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Straßen, die südöstlich nach Kano, südwestlich nach
Timbuktu und noch weiter südwestlich nach Tyschyt,
aus der Grenzlinie zwischen Mauren und Negern füh
ren. Von letzterem Punkte oder von Schingavm gilt
es dann, regelmäßigen Verkehr mit Bakel und St.
Louis am Senegal zu gründen. (N. Z.)
England. London, 30. Oct. Der Herald
sieht die Beziehungen zur Regierung der Vereinigten
Staaten als sehr bedenklich an. Er zählt die ver
schiedenen Streitpunkte zwischen den beiden Staaten
auf: den Blokadebruch der Bermuda, die Verhaftung
englischer Unterthanen in Nenyork auf bloßen Ver
dacht feindlicher Gesinnung und Mr. Sewards unge
nügende Antwort auf die Einsprache Lord Lyons, die
englische Ablehnung des amerikanischen Anlehcns und
zahlreiche andere Kundgebungen, die den Norden gegen
England erbittert haben, und bemerkt, daß die Hälfte
dieser Vorwände in früheren Zeiten hingereicht habe,
langwierige Kriege zu entzünden. Wenn, sagt der
Herald, der amerikanische Kampf zu Ende geht, ohne
daß wir hineingezogen werden, so dürfen wir uns sehr
aufrichtig Glück wünschen. Dennoch schließt der so
sehr für den Frieden zitternde Herald mit der Forde
rung, dem in Liverpool wuchernden amerikanischen
Spionirwesen auf jede Gefahr hin ein Ende zu machen.
Earl Ruffel müsse der Washingtoner Regierung dar
über ernste Vorstellungen machen. — In Devonport
werden Linienschiffe für die Unternehmung gegen Mexiko
in Bereitschaft gesetzt. Ein spanischer Gesandter ist
auf dem Wege nach hier, um den Vertrag wegen der
gemeinsamen Unternehmung zum Abschluß zu bringen.
— Die Regierung hat die Urkunden veröffentlicht,
welche sich aus die Umgestaltungen im indischen Militär-
Departement beziehen. Man ersieht daraus, daß seit
dem 1. Oktober 1859 die Kosten für die europäischen,
in Indien stehenden Truppen um 840,000, die für
die eingeborenen Regimenter um 1 Mill. £, jährlich
ermäßigt sind. — Die Journale besprechen sehr eifrig
die neue, sehr grob englandfeindliche französische Flug
schrift: „England, Oesterreich und die Zusammenkunft
in Compiegne."
Der hiesige deutsche Turnverein zählt gegenwärtig
schon 30? MllgUcvrt.
Dänemark. Kopenhagen, 28. Oct. Nach
richten aus Island zufolge war der diesjährige Som
mer dort sehr angenehm. Man erfährt Näheres über
die Reise, welche Herr Berna nebst Professor Vogt
aus Genf und anderen Naturforschern nach Island
gemacht haben. Sie fanden die Insel Jan Mayen
als eine große vulkanische Klippe, auf deren nordöst
lichsten Spitze sich ein riesenhafter Vulkan von 6500
Fuß Höhe erhebt. Das Polarmeer war ungewöhnlich
frei vom Eise. Auch die Färöer- und Shetlandinseln
sind von den Reisenden besucht. — Die Regierung
beabsichtigt, nächstens eine Untersuchung der noch fast
völlig unbekannten Ostküste Grönlands vornehmen zu
lassen.
Nordamerika. In Missouri und Virginien haben
einige Scharmützel stattgefunden, die zu Gunsten der
Unionstruppen ausfielen. — Zur Verfolgung des
„Nafhville", der am 12. Octoder bei Cbarleston die
Blokade durchbrach, sind drei Dampfer ausgesandt wor
den. — Eine große, aus 40 bis 50 Fahrzeugen be
stehende See-Expedition ist abgesegelt. Die zur
Unternehmung gehörenden Transportschiffe sind auf der
Hampstead-Rhede angekommen.
Inländisches.
Kassel, 3. Nov. Das Franks. Journal theilt mit,
am 30. v. M. habe eine Sitzung des Gesammlfiaats-
Ministeriums stattgefunden und bemerkt dazu, man
werde in der Annahme nicht irren, daß daselbst be
treffs der Wahlen definitive Feststellungen gemacht
seien. — Die Auflösung der vorigen zweiten Kammer
erfolgte bekanntlich am 1. Juli d. I. Nach §. 69
der bestehenden Verfassung soll im Falle der Auflösung
einer Kammer die Kinberufuna einer neuen Kammer
„innerhalb der nächsten sechs Monate erfolgen." Bei
den vorigen Wahlen fand dahier die Wahlmännerwahl
41 Tage vor dem für den Zusammentritt der Kam
mer vorge'chrikbenen Zeitpunkt statt.
x Marburg, 1. Nov. Die Herren Prof. Köbler
und Buchhändler O. Ehrhardt, welche dahier die Flot-
tensawmiungen in die Hand genommem haben, machen
im letzten Wochenblatt bekannt, daß nabe an 100 Thlr.
Eingekommen seren, was gewiß nicht viel sagen will.
* Die Beraubung des Museums zu
Kassel durch die Franzosen.
In der letzten Sitzung des Vereins für hessische
Geschichte und Landeskunde trug Herr Archivar Dr.
Landau die Auszeichnungen des früheren hiesigen Kon
servators deS Museums, Völket, über die Plünderung
des Kasseler Museums im Anfange dieses Jahrhun
derts vor.
Der sorgsame Konservator des Museums fragte
gleich am 2. November 1806, dem ersten Tage nach
dem Uebersalle der Stadl durch die Franzosen, den
Minister Waitz, wie er sich zu verhalten habe, falls ihm
die Schlüssel des Museums abverlangt würden. Er
erhielt die Antwort, er müsse sie abgeben. Die Schlüs
sel wurden indessen nicht abverlangt, vielmehr erklärte
der Gouverneur von Hessen, La Grange, das Museum
werde unberührt bleiben. Zum Ueberfluß suchte der
Konservator dem Gouverneur die Ansicht beizubringen,
daß das Museum ein Nationalgut sei, dem Lande ge
höre, nicht dem Kurfürsten, wiewohl die Gegenansicht
zu besorgen war, da die Museumsbeamten im Staats
kalender zum Hosetat gerechnet waren. Mit der Zusage
La Grange's schien es jedoch nicht aufrichtig gemeint
zu sein, denn als am 5. November aus Sababurg
Kisten im Schlosse ankamen und der Konservator, in
der Vermuthung, daß sich in denselben auch die dem
Museum angehörigen Pretiosen befänden, beim Gouver
neur Schritte wegen Verabfolgung oder wenigstens Ocss-
nung der Kisten that, wurde geantwortet, daß sie, selbst
wenn ihr Inhalt dem Museum gehöre, als Kriegsbeute
nach Mainz geschickt werden müßten. Verwendungen
beim Adjutanten Bernard und beim Secretär Leth
führten ebenfalls kein anderes Ergebniß herbei. Auch
gelang es dem Konservator nicht, wenigstens einige der
Pretiosen für Hessen zu retten, was er dadurch zu be
werkstelligen suchte, daß er um eine Quittung des Ver
zeichnisses derselben bat, um bei der dann nöthigen
Oeffnung der Kisten einiges als werthlos oder als blos
für Hessen werthvoll darzustellen. Er erhielt zur Ant-
in Kaffe! geöffnet und viele Medaillen verkauft. Die
Kisten kamen überhaupt nicht nach Mainz, wie der Kon
servator zufällig am 17. April 1807 von dem Inten
danten Marteüiere hörte, als dieser beim Besuche des
Museums mit seiner Frau an die leeren Medaillentische
kam.
Am 4. Januar 1807 erhielt der Konservator durch
Bernard von La Grange die Nachricht, daß einige
Herren das Museum zu sehen wünschten. Diese
Herren, welche am 5. Januar den Besuch abstatteten,
waren der Flügeladjutant Galboi, der „Hauptrequifitor
der Kunstwerke" Dinon und ein Sekretär. Der Besuch
war jedoch kurz, denn da der Konservator wegen einer
Erkältung nicht mitgehen konnte, so kamen sie vor die
verschlossenen Schränke und Glaspulte. Am 9. Januar
wurde die bevorstehende Plünderung dem Konservator
angezeigt. Derselbe bemerkte den dazu abgeschickten
Herren, nämlich Dinon, Maler Fix und Gras Bohlen,
sie würden nichts finden, was Paris nicht schon besser
besitze. Die Antwort war, der Kaiser habe befohlen,
Kunstsachen für das französische Museum „auszu
suchen". Von den Silbersachen im Pretiosenfchrank
wurde ein silberner Strauß genommen, ferner viele
Schalen voll Edelsteinen, verschiedene Kunstwerke von
Elfenbein, Bernstein, und die schönen Portraits in
Buxholz geschnitten aus dem 15. oder 16. Jahrhundert.
Aus die Frage, was sich in den pyramidenförmigen
Schränken befinde, erwiederte der Konservator: „nichts;
ehemals lagen die antiken Münzen darin, welche jetzt
unter GlaS aufbewahrt werden"; zum Beweis schloß er
eine Pyramide auf, welche leer war. Dadurch war das
Mißtrauen gegen die Aussagen entfernt und es brauch
ten nun die übrigen Pyramiden nicht aufgeschlossen zu
werden. So wurden 600 Stück moderne Goldmünzen
gerettet. Am 10. Jan. wurden die besten Bronzen, wor
unter eine schöne Homersbüste, gestohlen oder „ausgesucht".
Von den geschnittenen Steinen und antiken Münzen
wurde die Plünderung abgewendet durch die Bemerkung
des Konservators, daß dieselben einer benachbarten, vom
Kaiser in seinen besonderen Schutz genommenen Uni
versität zum Unterricht dienten. Nur eine von den sog.
Regenbogenschüffeln wurde genommen. Das ganze Zim
mer der Statuen der antiken Gallerie wurde von Dinon
als Muses Napoleon bezeichnet, denn, sagte er, der
Kaiser wolle, daß alle antiken Statuen nach Paris ge-
\ bracht werden sollten. Aus die Vorstellungen des Con-
l servators erwiderte Dinon heftig: „Was wollen Sie?
soll ich nichts nehmen? daun wird ein anderer kommen,
der alles holt." Nachdem sodann noch in allen übri
gen Sälen etwas genommen war, erhielt der Konserva
tor von Dinon ein vom Grasen Bohlen und von Mar-
teilliere unterzeichnetes Verzeichniß zugestellt. Das Ein
packen geschah ganz öffentlich, die Hessische Zeitung von
1807 sagte aber in Nr. 37: „Unser Museum ist unbe
lastet geblieben, unsere Gallerie hat der schönen Ge
mälde mehrere behalten." Der Gouverneur suchte bei
einem Besuche des Museums zu trösten, indem er sagte,
man bemerke an einzelnen Stellen gar nicht, daß etwas
weggenommen sei; aber, bemerkte der Konservator, die
besten Stücke sind fort. Der letztere gab dem Dinon
auch mehrmals zu verstehen, er wisse, daß die aus Sa
baburg gekommenen Kisten mit Pretiosen auch geraubt
seien. Dabei kam heraus, daß er ein Verzeichniß der
selben besitze, doch der Aufforderung, dasselbe abzulie
fern, kam er aus der Besorgniß nicht nach, daß, wenn
sich alsdann in Paris beim Oeffnen der Kisten zeige,
daß etwas fehle, was die Herren sich vielleicht selbst
angeeignet, das Museum noch mehr werde in Anspruch
genommen werden.
(Schluß Ifolgt.)
Wien, 2. November. Bei der heute stattgesundenen
Gewinnziehung der österr. 500 fl. Loose von 1861 fielen
auf folgende Nummern die beigesetzten Prämien: Serie
10094 Nr. 3 300,000 fl., Serie 12115 Nr. 11 50,000 fl.,
Serie 19357 Nr. 5 25,000 fl., Serie 16006 Nr. 6 und
Serie 6000 Nr. 4 jedes 10,000 fl.
Oeffentliche Danksagung.
Auf den von uns im Juni d. I. erlassenen Hülferuf
zur Milderung der Noth, welche bei unö durch einen am 9.
desselben Monats gefallenen Hagelschlag und darauf folgen
den Wolkenbruch eingezogen war, sind uns im Ganzen 1268
Thlr. 2 Sgr. 6 Hlr. zugegangen. Wir haben diesen Betrag
der Abschätzung gemäß unter uns vertheilt, und werden den
selben theils zum Ankauf von Saatkorn, theils zum Ankauf
Frühjahr,^wo^die"^ .sonstigen Lebensmitteln für künftiges
maß vcrwenvei,' ick Lutz am.
dem Zweck der gespendeten Gaben am eL>,
sprechen. eltt '
\ Indem wir der verehrlichen Expedition dex
Morgenzeitung den Empfang der bei ihr eingegangene?^
Thlr. 16 Sgr. 6 Hlr. hierdurch anzeigen, danken wir?
für die gehabte Mühewaltung.
Allen den hohen und edlen Gebern, welche unserem
Hülferuf zufolge ihre mildthätige Hand geöffnet und zur
Abhülfe unsrer Noih ihr Scherflein beigetragen haben, des
gleichen unsrem Herrn Pfarrer Kornemann, der mit christ
licher Liebe für uns so redlich gesorgt hat, ferner den Taxa
toren Herrn Gutsbesitzer Löbcr in Merzhausen und Herrn
Domänenpächter Steinrück in Wollersdorf, so wie endlich
dem Herrn Lithographen Horn in Kassel, welcher eine An
zahl authographischer Abdrücke unsres Aufrufs bereitwilligst
kostenfrei lieferte — sagen wir hierdurch unsern herzlichsten
Dank. Möge der Herr ihr gutes Werk mit reichem Segen
krönen!
Bottendorf, im October 1861.
H a sen z a bl, Bürgermeister zu Bottendorf.
Finger, Bürgermeister zu Willersdorf.
Im Namen der beiden Gemeinden.
An mildthätige Herzen.
Anne Katharine Heckmann aus Crumbach, welche sich
bisher redlich als Fabrikarbeiterin genährt hat, wurde im
vorigen Jahre von dem schweren Schicksal betroffen, sich rin
Bein in Marburg abnehmen lassen zu müssen. Seitdem ist
sie erwerbsunfähig und nur auf das Mitleid guter Men
schen angewiesen. Gaben für die unglückliche Person, die
keinerlei Verwandte besitzt, welche sich ihrer annehmen kön
nen, werden von der Expedition bereitwillig entgegenommen.
Deutsche Flotte.
Bet der Redaction sind ferner eingegangen: Von si.
12'/, Sgr.
U'Aür die Wittwe Armbröster ist bei uns eingegangen:
Von Dr. Kr.... in W. 1 Thlr.
Für den blinden Waldcck ist bei uns ferner ein
gegangen:
Von F. 10 Sgr.
Unter der Namensbezeichnung M. Kauffmann sind fol
gende Geschenke für die Bibliothek des Arbettcr-FortbildunngS>
Vereins eingegangen: 3 Bände von Gutzkow's Unterhaltungen
am häuslichen Hcerd, 4 Bände „die deutschen Klassiker, von
Göthe bis auf unsere Zeit-, 1 Band „die neue Zeit", Supple-
menrband zu Wigand's Konversationslexikon.