aus : Hanauer Zeitung, Nr. 247, 1896, Okt. 21
S. 1-2
Hanau, 21. Oktober. Die Ansprache, mit welcher
u>er Geheime Hofrath Professor Bernhard Suphan aus
Weimar die Reihe der Begrüßungen und Kranzwidmungen
eröffnete, hatte — wie wir zu unserem Bericht vom 19.
Oktober nachtragen — folgenden Wortlaut:
„Ich habe die Ehre, als Abgesandter der Weimari
schen Herrschaften, des Großherzogs Carl Alexander und der
Frau Großherzogin Sophie von Sachsen, Ihnen Herr Ober
bürgermeister und Ihrer Bürgerschaft, so auch der ganzen
Festversammlung den Gruß Ihrer Königl. Hoheiten zu über
bringen, zugleich ihre herzlichen Glückwünsche zu der Vol
lendung und Errichtung dieses herrlichen Denkmals, mit dem
die Stadt Hanau ihre würdigsten Söhne ehrt, und sich in
ihnen. Als Zeichen des freudigen Antheils, mit dem Ihre
Königlichen Hoheiten diesen für das gesammte deutsche Volk
und Vaterland festlich hohen und bedeutenden Akt begleiten
und als Beweis der dankbaren Verehrung, die sie Beide für
die Gebrüder Grimm empfinden, lege ich diese Kränze im
Namen des Weimarischen Fürstenpaares als erste Gabe am
Fuße des Denkmals nieder. Ich huldige sodann mit diesem
dritten Kranze, im Auftrag der deutschen Goethegesellschaft
und als Vorstand des Goethe- und Schiller-Archivs, den
Brüdern Grimm als den Mehrern und Schirmern des
geistigen Reichs deutscher Nation — als den Pflegern deutscher
Sprache, Sitte, Gesinnung, Innigkeit und Frömmigkeit —
als den getreuen Verehrern und Freunden unserer großen
Dichter. Blumen und Blüthen sind geflochten in den Kranz
meiner fürstlichen Herrin, sie sind den Männern geweiht, die
mit frommer und linder Hand das Schöne, das Zarte auf
Deutschlands Fluren gehegt und gewartet haben. Blumen
werden um dieses Denkmal der Brüder Grimm immer er
blühen : Herzenslust und Augenglanz deutscher Knaben und
Mägdlein ; Liebe und reine, stille Verehrung deutscher Mütter
und Frauen.