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Der Ausschuß für Errichtung eines Grimm-
Denkmals in Hanau hat entgegen dem Beschlusse
der preußischen Laudesknust > Kommission, welche sich
für versuchsweise Beauftragung des Akademie-
Direktors Prof. Wiese in Hanau mit der Ausführung
des Denkmals ausgesprochen hatte, den Entschluß
gefaßt, eine allgemeine Konkurrenz auszuschreiben.
Dieser Entschluß wird in einer von der Hanauer
Zeitung veröffentlichten Kundgebung des Comites
folgendermaßen motivirt: „Wir sind nach wie vor
einstimmig der Ueberzeugung, daß daS Comite als
solches auf die Offerte des Herrn Prof. Wiese nicht
eingehen darf, so sehr wir anch die von Neuem
durch seinen Verzicht auf das ihm zugesagte
Honorar von 3000 Mark bekundete Uneigen
nützigkeit anerkennen müssen. Das Comite hat
die Verpflichtung, den Schein und den Vorwurf zu
vermeiden, daß es Ui der Vergebung des Denkmals
Kirchtburms-Jntereffen, Lokal-Patriotismus und per
sönliche Beziehungen seiner Mitglieder zu dem Di
rektor der Hanauer Akademie mitsprechen lasse, zu
mal es uns bekannt ist, daß eine nicht geringe An
zahl von hervorragenden deutschen Bildhauern sich
mit Entwürfen für das Denkmal beschäftigt und aus
Zulassung zum Wettbewerbe rechnet. Durch die
wenn auch nur versuchsweise erfolgende Beauftragung
des Herrn Professor Wiese würden wir uns mehr
oder weniger binden und für den Fall der Ablehnung
seines Entwurfes den Wettbewerb der vor den Kopf
gestoßenen Künstler gefährden. Daß aber eine
solche Beauftragung, zumal wenn sie unter der
im Reskripte des Herrn Kultusministers vom 9. Juli
dieses Jahres vorausgesetzten und gewünschten ver
antwortlichen Mitwirkung des Grimm - Comites
bekorgt werden sollte, insbesondere in den deut
schen Künstlerkreiseu sehr unangenehmes Anfseben er
regen und zu unliebsamen Erörterungen in der Presse
führen würde, das ist uns zweifellos; es crgiebt sich
dies zur Genüge ans der Eingabe des Vorstandes
der Frankfurter Künstlerschaft vom 21. Juni d. Js.
Wir dürfen unser mit so seltener Einmüthigkeit und
so erhebender Begeisterung vom deutschen Volke be
grüßtes und gefördertes Unternehmen, den beiden
Grimm's in ihrer Vaterstadt ein würdiges National
denkmal zu errichten, der unausbleiblichen Mißstim-
j mnng und Anfeindung im Stadium der Ansfübrnngs- !
! frage nicht preisgeben. Will die Landesknnstkommis- t
siou in Berlin ihrerseits den Versuch mit einem i
Modelle des Herrn Prof. Wiese machen und dadurch
voraussichtlich die Herstellung des Denkmal in weitere !
Ferne verschieben, so muffen wir unsererseits die Ver
antwortung hierfür ablehnen und unter allen Um
ständen den Anspruch erbeben, daß für den Fall des
| placet der Kunstkommiiston die dispositive Entschei
dung darüber, ob der Wiesesche Entwurf ohne Kon
kurrenz angenommen werden soll, dem Grimm-
Comite vorbehalten bleibt." Das Gutachten der
technischen Kommission schließt mit der Ausführung:
„lieber alle diese Schwierigkeiten kommt man am
Besten hinaus, wenn man, sei cs eine beschränkte,
die wir immer noch vorziehen, sei es eine allge
meine Konkurrenz, eintreten läßt. In beiden Fällen
sind wir ja auch nach den bestimmten Erklärungen
des Herrn Prof. Wiese seines Mitbcwerbeö sicher,
und wenn dann sein Entwurf, entsprechend den zu
versichtlichen Erwartungen der Knnstkommiision, wirk
lich der beste sein sollte, so bat es ja das Preisrichter-
Kollegium, zn welchem die Königlich prenßischeStaats-
regierung öMitglicder abordnen wird, in derHand, dem
Herrn Prof. Wiese auf Grund seines preisgekrönten
Modells die Ausführung des Denkmals zu über
tragen." Nachdem der Herr Präsident durch Ab-
stimmnng festgestellt hatte, daß die Versammlung
einstimmig der Meinung war, ans die Empfehlungen
und Vorschläge der Laudeskunstkommission nicht ein-
geben zn können, kam der nachstehende von den
Herren Kehl, Dr. Wolff und Justizrath Osius ein
gebrachte Antrag zur Diskussion und zur einstimmigen
Annahme: „Das Grimm - Comitö woüe die im
Reskripte des Herrn Kultus-Ministers vom 9. Juli
d. I. gewünschte Aeußerung über die Empfehlungen
und Vorschläge der Landesknnstkommisston in Berlin
unter Bezugnahme ans die vorliegende gutachtliche
Aeußerung der technischen Kommission dabin er
statten, daß auf die Empfehlungen und Vorschläge
der Knnstkommission seitens des Comites nicht ein
gegangen werden könne, vielmehr dringend gewünscht
werte, daß in Geinäßheit der Beschlüsse vom I l.Mai
d. I. die Einladung zum Wettbewerbe alsbald in
die Wege geleitet werde."