Nach Schluß vrs Mattes erngetcoffen. ^ 1
LondorZ, 28. Februar. Anläßlich deö gestrigen 1
Dankes festes ereigneten sich mehrfache Nnglü üsfälle.
70 Personen wurden verletzt, eine getödtet.
Die Illumination ist glänzend ausgefallrn. Eine zahl
reiche Menschenmenge bewegte sich in den Straßen. Die
Ordnung wurde nicht gestört.
Velzeichmst dev VeLfterbenerr in Wie»
vom 38. bis 21. Februar.
Kellner E., Tischlermeist.-Tocht., 3 I., Johannag. 3. Bräune.
Lubas B., Tifchlermeisters-Tocht., 2 I., Nrub., Mariahilfcrstr. 74»
Hirnhautentzündung.
Kraus K../Schneid.-Wilwe, 74 I.» Währ'ingerstr. 35, Herzleiden.
Veit I.» Schneider, 37 I., von Atzgersdorf, Tubercnlose.
Prager R., Schuhm..Locht., I I., von Hernals, Lungenentzündung.
Wagner K., Taschncrmeisters-Tocht., 2 I., Josefst., Piaristeng. 3,
Entzündung der Luftwege.
Vitis A., Fuhrm.-Locht., 3 I., Landstr., Nennweg 64, Scharlach.
Berghammer M.» Musicns, 60 I., Am Canal, Typhus.
Schweida A.. Schlosscrgehilfens-Gatt., 48 I., Margar.» Götzg. 5,
Gebärmutter-entartung.
Zdenek A., Nachtwächter, 33 I., Nampersdorferg. 6, Leberverhärt.
Maier T., Bierabtrag.-Witnw, 68 I., Nenstiftg. 68, Schlagflnß.
Spanbauer H., Tischlermeist.-Sohn, I I., Kaudlg. 1, Darmkatarrh.
Ludwig I., Geschäftsführer, 23 2.» Neub., Neubaua. 4. Lnngentub.
Scholz K.» Hanöüicn.-Sohn, 36 I., Seideng. 23, Lungentnberculose.
Zindl M., Nicmrrmeister» 57 I., Alsergr., Thnrng. 33, Lungenentz.
Heller L.» Handelsmann, 53 I., Stadt, Am Neuthor 9. Herzfehler.'
Ernst A., Hauscigenthümcr, 80 I., Niemerg. 35. Altersschwäche.
Sedlak N., Hansbcforg.-Sohn, 6 I., Körnerg. 4, Scharlach.
Senaget S., Maschinist, 37 I.» Leopoldst.» Donau-Neguliruugs-
Barake 9, Leberentartung.
Melich A., Taglöhn.-Tocht., 2 I., WallenstLinstr. 340, Tnberculose.
Beck K., Tapczier.-Tocht., 9 I., Kl. Pfarrg. 4, Gehirnlähmnng.
Nekolla M., Geschäftsühr.-Tocht., 2 I., Taborstr. 4, Scharlach.
Polak A., Grünwaarenhäudl.-Tocht., 3 I., Parkg. 8, Keuchhusten
Taut R., Pfleglinge 3 I., Landstr., Schimmclg. 37, Lungcnocdem.
Wein Heng st S., NechnungSführers-Soh», 8 I., Landstr., Petrus-
gasse 9, Hirnhautentzündung.
Potlauf K., Taglöhn.-Tocht., 3 I., Wied., Erlachg. 33, Masern.
Walter A., Pflegling, 13 I., Wied., Hänptstr. 60, Nückenmarkserweich.
Neubauer S., Magd, 36 I., von Heiligenstadt, Blattern.
Hink A., Fiakerö-Tocht., 2 I., Margar., Johannag. 30, seröser
Erguß in das Gehirn.
Kugler I., Hausbesorger, 43 I., Gnmpendorferstr. 87, Lnngentub.
Krespach R., Tischlcrmeist.-Tocht., 8 I., Kaudlg. 9, Lungenentz.
Wild I., Federnschinück.-Sohu, 33 I., Josesst., 2oscfsg. 5, Typhus.
Magschitz F., Bürgers-Sohn, 4 A., Landong. 30, Scharlach.
Kyspersky I., gew. Ti chlermcister, 71 I., Alsergr., Nußdorfer-
straße 38, Lungenentzündung.
Beuda F., Kürschnermeist.-Gatt., 41 I., Alserstr. 30, Gchirnlähm.
Rin dl er A., Kaufm.-Locht., 1 I., Schlcifmühlg. 15, Lungenentz.
Hlawaty N., Schneiders-Sohn, 1 I., Neudeggcrg. 12, Lnngeuentz.
König F„ Bäckermeist.-Tocht., 3 I., Piaristeng. 31, Blattern.
Wafferstürrde
am 28. Februar um 7 Uhr Früh.
Znnstuß in Schärding — Schuh — Zoll ober Null.
Traunfluß in Wels — „ — „ „ „
Ennsfluß in Steher — „ — „ „ ,
Donanstrom in Linz 3 , 9 » „ „
Stein — , — , „ „
Wien Donaubrncke 0 , 9 „ unter »
Wiener Donaucanal (Ferdinands-
brücke) ......... i „ 1» ober „
! ! ! i—
Wiener Börse.
28. Februar. Notirung um 12'/« Nhr.
^ Im Anschlüsse an schwächere Berliner Cnrse eröffnete die heutige
Vorbörse in matter Haltung, die jedoch in späterem Verlaufe wie
der in eine festere Tendenz überging.
Credit-Actien, von 350 bis 318 gedrückt, erreichten wieder 350,
Anstlo-Oeflerreichische Bank erhöhten sich von 360.50 bis 364,
Nnionbank von 313.25 bis 315.25. Wechslerbank stiegen von 336
bis 343, Hypethekar-Rentenbank von 136.50 auf 140. Franco-
Oesterreichische Bahn verkehrten zwischen 139.25 und 139.50.
Dereinsbank erster Emission wurden zu 122 bis 122.50, jene der
zlveiten Eiuisficu bis 110.50, Commissionsbank zu 125.75 und
Oesterreichisch-Ungarische Escomptebank von 107 bis 109.50 gehan
delt. Böhmische Nnionbank kamen bis 136.50 vor.
Lombarden besserten sich von 208.10 bis 208.70, Allgemeine
Oesterreichische Baubank hielten sich zwischen 125.60 und 125.20,
Wechslerbaubank zwischen 56.50 bis 57.25.
1860er Lose erreichten 103.20, Türkenlose 76.30. Zwauzig-
francs-Stücke wurden zu 8.99 bezahlt.
Um halb 12 Uhr blieben: Credit 349.30, Anglo 364,
Union 314.50. ^ .
Die Mittagsbörse bekundete bei ausgedehntem Verkehr eine
feste Haltung. Credit-Actien. welche in Folge Abgaben für Berliner
Rechnung nach Schluß der Vorbörse wieder bis 348.20 sich er
mäßigten, erreichten abermals 349.50.
Anglo-Oesterreichische Bank hielten sich auf 364.50, Union
bank auf 315.50; Weckslerbauk erhöhten sich von 341 bis 343.50.
Franco-Oesterreichische Bank kamen zu 139.50, Vereinsbank erste
Emission zu 122.25, Oesterreichisch-Ungarische Escomptebank bis
110.25 vor.
Lombarden notirten 207.90, Baubank-Actien 125 30.
Zur Erk läruugs zeit um halb 1 Uhr waren:
Credit-Actien 349 40, Anglo 364.25, Franco 139.60, Lombarden
207.90, Nordbahn 228.— Staatsbahn 398.—, Karl-Ludwigbahn
262.-.
Von Renten die Papierrente bis 63.90 bezahlt. Lose fester,
1860er 103.50. Devisen und Valuten wenig verändert. Zwanzigfraucö-
Stücke 8.98',2.
Eine besondere Betrachtung widmete Scherer der Stoffwahl
von „Traum ein Leben"; aus den Gesprächen mit Foglar ist uns
bekannt geworden, daß Grillparzer die Anregung zu dieser zauber
haften Dichtung aus einem Roman Voltaire's schöpfte; Scherer er
wähnt weiter gar nicht der Beziehung zu Calderon's Stück, son
dern erzählt, an erstere Quelle sich haltend, den Inhalt des Vol-
taire'schen Romans: I-e Klane et Io noir, das sind nämlich die
beiden Kammerdiener eines französischen, gleichfalls Rn st an be
nannten Marquis, Jucarnationen des guten und bösen Genius;
während es Voltaire aber auf eine Verspottung unserer conven-
tionellcn Anschauungen über die Zeitdauer ankommt, da sich ja die
ganze Weltgeschichte vielleicht in dem Hunderttansendstel eines Zeit
atoms abgespielt, führt Grillparzer eine grundverschiedene Haupt-Idee
durch. Das Motiv des Traumhaften habe Grillparzer allerdings
ebenso jenem Roman entnommen, wie den Preis der ehrgeizigen
Strebungen seines Helden. Beidemal handle es sich qm eine Prin
zessin, nur seien die Orte ungleich gewählt (Samarkand—Kaschmir).
Beidemal stehe Rustcm ein würdigerer Nebenbuhler gegenüber,
bei Grillparzer der wahre Lebensretter des Königs, bei Voltaire
der Besitzer eines echten Diamants. Eine Masse magischen Appa
rats, der sich bei Voltaire finde, mußte von Grillparzer natürlich
als nutzlos beiseite geworfen werden: so dämmt dem fortwandernden
Ru st an ein Strom den Weg; Der „Schwarze" baut nächtens eine
Brücke; Gebirge hemmt das Weiterschreiten; der „Schwarze" wölbt
einen Bogengang rc. Den bösen Genius behielt Grillparzer
allerdings im „Zanga" bei, dem in der Schlußscene wie bei Vol
taire „schwarze Flügel" wachsen — dagegen ließ Grillparzer den
guten nur durch die (übrigens gar nicht factisch auftretende) Ge
stalt des Derwisches andeuten; die durchgreifende Verschiedenheit
bei der Behandlungsweise ruhe jedoch in der Schlußscene; in deren
Technik, die den erwachenden, von allen ehrgeizigen Regungen Ge
teilten kaum glauben läßt, die wüsten Scenen seien nur — im
Traum an ihm vorübergezogen, sei allerdings eine frappante Aehn-
kickstest, doch statt der tollen Possen Voltaire's tritt unö Grillpar
zer mit der Verherrlichung des „tiefen Friedens", der allem ehrsüch
tigen Ringen vorzuziehen, entgegen; preisen wir uns, den Dichter
und sein Vaterland glücklich, ruft Scherer, daß Grillparzer die
sem Gedanken nicht nachgelebt!
Allerdings hat Grillparzer diesen Gedanken des „tiefen
Friedens" in seinen Werken verkörpert: am wenigsten in der „Ahn
srau", wo der „stille Friede" nur den fernen Leitstern, der als er
lösendes Ideal den Perssn«n vorschwebt, umso deutlicher in der
Berlin:
Bez.
Frankfurt:
!Bez.
^erpzrg:
Bez.
Silber-Rente.
63 '/s
L-ilber-Rente.
—
Banknoten . .
—
Wien
88'/-
Bank-Actien .
—
'Paris:
Oest. Staatsb.
235
Credit-Actien.
3637-.
3perc. Rente .
56.67
Credit-Actien
208
Oest.StaatSb.
41174
Staatöbahn .
891.-
Breslau:.
Wien. . ...
—
Lombarden . .
473.—
Banknoten ..
—
Oest. 60er Aul.
917s
Oest. Cred.-A.
—
Wien
—
Amsterdam:
Cred. Mobilier
475.-
Hamburg:
Papier- Rente
557s
N. Oest. Aul.
Silber-Rente.
627s
Silber-Rente.
62
London:
Credit - Actien
310', 2
Wr. Wechsel.
—
Consols. . . .
—
berde, Situation rc., wie Grillparzer selbst ja vom dramatischen
„Wiener Paketverkehrs-Actien-Gesellschaft" mit dem
Sitze in Wien ertheilt und deren Statuten genehmigt.
(F a l l i m e n t.) Die hiesige Firma Philipp
F is ch er & (S o m p., Stadt, Sterngasse Nr. 7, hat heute
den Concurs angemeldet. Der Status ist unbekannt.
Wiener FruchSbörse von heuLe.
Die Frachtbörse war heute bei schwachem Besuche in sehr mas
ter Haltung. Das Ausgebot tritt stärker hervor, die Kauflust fehlt. Wei
zen ist zu Samstagspreisen schwer verkäuflich. Korn, österreichisches,
80pfd. ist auf fl. 4.10—4.15 gehalten. Von Gerste wurde Einiges
in österreichischer Waare zu fl. 3.20 ab Westbahn genommen. Hafer
wird im Consumverkehr nüt fl. 4.15—4.20 gehandelt.
50/0 Rente in Papier
Geld
Waare
Südbahn
Geld
207.80
f s '•
8 «co
1
verzins!. . . .
57° Rente in Silber
63.90
64.-
Elisabeth-Westb. .
Karl-Ldwb
262.’-
262.50
verzinsl. . . .
70.70
70.80
Lemb.-Czern.-Jaff.
Böhm. Westbahn .
Pardnbitzer ....
—.—
—.—
Domäll. - Pfandbr.
119.50
120.-
—.—
—.—
18.60er Lose ....
103.50
103.70
185.50
186.-
1864er „ ....
148.-
148.50
Franz-Josefsbahn.
Rndolphsbahn . .
209.—
209.50
Creditlose
178.—
178.50
Bank-Actien. . . .
847.-
849.-
Alfölder
186.-
187.-
Credit-Actien . . .
349.40
349.50
Kaschau- Oderberg.
193.—
194.-
Esccmpteb.-Actien
Bodencredit ....
Dampfschiff....
Innerberger....
.
Anglo-Oest. Actien
364.50364.75
Tramway
242.50 243.—
Francobank ....
i 39.50! 139.75
London
112.70
112.80
Bankverein ....
324 501325.-
Frankfurt
94.80
94.90
Wr. Handelsbank.
241.50 242.-
Paris
—.—
—.—
Wechslerbank . . .
343 -
344 -
Dncaten
5.30
5.32
Nnionbank
315.50315.75
Napoleonsd'or . .
8.98
8.99
Nordbahn .....
228.-
228-50
Silber
111.50111.75
Staatsbahn....
396.-
398.-
Pr. Kassenanweis..
1.67|1.67'/2
Fremde Börsen vom 2V. Februar.
ln die P. I Musi» unserer Gesellschaften
M. 629, 630, 728, 817 «nd 881.
Wir zeigen Ihnen an, daß Sie von dem Glücke be
günstigt wurden, mehrere
TrelTer
zu gewinnen und laden Sie ein, die aus Sie entfallenden
Gewinnste
gegen Vorweisung Ihrer Polizze, resp. des Tresserbriefes, an
unserer Cassa zu beheben.
Achiungsvcll
L COMP, in Liquidation,
I, Scholterrring 13,
im Locale der SE»ten-AI»«l»elEung der
Ma<eii2- «& ESeBitena-Slftisli.
1188
»arse
liegt tu der Erfahrung des Eingeweihten.
826
Börsespeculaittcn und kleineren Capita'isten, welche in Folge ihres Berufes der
Börse fe-.ne stehen, werden auf Crahruuq beruhende, auch schrislliche Ratschläge
unentgeltlich ertheilt in der gänzlich abgesouderleu Börscnablhcilung der
Uiener Bank-Oommandit-GesellscMt,
Le dernier des Napoleon
Preis: fl. 2.50] autorisirte deutsche Ausgabe ffranco Post: fl. 2.6S
im Classiker-Verlage von Hnrl prochaska in Trschrn.
(TelegrZ (Cnrse der Wiener Börse um V* Nhr)r
Credit 349.10, Anglo 365 50, Franco 139.—, Nordbahn 228.25.
Südbahn 207.75, Kavl-Lndwigbahn 261.50, Bank-Actien 847.—,
Bankverein 328—, Tramwav 242.50 Napoleonöd or 8.98'/r,
Union 315.—. Wechslerbank 347.50.
Pari s, 26. Februar.
Die Börse war bis gegen den Schluß recht fest; erst in den
setzten Minuten gewannen die Verkäufer die Oberhand. Rente
schließt 56.52, Anleihe 90.05, Italiener 66.75 nach 67. Bemerkcns-
werth war die Nachfrage für französische Bahnpapiere. Lyon er
reichten 872, Nord 975, Orleans 807, Ostbahn 495. Auch Lombar
den gefragt 472; es scheint für dieses Papier ein bedeutendes De-
convert zu bestehen. Staatsbahn 890, Foncier 935, neue Mobilier
472, spanischer Mobilier 527, Franco-Holländische Bank zu 570
offerirt, Frauco-Egyptische Bank 690.
sT e l e g r. d. „P r e s s e".) Pest, 26. Februar. Ju
der General-Versammlung der Ofener Fabrikshof-
Gesellschasi wird mitgetheilt, daß die Bilanz mit einem
Verlust von 35.837 Gulden schließt.
In Alt-Ofen wird eine neue Sparkasse unter dem
Namen Piliser Bezirks-Sparkasse gegründet; Ehren-Präsident
ist Max Falk.
Die Pester Versicherungs-Gesellschaft wird eine
Dividende von 20 Gulden ertheilen.
(Neue Concession.) Der Minister des Innern hat im
Einvernehmen mit den betheiligten anderen k. k. Ministerien den
Herren Dr. Rudolph Pobeheim und Moriz Emmel die Be
willigung zur Errichtung einer Actien-Gesellschaft unter der Firma
„Sappho", die ja selbst statt allen Ruhmes, das Loos der still
friedlichen Melitta (des Grillparzer'schen Frauen-Jdeals, wie Scherer
poesievoll ausführt) herbeisehne; interessant weist Scherer ans Ge
dichten, die er der freundlichen Vermittlung der Frau v. Littrow
dankt, „Zugend-Erinnernngen" und dem „Epilog" zur ersten Auf-
führnng des „Goldenen Vließes" nach, daß auch Grillparzer
selbst den stillen, tiefen Frieden herbeisehnte statt der „Ruhmes
qualen"! Eindringlichen Ausdruck gewinnen diese Empfindungen im
„Bann", einem Gedicht, das Leben und Kunst als Geschwister
schildert, Grillparzer selbst aber als vom Leben GsLaunten zeichnet,
weil er mit der Kunst freund- und freudelos hinausgewandert.
In anregender Weise führt Scherer diesen Grundgedanken
an den Gestalten der „von der Sonne griechischer Cultur umstrahl
ten „Kreusa", der Mutter Hero's, der „Esther" und vornehmlich
des „armen Spielmanns" ans; ja, selbst in „Weh' dem, der lügt"
und dem „treuen Diener seines Herrn" suche Grillparzer durch Glo-
rification der Wahrhaftigkeit im einen der Dienertreue, im anderen
diese Grund-Zdee durchzuführen, freilich nicht, ohne sie in . diesen
Stücken ein wenig ad absurdum zu führen. — Damit ist die erste
Frage erschöpft und Scherer wendet sich der dramatischen Technik
Grillparzer's zu; das einfachste Mittel, Grlllparzer's ganze
Größe gleichsam experimentell zu ermessen, beruhe darin,
seine Stücke zuerst zu lesen und wenige Tage später auf
der Bühne sich verwirklichen zu sehen; Scherer selbst
habe von der „Esther" in der Lectüre, einen durchaus
Die E!cmc»iar-Vcrs!chcrungs-Bauk.
Der Hof-Wechsler A. I. Kcituer.
I. KoUfch' öffcnlliche Subscription ans 5000
Stück ottomnnlsche Eisenblihil-Prümieii-Dose.
Besprochen in der nächsten Samstag-Nummer der
Schotteming Ar. 8.
Statt besonderer Anzeige diene allen Freunden und Be
kannten zur Nachricht, daß Herr
Bastil Smugia,
k. k. Haujitlnan» in Vcnßon,
am 26. Februar 1872 nach längerem Leiden verschieden ist.
Der Leichnam wird Donnerstag den 29. t. 2)7., präcise
2 Uhr, in dem Hanse: Landstraße, Hohlweggaff« Nr. 1, nach
griechisch-orientalifchem Ritus felcilich eingesegnet und sohin
auf dem St. Marxer Friedhöfe im eigenen Grabe zur Erde
bestattet.
Die trauern-en Hinterbliebenen.
1236
(der — und Scherer führte ohne Ouellenangabe des Weiteren eine
hochgelungene Idee Gustav Freytag's ans — ganz außerordentliche
Schauspieler erfordere) die volle Poesie des Wortes, das Quellende,
Vergoldende des einzelnen Wortes wie bei Goethe zu Gebote ge
standen, daher auch die häufige prosaische Wendung der Grillparzer-
schen Lyrik rc., erklärlich zum Theil auch aus der Mißachtung des
Volksbildes,, dem Goethe seine tiefinnigsten Töne ablauschte.
Und welche Mannichfaltigkeit, ruft Scherer, in Grillparzer's
Dramen; geradezu beispiellos sei es in der Geschichte
dramatischer Literatur, daß ein Dichter .aus ein Stück
wie die „Ahnsrau" ein so grundverschiedenes, wie die „Sappho"
folgen lasse. Trotz dieser Mannichfaltigkeit versucht Scherer doch drei
Grundtypen der Technik zu sixiren; zum ersten rechne er die
„Ahnfrau", „Traum ein Leben", dieser weise weniger Charatteristik, als
eine athemlose Entwicklung der Handlung, sozusagen eine Sied
hitze der dramatischen Temperäturgauf, die auch das Metrum, die
raschen, vierfüßigen Trochäen nach spanischen Vorbildern charakteri-
sire; der zweite Grundtypns der idealistischen Charakteristik
umfasse „Sappho",^ „Das goldene Vließ", „Des Meeres und der
Liebe Wellen", „Esther"; dem dritten Grundtypns der realisti
schen Charakteristik zählt Scherer den „Ottokar", „Weh' dem der
lügt", und „Der treue Diener seines Herrn" bei. Der zweite
Grundtypns charakterisirt in Goethe's Art, innerlich, psychisch —
wenngleich sich Scherer von vornherein gegen eine Parallele, zwischen
„Sappho" und „Iphigenie" wehrt, diese stehe gegen jene an dra-
nustlschem Zug ebeusoweit zurück, als jene gegen diese an poetischer
Kraft; der dritte Grundtypns charakterisire shakspeareanisch.
Worin besteht nun, fragt Scherer, die innere Entwicklung
Gnllparzers? Dem entschiedenen Fortschritte in der Charakteristik
stehe ein entschiedener Rückschritt in der Energie des dramatischen
Aufbaus zur Seite; diese These führt Sckerer vortrefflich im Einzel
nen durch: so meint er unter Anderm, welch herrliche Weiterentwick
lung deö Liebhabers von den philisterhaft angehauchten Phaon und
Jason zum Zawiscb („Ottokar") und dem König der „Esther", in
dem, nach dem geistvollen Apercu eines Freundes, Blut von dem
des Lessiug'säsen Saladin pulsire; der Rückschritt aber wie der Fort
schritt Grillparzer's sei naturgemäß. Unsere Geschichtsschreibnng
hat dieselbe Bahn durchlaufen; an Stelle des fieberhaften Interesses
an colossalen Ereignissen sei das psychologische getreten, wie
es in der Brust, dem Hirn der Hauptpersonen ausgesehen, ja,
jeder Einzelne könne an sich erproben, rvie mit Zunehmendem Alter
der Reiz des P sy ch o l o g isch e;i den des Faclifchen überwiege. —
Endlich Wender sich Scherer der letzten Aufgabe zu: Grillparzer zu
erklären; zunächst in seiner Beziehung zum Vaterland; aus seinen
über "derRuhelosen Zerstreutheit und Vi/kgeschäftigkest'im ^Capua
der Geister": „Laßt uns die Götter bitten um ein einfach Herz."
Herausgeber: Z. K. Lecher.
Verantwortlicher Redacteur: Franz KrtSmaryH
Druckerei der .PrrAr"^ Ludwig Lott»