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Photographisches Archiv. [Nr. 678.]
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 49
und das Bild verliert infolgedessen seine Tonabstufung und
wird hart.*)
Ein rationelleres Verfahren würde darin bestehen, statt
das Silber zu lösen, die Farbe des negativen Bildes in eine-
mehr actinische überzuführen oder das Negativ im ganzen
durchsichtiger zu machen, sodass nicht nur die gewünschte
Abschwächung erreicht würde, sondern dass auch im Falle
zu starker Abschwächung das Negativ immer wieder von
nenem verstärkt werden »könnte.
Man könnte hierzu folgendermaassen vorgehen: Das
vorher in Wasser geweichte Negativ wird in sehr ver
dünntes Königswasser (1 Theil Salpetersäure mit 2 — 4
Theilen Salzsäure) gelegt. In diesem Bade verstärkt sich das
Bild scheinbar, wenn man es in der Durchsicht betrachtet,
infolge der Bildung von Chlorsilber, wenn man es aber eine
Zeit lang dem Sonnenlichte aussetzt, wird es infolge der
Reduction des Silbersalzes durchsichtiger und nimmt eine
bläuliche oder violettschwarze, d. h. eine mehr actinische
Farbe an, als es vorher besessen hatte.
Die Operation muss in zerstreutem Lichte vorgenommen
und das Negativ nach dem Baden in Königswasser und vor
der darauf folgenden Belichtung getrocknet werden, denn
wenn man es im Lichte trocknen lassen wollte, würde die
Redaction des Silbers eine ungieickmässig dichte sein, in
dem die zuerst trocknenden Stellen die hellsten werden
würden. Vollständiger und dunkler wird die Reduction —-
und letzteres ist im allgemeinen von Vortheil —, wenn
man das Negativ unter Wasser oder besser, in Gegenwart
eines Chlor absorbierenden Körpers dem Licht aussetzt.
*) Auch für diesen schwierigen Fall hät man ein gutes Ab-
schwächungsverfahren, welches dem Verfasser nicht bekannt zu sein
scheint. Es ist das folgende, von Dr. J. M. Eder empfohlene, und viel
fach bewährte: das fixirte und gewaschene Negativ wird in eine Lösung
von 3 Salzsäure, 1 doppeltchromsaurem Kali, 5 Alaun in 350 Wasser
gelegt, bis es ganz weiss geworden (infolge Ueberführung des Silber-
bildes in Chlorsilber), dann sehr gründlich gewaschen, bis die Platte
nirgends mehr gelb erscheint und hierauf in schwachen Hydrochinon-
Entwickler oder besser Eisencitrat-Entwickler gelegt, welcher nur ganz
langsam eindringt und infolgedessen, vorausgesetzt, dass seine Ein
wirkung keine zu lange war, ein weiches Bild hervorruft. — Red.
Der Grad der Abschwächung steht natürlich im Ver-
hältniss mit der mehr oder weniger vollständigen Ueber
führung des metallischen Silbers in Silbersalz. Und hierin
besteht die Schwierigkeit des Verfahrens: es ist einige Er
fahrung erforderlich, um erfolgreich zu sein. Es ist jedoch
geringe Gefahr vorhanden, dass das Negativ verdorben
wird, denn falls es infolge Durchbleichens zu dünn
werden sollte, braucht man es nur nach der Belichtung mit
sehr verdünntem Entwickler nochmals hervorzurufen oder
nach einem der bekannten Verfahren zu verstärken.
Das Negativ braucht nach dieser Behandlung nicht
wieder flxirt zu werden, gründliches Auswaschen genügt.
P. C. Duchochois, in Phot. Times.
Photographisches Mosaik.
Die Weltfirma C. Angerer & Göschl in Wien, welcher neuer
dings wieder eine hohe Auszeichnung, nämlich das Ehren-
Diplom 1. Classe auf.der deutschen Ausstellung in London
(s. vor. No.) zutheil geworden ist, hat ein neues Album mit
Druckproben herausgegeben, welches eine Anzahl chemi-
graphischer, autotypischer und chromotypischer Blätter im
Formate 38X27 cm enthält. Die Drucke zeichnen sich wie
gewöhnlich durch musterhafte Sauberkeit aus und zeigen
besser als jede lange Beschreibung, zu welch hoher Stufe
der Vollkommenheit genannte Anstalt diese von ihr aus
schliesslich gepflegte Technik gebracht hat. Unter den
Chromotypien ist ein in sechs Platten ausgeführtes, „Co-
ipiette“ betiteltes Blatt ganz vorzüglich gelungen, was um
so mehr anzuerkennen ist, als es sich hierbei um eine aus
gesprochen künstlerische Wirkung handelte.
Ueber den Unterricht im Wintersemester 1891/92 an der k. k.
Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren
in Wien geht uns ein Programm zu, dem wir folgende haupt
sächliche Punkte entnehmen:
Der Unterricht beginnt am 16. September, die Schüler-
aufnahme erfolgt in der Zeit vom 13. bis 15. September.
Die Curse sind folgende: Vorbereitungs- und Zeichen-
schule. (Abendschule.) Schulgeld 5 fl. für das ganze
Jahr. Erster Curs für Photographie und Re
productionsverfahren. (Abendschule.) Schulgeld 5 fl.
pro Semester. Zweiter Curs f ü r Photographie und
Reproductionsverfahren. (Tagesschule, 10 fl. Schul
geld pro Semester). In diesem Tagescurse werden von ver-