Auf einer technischen Reise durch Deutschland begriffen,
waren ihm, heißt es, sehr glänzende Anerbietungen in
einer großen deutschen Hauptstadt gemacht worden, die
er jedoch aus Liebe zu seiner Vaterstadt abzulehnen sich
veranlaßt gefunden.
Oesterreich.
Aus Gallizien: 0. Jan. (Privatmitth.) Die
Karpathen sind diesen Winter bereits zum drittenmale
eingeschneit, was man immer für ein Zeichen hält, daß
es nun Ernst damit sei. Und dennoch bleibt die Wit
terung in unsern Ebenen so mild, daß Auen und Wie
sen noch grünen. Das immer wieder erfolgte Schmel
zen des Schnees schwellt Bäche und Flüsse, und es hält
sich insbesondere die Weichsel fortwährend bei hohem
Wasser. Die Saaten zeigen sich ungemein frisch, und
wenn sie nicht später noch etwa leiden sollten, so kön
nen wir aus eine gesegnete Ecndte rechnen. Im Han
del geht es flau, weil die meisten ländlichen Erzeugnisse
in niederem Preise stehen, und selbst zu diesem der Ab
satz schwer zu bewirken ist. Die Weichsel hinab wurde,
auch da sie noch offen war, wenig verschifft, weil im
Königreich Polen die Frucht nur unbedeutend mehr gilt, wie
hier, und weil wir mit demselben überhaupt nur wenig in
Verbindung stehen. Das ist auch die Ursache, daß wir
die russische Grenzsperre weniger empfinden und uns
nicht so darüber beklagen dürfen, wie andere Nachbarn
dieses Staats. Was den Stand der Dinge in Polen
überhaupt betrifft, so können wir davon berichten, daß
unsere dasigen Stammgenossen sich zwar immer mehr
in das Unvermeidliche fügen, daß aber an eine innige
Vereinigung derselben mit dem Reiche, dem sie zuge
theilt sind, wenn auch nicht geradezu undenkbar, so doch
in nicht absehbarer Weite liegt. Die Verständigen und
Umsichtigen verkennen zwar die vielen zum Wohle des
Landes getroffenen durchgreifenden Maßregeln des russi
schen Gouvernements nicht, sie sprechen sich auch laut
darüber aus, daß der Fürst-Statthalter das Möglichste
thut und leistet, um sich Liebe und Vertrauen zu er
werben, aber sie können sich dennoch nicht enthalten,
das Schicksal ihres Vaterlandes zu beklagen, und Hoff
nungen in ihrer Brust zu hegen und zu verschließen.
Im Volke kommt dies Gefühl weniger zur Klarheit,
daß es aber vorhanden, das zeigt sich oftmals, wo die
Gelegenheit es giebt, ziemlich unerwartet. Ist dasselbe
nun auch hier in Galizien nicht ganz erstorben, so fin
det es ungleich weniger Nahrung, und es hält es dre
milde Regierung und der immer besser werdende Zu
stand des Volkes nieder.
Frankreich.
* Paris, 11. Jan. (Privatmitthl.) Der Minister-
Präsident hat der P a irsk. gestern das Recrutirungs-
gesetz, der Handelsminister einen Gesetzentwurf hin
sichtlich auf Erfindungen zu verleihende Privilegien
vorgelegt. Die hohe Kammer hat sich sodann in ihre
Bureau's zurückgezogen um die Adresscommission
zu ernennen; dieselbe besteht aus den Hrn. Barche, Graf
Roy, Dupin, Graf Daru, Herzog von Broglie,
Girod de l'Ain und Graf von Argaut; unmittelbar
darauf hat dieselbe den Grasen Foy zü ihrem Prä
sidenten ernannt. Wahrscheinlich wird sie den Herzog
' von Broglie zum Berichterstatter ernennen. — In der
Deputirte nkamm er hat der Finanzminster zwei
Gesetzentwürfe eingereicht, der eine betreffend die Fest
stellung (regiement) das Budget von 1842, das
andere betreffend die ergänzenden und außerordentlichen
Credite von 1842 und 43/ der Handelsminister legte
den Gesetzentwurf vor hinsichtlich des Verbots der Erzeu
gung einheimischen Zuckers und der Entschädigung aller
von dem 1. Jan. 1843 b.standenenZuckerfabr>ken, wo
für eine Summe von 40 Mill. Franks beantragt wird.
Nachdem die diesen Entwürfen vorausgeschickte Ein
leitung und Begründung von dem betreffenden Minister
verlesen ward, zog sich die Kammer in ihre Bureaux
zurück, um diese zu organisiren, d. h. ihre Präsidenten
und Secretaire zu ernennen. Diese Operation ist ge-
wöhnlich da^ erste parlamentarische Vorgefecht, worin
die ministerielle, Partei und die Opposition sich
messen; erstere trug diesmal einen fast vollständigen,
jedenfalls entschiedenen Sieg davon, die letztere hat nur
3 Ernennungen unter 18 durchgesetzt, einen Präsidenten,
General Schneider, der übrigens mehr dem rechten als
dem linken Centrum angehört und 2 Secretaire, die
Hrn. von Lasseyrie und Etienne. Die ministeriellen
Ernennungen sind: (Präsidenten) die Hrn. S.bastiani,
General Doquerau, Salvandy, Calmon, Dupin,
Debelleyme, General Darriau und General Bronet;
(Secretaire) Saplio; Montesqiou, Sahune, Las-
Cases, Dejean, Daru und Persil. Im Vorgefühl ihrer
Schwäche hat die Opposition in mehren Bureau's für
die ministeriellen Kandidaten gestimmt, wie dies bei den
Herren Dupin, Calmon und Salvandy der Fall war,
daher es unmöglich ist, ein Zahlenverhältniß beider Par
teien herauszustellen. Bemerkenswerth ist, daß im dten
Bureau Hr. v. Lamartine gegen den in parlamentari
scher Hinsicht ganz unbedeutenden General Brunet ge
scheitert ist; jener erhielt von 33 Stimmen 11, dieser
21. Die Confervativen benützten damit die erste Ge
legenheit, dem Deputirten von Macon eine Lektion für
seine Schwankung nach links bei Gelegenheit der De
batte über das Regentschaftsgesetz zu geben. — Der
Pariser Correspondent der Morning-Post meldete diesem
Blatte, die (sranz.) Regierung habe die Nachricht erhal
ten, daß die Eingeborenen auf den Marquesasinseln
den Kommandanten der Garnison, welche der Admiral
Dupetit Thouars daselbst zurückgelassen, ermordet hätten.
Der „Moniteur" giebt hierüber folgenden Aufschluß:
„Ein Bericht des Corvetten-Kapitains, Kommandanten
des Schiffes Boussol, meldet einen bedauerlichen Fall,
der sich am 18. Septbr. ereignete. Hr. Halley, Cor-
vetten-Kapitain, Kommandant der Insel Christine, ver
langte von den Eingeborenen, daß sie sich aus der dem
Hafen benachbarten Bai zurückziehen. Auf die Weige
rung des (Kongs) Jutati wurden die Lieutenants Hal
ley und Ladebats während sie gegen Jutati marschirten,
von zwei Flintenschüssen, welche die in einem Hinter
halt versteckten Eingeborenen auf sie losschossen, tödtlich
getroffen. Der Kapitain des „Bucephale" hatte dann
das Kommando auf der Insel übernommen und der
selbe befindet sich in der Fassung, jeden Angriff abzuweisen.
— Der ehemalige päpstliche Nuncius in Paris, Mons.
Garibaldi wird nicht, wie es früher hieß, Monsig.
Fornari in Brüssel ersehen, sondern nach Italien zu
rückkehren, wo ihm ein Bischofssitz vorbehalten ist. —
Aus Spanien haben wir heute keine Nachricht von
Belang, ausgenommen, daß am 4ten und üten die
Fonds auf der Madrider Börse gestiegen sind, das De
kret vom 3ten scheint also, sonderbar genug, einen gün
stigen Eindruck hervorgebracht zu haben, wenn übrigens
die Madrider Börse gleich den andern Städten ein po
litischer Barometer ist. — In Pampelona soll die
seit Oktober 1841 niedergesetzte Militair-Kommission zur
Untersuchung der Theilnehmer an dem Aufstande jener
Epoche 180 Personen in contumaciam, darunter
O'Donnell, zum Tode verurtheilt haben. — Die neue
Munizipalität von Bilbao hat in dem Augenblicke, als
sie ihr Amt antreten sollt, verlangt, dem gewöhnlichen
Eide auf die Constitution von 1837 noch dm Eid des
Gehorsams dem Gesetze von 1841 (das die Aufrecht
haltung der Fueros bestätigt) hinzuzufügen. Als der po
litische Chef diesen Zusatz untersagte, hat sich die Mu
nizipalität zurückgezogen und den Antritt ihres Amtes
verweigert.
Mit Ausnahme „des Journal des De'bats" und der
„Presse" wollen alle übrigen Jonrnale behaupten, daß die
Thron-Rede an Unbedeutsamkeit fast von keiner früheren
übertroffen werde. Das Commerce sagt: „Ueber die
Thron-Rede ist in Paris nur eine Stimme. Es war
in der That nicht der Mühe werth, so viel Pomp zu
entwickeln, so viel Lärmens zu machen, die Mitglieder
der beiden Kammern mit so vieler Ostentation zusam
men zu berufen, um ihnen Phrase?» zu hören zu geben,
die an Bedeutungslosigkeit mir Nichts zu vergleichen sind.
Das Ministerium hat nun wenigstens einmal in seinem
Leben den Ruhm gehabt, alle Meinurrgen zu vereinigen;
denn in der Kammer, an der Börse, an allen öffentli
chen Orten ist das Urtheil übereinstimmend. Die kon
servativen Deputirten selbst schienen etwas betroffen über
die Art, »vie das Ministerium die Kammern behandelte.
Sie sagten, daß es nicht schicklich sei, die großen Staats
körper in Königlicher Sitzung zu vereinigen, um ihnen
eine Rede zu halten, die so vollkommen leer, so ohne
Gedayken und ohne Farbe sei. Die Thron-Rede ist
also, nach dem allgemeinen Urtheil, nur ausdrucksvoll
und merkwürdig durch das, was sie nicht enthält. Man
hatte bisher viel von unserer Jsolirung gesprochen; Jrr-
thmn! Die Rede sagt, daß unsere Beziehungen zu den
fremden Mächten eben so friedlich als freundschaftlich sind;
Beweise dafür sind Spanien, Rußland und die Hal
tung der Tory-Preffe. Man glaubte bisher, daß »vir
uns über die Niederlagen, welche unsere Interessen und
unsere Würde im Orient erlitten, nicht sehr zu freuen
hätten; Verleumdung! Denn die Pforte hat den Dru
sen und den Maroniten einen Schatten von Oberhaupt
bewilligt. Man fand bisher, daß der auswärtige Ein
fluß des Landes im Verfall sei. Aber hat nicht das
Ministerium die tvichtige u. schwicirtge Eroberung derMar-
quesas-Jnseln durchgesetzt? Die Bürger beklagen sich über die
beständige Vermehrung der Steuern. Aber »venn die
Steuern sich vermehren, ist dies nicht ein Zeichen, daß
»nan Geld hat, sie zu bezahlen? Die Ausgaben übersteigen
allerdings die Einnahmen; das Defizit ist permanent,
der öffentliche Kredit kann den Bedürfnissen der Lage
nicht mehr genügen. Dies sind indeß leichte Schatten,
die man sorgfältig aus dem lachenden Gemälde entfernt
hat; und um uns vollständig zu beruhigen und zu er
freuen , kündigt man an, daß die Session wesentlich eine
finanzielle sein würde. Die Industrie und der Handel
mußt.n natürlich ihren Antheil an dieser allgemeinen
Glückseligkeit haben. Man verkündete ihnen, daß das
Kabinet sich damit beschäftige, die Vortheilhaftesten Ver
träge von der Welt abzuschließen. Wir können hierbei
mit Sicherheit von der Vergangenheit auf die Zukunft
schließen." — Das Siöcle schließt einen längern Ar
tikel über denselben Gegenstand mit folgenden Worten:
„Die gestrige Sitzung war im Ganzen sehr kalt. Eine
solche Rede war auch nicht geeignet, Enthusiasmus her
vorzurufen. Uebrigens wollte auch die Opposition, die
in der Deputirten-Kammer zahlreich ist, durch ihre Hal
tung mehr die Achtung, als den Beifall an den Tag
legen. Sie hat nicht einen Augenblick lang vergessen,
daß sie sich vor dem Könige befand; aber sie hat sich
auch des politischen Systems erinnert, welches durch die
Minister repräsentirt wird, — eines verhaßten Systems,
welches zu bekämpfen und zu stürzen ihre Aufgabe ist."
Spanien.
Madrid, 3. Jan. Ich kann Ihnen mit voller
Zuversicht die Erwartung ausdrücken, daß den für
den Augenblick zwischen der diesseitigen und der
Französischen Regierung obschwebenden Miß
helligkeiten eine befriedigende Ausgleichung
bevorsteht. Sollten auch die Spanischen Minister
Anfangs den übeltvollenden Einflüsterungen unberufener
Personen Gehör geschenkt haben, so finden sie es nun
doch mit ihrer eigenen Würde vereinbar, der Wahrheit
Recht zu geben, und, ohne sich hinter leeren Ausflüchten
zu verschanzen, auf jede billige von dem sich für verletzt
haltenden Kabinette zu stellende Anforderung einzugehen.
Auf der anderen Seite sollen die Mitteilungen, welche
der Herzog von Glü'cksberg im Aufträge seiner Regie
rung an das hiesige Ministerium richtete, durchaus von
der Natur sein, daß sie das Selbstgefühl dieser hohen
Behörde keinestveges kränken, noch »veniger aber den
Spanischen Nationalstolz verletzen können. Die Mini
ster sahen sich durch die unwahren und auf leidenschaft
licher Befangenheit beruhenden Berichte eines Untergebe
nen hintergangen. Diesen strafbaren Beamten haben sie
bereits seiner Würde entsetzt, und cs muß ihnen selbst
jetzt Alles daran liegen, daß das Benehmen des Fran
zösischen Consuls auf das Vollständigste gerechtfertiget
werde, da dieser auf seinem Posten verbleibt, und es
für die Spanische Regierung erniedrigend sein würde,
wenn sie einem nicht vollkommen gerechtfertigten frem
den Agenten eine amtliche und gegenwärtig höchst wich
tige Stellung zugestände. Die Französische Regierung
ist übrigens hier in Madrid durch einen jungen Diplo
maten vertreten, dessen persönliche Eigenschaften gar sehr
dazu beitragen, den ztvar nachdrücklichen, aber begrün
deten Vorstellungen seines Kabinets bei den Spanischen
Ministern Eingang zu verschaffen. Der junge Herzog
von Glücksberg hat sich hier, bei seiner schwierigen Stel
lung, durch sein offenes und einnehmendes Wesen jene-
so schwer zu erlangende Zutrauen zu erwerben gewußt,
dessen Mangel mehrere seiner diplomatischen Vorgänger
von höherern Range und längerer Erfahrung in allen
ihren Bemühungen scheitern ließ. Die seinigen sind,
wie die Spanischen Minister selbst anerkennen, immer
darauf gerichtet gewesen, Alles zu vermeiden, was der
diesseitigen Regierung auch nur den Vorwand zu irgend
einer Mißdeutung geben konnte. Er war der erste der
fremden Diplornaten, die vorgestern im Palafte des
Regenten erschienen, um diesen zu betvillkommnen, und
das Hotel der Französischen Botschaft war glänzender
erleuchtet, als irgend ein anderes in Madrid. Auf der
anderen Seite ist der gegenwärtige Minister der aus
wärtigen Angelegenheiten, Graf von Almodovar, ein
Mann von, Takt und Umsicht, der, wo nur er zu ent
scheiden hat, sicher keinen übereilten Entschluß fassen
tvird. Sv viel man erfährt, haben die diesseitigen Mi
nister das verlangte Ultimaturn von der Entscheidung
des Regenten abhängig geinacht, und je mehr dieser Ge
legenheit hatte, sich durch den ihm gewordenen Empfang
von d«?r hier herrschenden Stimmung zu überzeugen, um
so »veniger rvird er wohl geneigt sein, die innere oder
äußere Ruhe des Landes auf das Spiel zu setzen. Dazu
kommt endlich, daß der Englische Gesandte gestern durch
außerordentliche Gelegenheit Depeschen von seiner Regie
rung erhielt, und da man wohl annehmen darf, daß die
darin enthaltenen Mittheilungen, welche der Gesandte seit
länger als einem Monat erwartete, jeder Zunahme des
zwischen den Kabinetten von Paris und Madrid einge
tretenen Mißverständnisses vorzubeugen suchen werden,
so ist darauf zu rechnen, daß Herr Aston durch den
großen Einfluß, den ec auf den Regenten und dessen
Minister ausübt, die vermittelnden Gesinnungen des
Englischen Kabinets unterstützen »verde. — Dreizehn
der hier erscheinenden Blätter und Zeitschriften sind
heute mit folgender „Erklärung der unabhängi
gen Presse" hervorgetreten: „Da die Spanische Re
gierung sich der Großbritannischen gegenüber offenbar in
einem Zustande von Abhängigkeit befindet, und in Be
tracht des bevorstehenden Unterganges, der unsere In
dustrie bedroht, und der Gefahr, daß eine so wichtige
und an so untviderruflichen Folgen reiche Frage, wie die
eines Handelsvertrages mit England, ohne irgend
eine Gewährleistung für die richtige Lösung entschieden
werde und sich endlich in eine Frage der Gewalt und
fremden Einflusses umwandle, hält sich die unabhängige
Presse, geleitet vom Nationalgefühl, u»»d, treu ihrer
Pflicht, innerhalb der Schranken des Gesetzes, allen
willkürlichen und verderblichen Beschlüssen, welche durch
die bestehende Regierung ungeordnet »verden könnten,
vorzubeugen und zu widerstehen, zu nachstehender Er
klärung verpflichtet: Die unabhängige Presse protestirt
auf das feierlichste und kräftigste gegen den Abschluß ir-
(Fortsetzung in der Beilage.)
Mit einer Beilage.