Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 47
Diese Behauptung sei zwar ein logischer Cirkel, habe aber
doch eine gewisse Berechtigung. Wenn nicht darauf hin«
gewirkt werde (und daö liege weniger in den Bedürfnissen
oder im Geschmack des Volkö, alS im Belieben der Re
gierung), daß die Valuta des Exports durch importirte
Waaren gedeckt werde, so müsse die vermehrte Silber-
einfuhr den Silberwerth im Lande Herabdrücken, oder Mit
anderer» Worten: alle inländischen Produkte und schließ
lich auch die deö Ackerbaues müssen theurer werden.
Eine neue Schwierigkeit für den Handel entspringt aus
den Geldverhältnifsen deö Landes. Zn Japan stand
im Gegensatz zu der ganzen übrigen Welt das Gold bei
weitem niedriger, als das. Silber. Wechselgeschäftewa.
ren daher die ersten, sichersten und gewinnreichsten, welche
daselbst gemacht wurden. Die Goldausfuhr auf der einen
und die Silbereinfuhr auf der änderet: Seite muhten
aber bald das gegenseitige Werthverhältniß verändern; der
Kobang, eine Goldmünze, die bei der Eröffnung Japans
einen Cours von 4 Jtzibu (eine Silbermunze, die
mexikanischer Dollar = { preuß. Thaler) gehabt, stieg
auf 14—15 Jtzibu, und die Regierung verbot deshalb
den Japanesen bei Todesstrafe, Gold oder Goldmünzen
an die Fremden zu verkaufen. Als ferner Europa und
Amerika ihre Traktate mit Japan schlossen, wurde
als nach beiden Seiten hin regulirter Werthmesser der
mexikanische Dollar eingeführt, der in ganz Ost-Asien die
einzige vermittelnde Circulations-Münze ist, und hier im
Werthe von 3 Jtzibu dem internationalen Verkehr zu
Grunde gelegt. Gleich nach Abschluß der Traktate setzte
aber die japanische Regierung den Cours des Dollars
treulos auf 2 Jtzibu herab und beschränkte sich darauf,
den fremden Residenten und Consnln monatlich eine
Summe in Höhe ihres angegebenen Gehalts mit 3 Jtzibu
per Dollar zu verwechseln. Die japanischen Kaufleute
verrechneten ihn in Folge davon auch nur zu 2 Jtzibu und
alle Waaren für den Export stiegen im Preise. Da nun
der Import-Handel den Werth deS Exports noch lange
nicht deckt, muß der mexikanische Dollar baar nach Japan
gelegt werden und kostet daselbst 47—48 Silbergroschen.
Gs bezahlt daher der europäische Kaufmann, dem auf
diese Weise (beim Course von 2 Jtzibu pt-r jotvov
Jtzibu etwa 24 Sgr. kostet, allen Export um 33 pCt.
theurer, alS er ihn fönst nach dem traktatmäßigen Cours
von 3 Jtzibu Per Dollar bezahlen würde.
Was daS Verhältniß zwischen Silber und Krchfer be
trifft, so gehen gegenwärtig 16 Tempo große Kupfermün
zen auf die Subeneinheic eines Jtzibu. Ist dres Ver
hältniß auf das reelle in Japan vorhandene Quantum
in beiden Metallen gegründet, so muß die vermehrte
Silber-Einfuhr nothwendig dahin wirken, daß nicht nur
Gold, souder« auch Kupfer theurer wird. Das Kupfer
aber ist hier, wo es keine Silbermünze unter dem Werth
von 4—5 Sgr. giebt, viel mehr, als in der alten Welt,
für allen Tagelohn, für alle kleinen Lebensbedürfnisse und
namentlich für Nahrungsmittel die allein übliche Münze.
Wenn also das Kupfer theurer wird, so erhält zunächst
der Lohn- und Handarbeiter in derselben Summe, als
bisher, weniger, als bisher und wird ärmer, oder er er-
hält nominell mehr als früher, und damit ist der hö
here Preis für alle Waaren gegeben.
„Diese Verhältnisse werden sich durch den Verkehr mit
der alten Welt ändern, die Production wird den Stachel
erhalten, der ihr bisher gefehlt, und trotz des anfangs zu
strömenden Silbers wird Arbeitslohn und Zinsfuß (1 bis
IzpEt.) steigen, doch schwerlich so viel, daß der damit
eventuell steigende Preis der Produkte ihren Bezug un
möglich macht; im Gegentheil dürfte die im Innern er
wachende Concurrenz und die steigende Vervollkommnung
in der Bearbeitung des Rohmaterials das Fabrikat mit
der Zeit sogar billiger herstellen. Seide und Thee werden
aber unter allen Umständen ebenso die vornehmsten Posi
tionen im Export, wie Shillings im Import bilden, und
find vor der Hand die einzigen Artikel, die eine Gros-
haudels-Bedeutung für den europäischen Markt haben."
Was Deutschland insbesondere von Japan nehmen
kann, darüber entscheide, da Alles bei uns einen offenen
Markt und Käuf sinde, einfach der Durchschnittspreis
j der Waare im vergleich zu dem unfügen. ES werde
i sicher in Roh feie, wahrscheinlich in O el und vielleicht
in Kupfer bestem. Schwieriger fei zu sagen, was wir
an. Japan abgeen können. An den Experimenten, in
denen bis jetzt da ganze Importgeschäft bestanden, hätten
sich die deutsche Kaufleute wegen mangelnder Verträge
gar nicht bethMen können und wären daher genöthigt
gewesen, für frede Firmen und in fremden Produkten
41t arbeiten. See «der etwas prognosticirt werden, fo
stünden wollen «und halbwollene Fabrikate obenan.
Selbstverständlickkönne dieser Import sich vorläufig nicht
auf schwere und heuere Tuche erstrecken; leichtere wollene
Gewebe und donderS halbwollene würden sich zuerst
Bahn machen. )azu komme noch das bereits erwähnte
Zink und Glas in dessen Fabrikation/ namentlich in
der Schleiferei, de Japanesen weit zurück sind. Von den
Fensterscheiben, wiche sicher mit der Zeit ihr gegenwärti
ges Ersatzmittel, ?as Papier, verdrängen würden. b:ö zu
geschliffenen Hohlspiegeln hinauf werde sich sicher Absatz
finden, wenn ma: vorerst sich durch Billigkeit des Mate
rials Eingang verschafft habe. r
Ein ferneres, viel bedeutenderes Moment l:ege aber für
Deutschland in seiner Rhederei. Da deutsche Schiffe
bekanntermaßen am billigsten fruchten und am zuverlässig
sten fähren, so würden sie auch hier alle andern verdrän
gen, ia man glaube sogar allgemein, daß sie nicht bloß
de:: internationalen Verkehr, sondern auch einen großen
Theil der Sabotage übernehmen würden. Die preußische
Marine aber werde dadurch mehr und mehr die so wün-
fchenöwerthe materielle Grundlage erhalten.
Vergleichen wir nun die obigen Datstellungcn Wer-
ner's undMaron's mit einander, so ergiebt sich, daß sie
zu gerade entgegengesetzten Ergebnissen gelangen. Wer
ner hegt von der Handelsentwickelung Javan's und sei-
ner Bedeutung für den europäischen Markt überhaupt,
wie für den deutschen im Besonderen glänzende Hoffnun
gen, und zwar nicht erst für die Zukunft, sondern l|)it
für ietzk: n snl-rt oww Hoffnungen auf e:n sehr be
scheidenes Maß zurück. Wer von beiden Recht hat, kann
».«türlich, so lange keine zuverlässigen Handelsberichte, Ex
port- und Jmportlisten vorliegen, und damit wird eS unter
den gegenwärtigen Verhältnissen in Japan noch gute
Weile haben, nicht entschieden werden. An und für sich
möchte man sich aber für Maron erttscheiden, weil der
selbe die ganze Frage tiefer auffaßt und Schwierigkeiten
für den Handelsverkehr mit Japan klar darlegt, die Wer
ner gar nicht einmal geahnt zu haben scheint. Ein Artikel
in. dreier Zeitung „die Zustände in Japan" (No. 232.
Beil. 1.) berührt auch die gegenwärtige Lage deö Import-
handels ür Japan und bestätigt im Ganzen Maron's
Auffassung. Zugleich gewährt der Verfasser desselben die
Gewißheit, welche wir auch aus Maron'S Darstellung
schöpfen können, daß die Ursachen, welche bisher der Han-
delseuttvickelung in Japan sich entgegengestellt haben, der
Hauptsache nach nicht natürliche, sondern durch das in
jenem Lande herrschende sociale und politische System
künstlich hervorgerufen sind. Daß die Berührung mit der
europäischen Welt aber die Beseitignng dieses Systems,
sei es auf friedlichem oder gewaltsamem Wege, herveifüh«
ren muß, steht fest. Vielleicht knüpfen sich an die jetzt in
Japan auögebrochenm Feindseligkeiten mit England und
anderen Mächten Entwickelungen, welche die Erreichung
dieses Zieles beschleunigen.
Neuigkeite« der ausländische« Literatur.
Englische Literatur.
Adam» (W. H. D.) Aneedotal mesnoirs ofEnglisb princes.
etc. 2 VoL post 8. 21 sb.
Chronicles and Memorials of tke bistory öS England. Histo-
ria Monasterii A. P. (Uoneestme. Vol. 5. edited br
W. H Hart. Roy. 8. 10 »b.
Female Life in Prison. New Ed. reviseu. 8, 5 sb.
Kirwan (A. V.) Modern Prange; ids dpwnaUsm etc.
poat 8. 7 sb.
*) Bortäthig hier bei Asher u. Cs.