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aussehen, die sich beobachtet ivissen, und nicht wie zwei deutsche Ge
lehrte, die, unbekümmert um den Lärm des Tags und jedwede Corona,
sich mit ganzer Seele in ihre gemeinsamen hohen Aufgaben vertiefen,
kurz nicht wie diejenigen beiden Männer, die ich selbst von Angesicht
zu Angesicht gekannt habe, und von denen ihr Landsmann Vilmar
j treffend gesagt hat: „sie besaßen die Fähigkeit, die Seele des deutschen
! Volkes in ihrer Natürlichkeit und Ursprünglichkeit in vollster Unmittel-
! barkeit zu verstehen." Das ist eben das Betrübende an der Sache,
daß alle Diejenigen, welche Jakob und Wilhelm Grimm persönlich ge
kannt haben, trotz einer unverkennbaren Porträtähnlichkeit der Köpfe
nach dem Vorbilde des bekannten Stichs auf der ersten Seite des
deutschen Wörterbuchs, von der Wiese'schen Auffassung und plastischen
Darstellung des Wesens der beiden Brüder so sehr enttäuscht sind.
Darum glaube ich auch nicht, daß Professor Hermann Grimm
den preisgekrönten Entwurf gutheißen wird. Viel wahrscheinlicher ist
es mir, daß ihn die Ruhe, Schlichtheit, Innerlichkeit und Vornehmheit
des Modells des Professors Eberle aus München am meisten au-
muthen und, womit man in Hanau bereits sich zu befreunden beginnt,
zu der Empfehlung veranlassen wird, das ohnehin für ca. 80,000 Mark
(richtiger 90,000 Mark) zu habende Eberle'sche Denkmal, sei es in den
schönen grünen Anlagen bei der Realschule in der Nähe der Grimm
straße (der Platz ist dem Herrn Professor Grimm bei seiner letzten
Anwesenheit als ein ganz besonders geeigneter vorgekommen) aufzu
stellen, oder etwa unweit des Grimm'schen Geburtshauses in der Lud
wigsanlage, oder in den Anlagen am Westbahnhof, sodaß dann der
Neustädter Marktplatz für das Weishaupt'sche Kaiserstandbild, dessen
Fonds jetzt schon beiläufig 30,000 Mark betrügt und bei dem Patrio
tismus der Hanauer leicht zu erhöhen ist, ganz frei würde. Wäre, das
sehen wir alle jetzt selbst ein, die Verquickung mit den monumentalen
Rücksichten nicht gewesen, die auf den großen Marktplatz genommen
werden mußten, so würden sich die Künstler mit der dann viel leich
teren und einheitlicheren Aufgabe besser abgefunden haben.
Ich habe gar nichts dagegen, Herr Oberbürgermeister, wenn
Sie diesen Bericht direkt dem Herrn Minister vorlegen, ich bitte sogar
darum. Denn ich bin der Ueberzeugung, daß ihn ein Widerspruch,
der rein sachlicher Natur ist, umsoweniger verstimmen kann, als wir
in Hanau sehr genau wissen, daß der Schiedsspruch auf die loyalste
Weise ohne irgendwelchen protektionistischen .Hochdruck zu Stande ge
kommen ist, und daß Seine Excellenz der Herr Minister selbst -, der
unser Unternehmen von Anfang an mit einer so großen Sympathie
begleitet hat, mit uns den Wunsch hegen wird, ein Denkmal erstehen
zu sehen, welches das wahre Wesen der B rüber
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erfreuender volksth ü inlicher Darstellung b r i u g t.
Hanau, am 23. Mürz 1889.
Der Vorsitzende des technischen Ausschusses des
Grimm - Comitee's
grz. Osius.
Außer diesen gegen die Gesammtwirkung der Haupt
gruppe erhobenen Bedenken sind im technischen Ausschüsse noch
verschiedene Einwendungen zur Sprache gekonimen, die sich
theils ans die eigenthümliche Wahl eines terassenartigen
Unterbaues für festliche Anläße auf dem Hanauer Marktplatze,
theils auf Einzelheiten der Ansführung bezogen. Es erschien
jedoch nicht angemessen in der für den Minister bestimmten
Aeußerung diese Detailfragen zu behandeln.
In seinem umfassenden Gutachten d. d. Gries bei
Botzen 2. Mai, dessen ganzen Wortlaut hier mitzutheilen
nicht angeht, hat sich Professor Grimm dahin ausgesprochen,