hauptpersonen ausgesehen, ja, 
jeder Einzelne könne an sich erproben, rvie mit Zunehmendem Alter 
der Reiz des P sy ch o l o g isch e;i den des Faclifchen überwiege. — 
Endlich Wender sich Scherer der letzten Aufgabe zu: Grillparzer zu 
erklären; zunächst in seiner Beziehung zum Vaterland; aus seinen 
über "derRuhelosen Zerstreutheit und Vi/kgeschäftigkest'im ^Capua 
der Geister": „Laßt uns die Götter bitten um ein einfach Herz." 
Herausgeber: Z. K. Lecher. 
Verantwortlicher Redacteur: Franz KrtSmaryH 
Druckerei der .PrrAr"^ Ludwig Lott»
	        
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