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Chronik des Wiener Goethe-Vereins XITI. Bd.
Seiten die Umrisse von Goethes geistiger Persön
lichkeit so scharf und klar, dass sie lebendig vor
unser geistiges Auge tritt.
An die Goethe-Bildnisse ist noch in dieser
Lieferung das Porträt seines fürstlichen Gönners
und Freundes Karl August von Sachsen-Weimar -
Eisenach, von Kolbe gemalt, mit einer biographi
schen Skizze von Ottokar Lorenz angeschlossen.
Dieses Goethe-Heft wird jedoch nicht einzeln
verkauft. Dagegen gibt die Photographische Gesell-
srhaft zum 28. August eine Mappe mit fünf Photo
gravuren auf holländischem Büttenpapier, 33X45 cm
Papiergröße, nach Originalen von May, Tischbein,
Stieler, Rauch und Schwerdt-
geburthheraus, welche zum
Preise von 6 fl. durch die
Photographische Gesellschaft,
Berlin C., oder jede Buch- und
Kunsthandlung zu beziehen ist.
bloß äußerliche Aneinanderreihung der Abbildungen
und eine trockene Erklärung vermieden und ver
sucht, in einer Reihe kurzer Abschnitte etwas
Abgeschlossenes zu geben.« Das reiche, cultur-
historische Materiale, das darin niedergelegt ist,
sichert dieser Festgabe einen bleibenden Wert.
Miscellen.
Hermann Rollett. In seltener geistiger und körper
licher Frische feierte am 20. August in seinem Geburtsorte
Baden bei Wien, wohin er sich nach langen Wanderungen
zurückgezogen hatte, eines un
serer ältesten und treuesten Mit
glieder seinen achtzigsten Ge
burtstag: Hermann Rollett. Einer
gelehrten Familie entsprossen, die
über zwei Jahrhunderte in Ba
den auf eigener Scholle mit den
Geschicken der Stadt aufs innigste
verflochten, geblüht hat, als Sohn
eines berühmten Arztes, der zu
den hervorragendsten Künstlern
seiner Zeit rege Beziehungen unter
hielt, trat Rollett schon 1842 mit
einem Bande »Liederkränze« her
vor, der den Ausgangspunkt eines
reichen dichterischen Schaffens bil
det, das über sechs Jahrzehnte
umfasst. Als Freund und Genosse
Robert Blums war er, der mit
seinen »Frühlingsboten aus Öster
reich«, seinem »Republikanischen
Liederbuch« und seinen »Kampf
liedern* mächtig in die Bewegung
des Jahres 1848 eingegriffen und
sie vorbereiten geholfen hatte, nahe
daran, dessen Schicksal zu theilen.
Erst 1854 konnte er die Heimkehr
wägen. Seine Vaterstadt dankt ihm
das von ihm geschaffene Archiv,
die lebhafte Fürsorge für das von
seinem Vater gegründete Rollett-Museum und die »Bei
träge zur Chronik der Stadt Baden«. Als der Erste,
darf man wohl sagen, hat Rollett durch einen Aufsatz
graphischem Institut, 1899. VI, 87 S. 8°. M. 4. — . l in der Nr. 19 der »Beilage zur Allgemeinen Zeitung«
»Die Darstellungen der Menschen und Stätten, j vom Jahre 1877 die systematische Sammlung und Be-
mit denen Goethe als junger Student in Berührung l arbeitung der Goethe-Bildnisse angeregt und in seinem
gekommen ist, zu sammeln und sie in getreuer , 1883 in Braumüllers Verlag erschienenen Prachtwerke
» Die Goethe-Bildnisse, biographisch - kunstgeschichtlich
dargestellt von Hermann Rollett«, die Resultate seiner
jahrzehntelangen mühevollen Sammlungen und Studien
niedergelegt. Der Wiener Goethe-Verein, der in Rollett
stets einen warmen Freund und Förderer seiner Be
strebungen gefunden hat, hat den Jubilar auf das herz
lichste beglückwünscht.
Im Kunstverlag von L.
Klement in Frankfurt a. M.
ist ferner ein Bildnis Goethes
nach einer Copie des Georg
Oswald May’schen Porträts
von Prof. E. Ege in Farben
druck ausgeführt erschienen
(Größe 33X41 cm. Preis
M. 3.60.—.) Nach derselben
Copie ist eine Gedenkpost
karte mit dem Porträt Goethes
als officielle Ausgabe des
Freien Deutschen Hochstiftes
und mit dem Stempel desselben
versehen angefertigt worden.
(Preis Mark —.25.)
Goethes Leipziger Studenten-
iahre. Ein Bilderbuch zu
Dichtung und Wahrheit als
Festgabe zum 150. Geburts
tage des Dichters von Dr. Julius Vogel, Custos
am städtischen Museum der bildenden Künste
zu Leipzig. Leipzig, Verlag von Karl Meyers
Nachbildung der Originale in handlicher Form den
Freunden des Dichters zugänglich zu machen,« ist
nach des Verfassers eigenen Worten der Zweck
des vorliegenden Büchleins gewesen, in dem die
Stadt Leipzig ihr Scherflein zur Goethe-Feier bei
trägt. »Der Text will, im Grunde genommen, nur
Erläuterung zu den Bildern sein, doch ist eine
Denkmal-Entwurf von Bettina v. Arnim,
ausgeführt von Steinhäuser.
Aus dem Prachtwerke : »Das neunzehnte Jahrhundert
in Bildnissen.«
Verlag des Wiener Goethe-Vereins. — Druck von Josef Roller & Co. (unter verantw. Leitung von Josef Vogl in Wien.)