1L3L
u
geschehen müßten, so würde sie sich bald ins richtige Werthver-
hiltniß zum Golde setzen, d. h. sie würde gegen Gold ein Agio
gben, oder wenn dieß verboten wäre, so müßten die Güter-
peise in dem Maaße steigen, in welchem man sie in Silber
zhlte und das Gold ginge ins Ausland, wo es gegen Silber
.Höher im Werth stände. Bei dem großen Spielraum aber,
den die Scheidemünze neben dem Goldgeld erhalten muß (well
die kleinsten Goldmünzen doch nicht leicht unter 5—6 st. her
abgehe» könnten), ist es sehr schwierig, in ihrer Ausprägung das
richte Maaß zu halten. Uebrigens darf uns das Beispiel Eng-
ltnds am wenigsten zu dieser Maaßregel veranlassen. Denn
icht Finanzgewinn, sondern vornehmlich der Umstand hat dort
zur Prägung der Silbermünzen mit einem Schlagschatz von etwa
- 4 Procent über die Prägekosten geführt, daß die alte Silber-
münze sehr abgerieben war, und man die neue nicht allzu dif
ferent von ihr machen wollte, um im Kleinverkehr die Gürer-
prekse nicht zu afficiren. Eben dieselbe Rücksicht auf die Gletch-
erhaltung des Werthes hat dort veranlaßt, Goldmünzen fort-
l während ohne Schlagschatz zu schlagen, und die Prägekoften auf
I Me Staatskasse zu übernehmen. Hatte man im Jahr I8i6 die
^euen Goldmünzen um die Prägekosten theurer ausgegeben, als
rgemünztes Gold und die ihm gleichstehenden älteren Gvld-
nzen, die ohne Schlagschatz geprägt waren, so mußten die
terpreise etwas sinken, und die Schuldner bei der Entrichtung
er strikter Zahlungen in dem neuen theureren Goldgelbe
ren; dieß wollte man vermeiden. Ueberhaupt hat England
Goldwährung nicht mit Vorbedacht angenommen, wie in
erwähnten Berliner Aufsätzen für den Zollverein vorgeschla
gen worden, sondern im Verkehr wurde zu Anfang des vorigen
ahrhunderts allmählich Gold das beliebtere und am Ende allein
angenommene Zahlungsmittel, weil die bessere Silbermünze
gegen Gold zu niedrig geschätzt war, und ins Ausland ging und
bloß ältere schlechte zurückblieb. (Etwas Aehnllches hatte in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland begonnen,
als Frankfurt den Karolin als Wechselzahlung annahm.) Dieß
wurde dann 1728 darin gesetzlich anerkannt, daß man in Silber
nur bis 25 Pfund Sterling anzunehmen brauchte, eine Summe,
die bei der Münzreform von 1816 auf 2 Pfd. Sterling beschränkt
wurde, damit Niemand an der zu theuer umlaufenden Scheide
münze verliere. Die ganze Wirksamkeit des Staats bestand
sonach dort in Schonung und Befestigung der dem
Volke zur Gewohnheit und zum Bedürfniß gewor
denen Verhältnisse, ein Verfahren, das insonderheit bei
der gegenwärtigen Verbesserung unseres süddeutschen Münz
wesens sorgsame Beachtung verdient. — Sieht man von allen
den speciellen Eigenschaften der beiden Metalle ad, und faßt
man bloß den Verkehr eines Landes ins Auge, so sind es fol
gende Umstände, die bald dem einen, bald dem andern der bei
den Metalle den Vorzug geben. Je beschränkter die Kreise
sind, in denen sich der Verkehr bewegt, und je weniger zwischen
großen Städten und ganzen Provinzen Güteraustausch besteht,
je weniger endlich Landdau auf großen Gütern getrieben wird,
desto nothwendiger ist Silber; unter den umgekehrten Verhält
nissen eignet sich vielleicht Gold besser. Ein großes Reich, dessen
Verkehr entfernte Gegenden umfaßt, kann eher Gold anwenden
als ein kleines; so auch ein reicheres Land, in welchem größere
Summen umlaufen, und dasjenige, wo die Edelmetalle wohl
feiler sind, die Güterpreise also hoch stehen. Durch Papiergeld
und Banknoten wird aber auch in einem solchen Lande dem
Golde dieser Vorzug entzogen, da man in ihnen Werthsendun
gen im Innern des Landes noch wohlfeiler macht, als in Silber.
Endlich trägt auch die Art und Weise der Erlangung der Me
talle dazu bet, dem einen oder dem andern den Vorzug zu ge
ben. Hat ein Land eigene Bergwerke, die nur das eine Metall
liefern, so ist es natürlich, daß es dieses vermünzt, welches so
mit Hauptgeld wird. Liefern sie beide, so war man-zu aller
Zelt vergeblich bemüht, beide zu bestimmtem Werthe nebenein
ander lm Umlauf zu erhalten; das zu wohlfeil angesetzte ging
ins Ausland. Entscheidet Ver Curs über den gegenseitigen
Werth, so wählt der Verkehr dasjenige, das seinem Bedürfniß
am besten entspricht. Hat ein Land keine eigenen Minen, so
zieht es von selbst das Metall vor, das ihm der Außenhandel
am wohlfeilsten zuführt, und das ihm zugleich bei der Werth
ausfuhr den meisten Vortheil bietet. Doch ist in dieser Be
ziehung ein seefahrendes Volk ln weit freierer Stellung als ein
Binnenland. Jenes, wiewohl mit allen andern Küstenländern
in unmittelbarer Verbindung, hat doch eigentlich seewärts kei
nen Nachbar, an dessen Geldzufnhr oder Geldbedarf es gebunden
wäre, wie ein Binnenland, dessen Gränzhandel überdieß weit
mehr Baargcld erfordert, als die Güter-Aus- und Einfuhr im
Großen, die sich durch Wechsel vermittelt. Erwägt man aber
alle diese Beziehungen im Gebiete des Zollvereins, so spricht
nur Weniges für das Gold, bei weitem das Meiste für das
Silber. Dabei ist noch der Nachtheil zu beachten, den das
Herabsehen des Silber-reis, s dem deutschen Bergbau bringen
würde, und der Nachtheil, der im Gränzverkehr einträte, da
zwar unsere Nachbarn unser Gold neben ihrem Silber, wir
aber nicht ihr Silber neben unserm Golde brauchen könnten. —
Endlich ist zu bedenken, daß im Verkehr selbst in Norddcutsch-
land nur erst auf Einem Handelsplatz, in Bremen, die
Goldwährung in Gebrauch gekommen; in Süddeutschland wäre
sie eine völlige Neuerung. Auch fehlte es an einer im Süden
und Norden dks Vcreinögebiets gleich gewohnten oder sich doch
dem bisherigen Werthmaaß anpassenden Goldmünze. In Nord
deutschland hat man den Fricdrlchsd'or und als Werthmaaß be
reits jetzt neben dem Sklberthaler 1 5 Friedrlchsd'or oder 1 Tha
ler in Gold. Ader wenn auch dieser Goldrhaler nahezu 2 fl.
im Kronentyalerfuß gleich kommt, so ist doch der Friedrichsd'er
im Süden von Deutschland wenig im Umlauf und überdieß im
Welthandel nicht so beliebt, als der Dukaten, der dagegen sich
minder bequem ln die norddeutsche Thalerrcchnung einfügt. —
Diese Erörterung wird den Leser in Stand seyen, sich ein selbst
ständiges Urtheil zu bilden über den Vorschlag, statt der Silber-
währung die Goldwährung einzuführen. Wir glaubten dabei
so weit ins Einzelne eingehen zu müssen, weil die drei Aussätze
über das Münzwesen von einem auch als Schriftsteller ausge
zeichneten preußischen Staatsbeamten herrühren sollen, und well
sie durch das Blatt, worin sie erschienen, bfe preußische Slaats-
zritung nämlich, ein gewisses ossictellcs Ansehen erhielten,
(zoi-ts.tzuug folgl.)