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Antwerpen, 7.
Jan. ‘21 '/>. Hept.-Doc. 22, französisches
Terpentin«
Jiomlon, 7, Jan.
Während eine den letzteren Worten entsprechende Verkörper- >
ung des deutschen Märchens bei der Konkurrenz von Nieman
dem versucht worden ist (denn dos aus dem Zauberschlaf ge
weckte Dornröschen, welches Wiese und Andere verwerthet haben,
deckt sich mit ihrem Sinne nur halb), ist die alte Märchen-
frau von Niederzwchrn dagegen vielfach zur Verwendung ge
langt : z. B. mit naiver Realistik von Hassenpflug, in ideali-
sirender Stilisirung von Professor Kaupert, dem rühmlichst
bekannten Meister der Städel'schen Kunstschule. Die warme
Verehrung, die viele seiner Werke uns abgewonnen, darf uns
nicht abhalten, an Kaupert^s Entwurf manches auszusetzen, so
die Nüchternheit der Brunnenanlage und eine gewisse Gezwun
genheit in der Haltung der beiden nebeneinanderstehenden Brü
der. Doch bietet das Modell auch viel Schönes, das ihm
zum Borzug gereicht. Der Unterbau ist breit angelegt. Er
ludet nach vorn und hinten in einem einfachen großen Brun
nenbecken aus, während rechts und links das Postament von
allegorischen Gruppen flankirt wird: die Märchensrau, welche
an ihren Schooß sich lehnenden Kindern Märchen erzählt, und
der Genius der Wissenschaft, dem ein kleiner Ruhmesgott beim
Studium eines Buches die Leuchte halt. Tie Bildnißfiguren
stehen nebeneinander, beide leicht an einen Baumstumpf ge
lehnt. Jakob, den linken Arm über die Schulter des Bruders
legend; Wilhelm, eben im Begriff sich mit einer Frage au den
älteren Bruder zu wenden, während die Rechte im Schreiben
innehält. Der geistige Bezug beider zu einander ist glücklich
getroffen, auch ist die Charakteristik der Gesichter eine lebens
volle und treue. Auf der Front des Postaments findet sich
über dem Hanauer Wappen die Inschrift: „Den Brüdern
Grimm gewidmet." Auf der Rückseite lesen wir: „Von
allem, was die Menschheit erfunden nnb ausgesonnen, ist die
Sprache das unentbehrlichste, edelste und größte Besitzthum.
(I. Grimm)."
‘ Hat Kaupert hiermit wie in der Charakteristik der Gesich
ter die Bedeutung der Grimms als Sprachforscher hervorge
hoben. so hat Max Wiese in seiner Porträtgruppe auch auf
die Urkundenforschung Jakob's, der vom Studium der deut
schen Rechtsalterthiimer zur Sprach» und Literaturforschung
gelangte, hinzudeuten gewußt. Er hat in,seiner ungemein
lebendig erfaßten Gruppe dem neben dem sitzenden Wilhelm
stehenden Jakob ein „würdig Pergamen" in die Hand gegeben.
Leiber ist über diesem Bestreben jener Ausdruck genialen Wesens
und idealer Kampfbereitschaft, der von Eberlein so glücklich
getroffen wurde, verloren gegangen. Andererseits gelangt bei
Wiese, namentlich in dem kleineren Modell, der acistiae Bmw
einander ähnlich sind und nach derselben Richtung ausdruckslos
ins Weite blicken, können nur im Reiche der Komik Existenz
berechtigung gewinnen. Die allegorischen Gestalten zu Seiten
des Postaments, obgleich ihre Bedeutung nur durch die Unter
schriften „Deutsches Lied" und „Deutsche Sage" erfaßt werden
kann, sind in ihrer an Begas'sche Muster erinnernden Aus
führung ein Beweis, daß kein ganz Talentloser diese Geschmacks
verirrung moderner Porlrätbildnerei auf dem Gewissen hat.
Zu weniger scharfem Ausdrrrck abfälligen Urtheils fühlt sich
dem Modell Hassen Pflugs gegenüber die Kritik darum ver-
anlaßt, lveil die sich hier offenbarende Naivetät etwas Rühren
des hat. Hassenpflug ist ein Hesse, ein Enkel Wilhelm Grimms
und bei hohem Alter ein allgemein geachteter Charakter: diese
Momente haben bcrvirkt, daß das nur unzulängliche Talent des
Marines bei der Anregung übersehen wurde, auch ihn aufzu
fordern, sich arr denr Wettbewerb zu betheiligen. Man hat
dabei betont, daß er die Grimms und auch die Bäuerin von
Niederzwchrn rwch persönlich gekannt hat. Wenn wir aber
das von ihm Geschaffene mit dem vortrefflichen Bion-Sich-
trrrg'schen Stich, der uns die beiden Grimm nach dem Leben
dargestellt zeigt, vergleichen, so rnrrß man über die Verschieden-
h it' dieser Porträts billig staunen. Der Wiihelm Grimm
Hassmpflug's sieht aus wie der Beisele der Fliegenden Blät
ter: Jakob zwar nicht wie Eisele, aber dafür wie ein perücken-
tragender Nachmittagsprediger früherer Jahre. Die Delphine
über dem Bassin des Unterbaues sehen wie Schleien aus, und
in diesem Verhältniß sind auch die allegorischen Figuren ins
Kleinliche gezogen. Aber ein Ausdruck von naiver Schlichtheit
beseelt dennoch das Ganze; es ist, wie wenn liefe Empfin
dungen nach Ausdruck gerungen hätten, die nur zu stammeln
vermochten.
Wir haben zum Schluß noch des bereits in Stein und
Bronce ausgeführten Modells von R. Henzc in Dresden zu
gedenken. Hier zeigt alles den fertigen Künstler; aber diese
Fertigkeit ist in der Tradition gereist; sie läßt eigenthümliche
Erfindung und Größe der Auffassung vermissen. Der Genius
Hanau's, vorn auf den Stufen des Postaments stehend, schreibt
ans das Vorderseld desselben die Namen Jakob und Wilhelm
Grimm. Zwei Seitengruppen zeigen eine sehr ansprechende
Märchenfrau von Niederzwehrn mit lauschenden Kindern, und
den Genius der Forschung, dem ein nackter Knabe mit Fackel
beim Lesen leuchtet. Von den Brüdern steht Jakob, einen
Federkiel in der Rechten und mit dem Antlitz theilnehmend
zum Bruder nKdergewandt, der sinnend in einem Buch blättert,
l Aus dieser Schilderuna dürste sich für den Leser mtt
Sicherheit daS Eine ergeben, daß diese Ausstellung des Jntcr-
essantcn genug bietet und als Ganzes ein charakteristisches
Spiegelbild darbietet der Hauptrichtungen unserer deutschen
Plastik der Gegenwart. Ein Besuch wird sich jedenfalls in
mehr als einer Beziehung lohnend erweisen. Zu solchem recht
Viele zu ermuntern, ist der vornehmliche Zweck dieser Zeilen.
Bis zum 16. ds., an welchem Tage die Preisrichter ihr Ur
theil lallen werden, wird die Ausstellung dem Publikum zu
gänglich bleiben.
Johannes Proelß.
ylirs Kunst und Leben.
Frankfurt, 8. Januar.
sH a ll i we l l - P h i ll i pp s f.s Der am 3. ds. in Br i g h -
ron verstorbene Schriftsteller Halliwell Phillip p8 hat
sich am das Studium der vor - shakespearischen dramatischen j
Litteratur sehr verdient gemacht, aber einem weitem Publikum
ist er besonders als Shakespeare-Forscher bekannt geworden und
als solcher erfreute er sieh eines europäischen RufeS. Wenige!
.Gelehrte haben savi l Zeit und Mühe darauf verwendet, alle
Einzelheiten über einen Schriftsteller festzustellen, als H. Phillippü,f
alle Archive wurden durchstöbert, und das Ergebniß seiner um->
fangreieheu Studien hat er in feinen „Outline« of the Life otl
Shakespeare*, niedergelegt; dieses Buch, ursprünglich blos eine
sSkizze, ist mit der Zeit auf zwei dicke Bände angewachsen und
-enthält so ziemlich Alles, was über den Dichter bekannt ist. Erst
ikiirzlnh noch hat PhillipPS ein kleines Buch veröffentlicht, worin!
'aus Archiven zum ersten Mal alle Städte aufgeführt sind, welche!
idie wandernde Schanspielertruppe besuchte, deren Mitglied
.Shakespeare gewesen ist, mit den Daten des Besuchs und den
ierhalienen Bezahlungen. Auf feine Anregung hin kaufte die
Geburtsstadt des Dichters das Shakspeare'sche Besitzthum in
Stratford-on-Avon und wurde daS dortige Museum eingerichtet.
Seine kritischen Schriften find sehr zahlreich, doch hielt er es für
.unter seiner Würde, von Donnelly's Kryptogramm die geringste
Notiz zu nehmen. Er starb im 69. Altersjahre.
‘ -- sPersvnalie n.J In Tübingen ist am 6. d. M.
.Prokesfor Dr. Heinrich L e i b n i tz, 77 Jahre alt, «ach langen
sschwcren Leiden gestorben. Leibnitz hat dort Jahrzehnte lang an
ver Universität gewirkt, seine gediegenen Vorträge über Kunst
shatleu sich seinerzeit großer Beliebtheit zu erfreuen. Besonders
f erdient gemacht hat sich Leibnitz um Hebung des Zeichenunter-
ichts in Württemberg.
beider Forscher zu lebendigstem, man könnte sagen: dramatischem
Ausdruck. Beide find, das Gesicht einander voll zugewandt,
in lebhaftem Gespräch. Wiese, dem bei Uebernahme der
Direktion der Hanauer Akademie in Berlin allem ''Anschein
nach in sichere Aussicht gestellt tvorden war, daß ihm die
Ausführung des Denkmals mit Umgehung einer Konkurrenz
zufallen werde, hat in der Zeit seines Aufenthalts in Hanau
Gelegenheit gehabt, die architektonischen Verhältnisse des Auf-
stellungsplatzes wie die Wünsche und Bedürfnisse der Hanauer
Bevölkerung in Bezug auf den Brunnen-Unterbau auf's ein
gehendste zu studiren. Hatte er bereits in seinem ersten Entwurf
der Ausführung der Brunmnanlage unter Hinblick ans das
praktische Leben besonderes Interesse geschenkt, so hat er in
einem zweiten Modell auch noch dem bei festlichen Anlässen
vorhandenen Bedürfniß nach einer Tribune vor dem Rath
hanse Rechnung zu tragen gesucht und daher diesem einen
terassenartigen Unterbau gegeben, dessen Balustraden an die
jenigen des Luther-Denkmals in Worms erinnern und dessen
architektonisch-plastische Ausschmückung eine volksthümlichc Ver
werthung des Brunnenmotives ausweist. Aus der nach außen
gewandten Brunnennische, welche den Unterbau rechts abschließt,
erzählt ein Zwerg einer Märcheiipnnzeffin von den Geheim
nissen der Tiefe; auf der linken thront ein Genius der Forsch
ung. Das Postament ist auf denScitenseldern mit allegorischen
Reliefs geschmückt, nach vorn und hinten zeigt es Inschriften.
Das ältere, kunstreichere Modell, dessen Postament aus einem
großen Bassin emporsteigt, welches ein Bogenquadrat zum
Grundriß hat, weist als allegorischen Ausschmuck vier weibliche
Gestalten auf, welche das Märchen, die Ballade, die Mythe und
die Forschung darstellen, zu Füßen des eigentlichen Postaments
thronen und' charakteristisch erfunden sind. Ihre Gestaltung ist
eine kräftige und formschöne. Beiden Modellen ist nachzurüh
men, daß den Brmmeüanlagen nichts Unruhiges anhaftet und
in beiden der Bildnißgnippe der dominirende Charakter ge
wahrt bleibt.
Die Befürchtung, daß die „Brunuemdee" den Hauptzweck
des Denkmals schädigen könne, hatte während der Verhand
lungen die Regierungskommission seinerzeit veranlaßt, dieselbe
überhaupt zu verwerfen. Begründet war diese Ablehnung da
mit worden, das; dem neuerdings hervorgetrctenen Bestreben,
den Schwerpunkt des Kunstwerks immer mehr auf die deko
rative Ausstattung zu verlegen, entgegengetreten werden müsse.
Mau wird diesem prinzipiellen Standpunkte gewiß seine Sym
pathie nicht versagen können; daß aber mit demselben die
„Bruuncnidee" sehr wohl verträglich ist, dasür wäre schon
allein die gelungene Lösung Eberlein's ein vollgiltiger Beweis.
Andererseits fehlt es denn auch nicht an Entwürfen, welche
jener'Befürchtung entsprechen, indem der dekorative Ausschmuck
des Unterbaues die Wirkung der Porträt - Statuen ab
schwächt. Das schönste dieser Modelle ist unbedingt das von
Echter meyer in Braunschweig. Doch erinnert sein Modell
an jene großen Tafelaufsätze, an welchen auch die das Ganze
krönenden Figuren als Zierrath wirken. Aus dem breit aus
ladenden Brunnenbassin erheben sich Fch'engruppcn. Born
und hinten thronen hier werbliche Gestalten, eine sagcnkündcnde
Rorne und die Märchcusrair von Niederzwchrn; erstere mit
unmotivirt grausenerregendem Kassandrablick, letztere sehr an
sprechend sammt den Kindern, die sich an sie schmiegen. An den
Seiten speien sagenhafte Drachen Wasser in Muschelschalen;
unter diesen — durch das abstürzende Wasser verschleiert —
wachere irr Felsengrotterr kleine Zwerge über dorr Schätzen der
Tiefe. Auf dem ziemlich hohen Postament hat Wilhelm Grimm
auf einem Felsentrumm seinen Sitz gesunden; er hält ein Buch
in der Linken, während die Rechte eine erläuternde Geste
macht. Jakob hat seinen rechten Arm aus die Schulter des
Bruders gestützt. Er blickt verständnißinnig ins Weite. Tie
Köpfe sitzen zu tief in den Kleidern, was ihren Ausdruck be-
einträchtigt.
Noch mehr gilt das von Echtermcyer's Komposition Ge-
sigte von der Arbeit Robert Baerwald'S. Das breite
Brunnenbassin wirkt hier flach und kleinlich. Born sitzt vor
einer Nische des Postaments eine halbnackte weibliche Figur,
die eine Tafel hält mit der Inschrift: „Jakob und Wilhelm
Grimm". Neben ihr am Boden steht ein Behältniß mit
Schristrvllen. Dieses Gesäß kann ebenso gut als Papierkorb
wie als historischer Cylinderhut Jakobs gedeutet werden. Auf
der Rückseite des Postaments findet sich ein Hautrelief: Dorn
röschens Erwachen. Rechts und links malerisch ausladende
Muschelbecken, in welche grotesk erfundene Fafnirhäupter
Wasser speien. Völlig ohne inneren Zusammenhang mit diesem
j unteren Schmuckwerk präseutirt sich oben Jakob Grimm in
einer theatralischen, kraftmeierhasten Rednerpose, die zum echten
Wesen des Mannes gerade so paßt. wie der moderne, lang
befranste Polsterstuhl, aus dem Wilhelm sitzt, zu dem wunder
samen Runenstein daneben, von dem sich Jakob erhoben.
Sind hier die Köpfe viel zu klein gerathen im Verhältniß
zu den Gestalten, so leiden die von C. A. B e r g m a i e r
ausgestellten Brüder bei kleiner untersetzter Gestalt an hydro-
cephaler Vergrößerung des Hauptes. Diese kretinenhaften
Grimm's, die noch dazu aleich den siamesischen ZwMnaen