Full text: Zeitungsausschnitte über Holbein

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 44 
bett bte Vertreter der gemäßigten Richtung noch ein „Glück bei'm 
Unglück." So schreibt die „AugSb. Postztg.", nachdem fie ^ von 
obigem Erlaß Notiz genommen in ihrer heutigen Tagesübersicht: 
„Können wir auch nur unser Bedauern ausdrücken, daß daS Ge- 
spenst der StaatSgefShrlichkeit jenes Dogmas noch immer dominirt 
und müßen wir auch die Stellung, welche die Staatsregierung ein 
zunehmen erklärt, lebhaft beklagen, so läßt andererseits 
der Erlaß noch die Hoffnung zu, daß die offensiven 
Pläne, welche die Gegner dem Ministerium zumuthen möchten, 
dort keine Aussicht auf Realisirung haben." Selbstver 
ständlich muß auch dieses Blatt die Hoffnung auf den endlichen 
Sieg der „guten Sache" zum Ausdruck bringen. Es thut dies in 
folgenden Sätzen: „Die katholische Kirche wird diese Krisis 
glücklich überstehen, deß sind wir gewiß; ob der Staat da 
durch gewinnt, daß er wenigstens indirekt die Opposition gegen die 
katholische Kirche fördert, darf bezweifelt werden. Jedenfalls sind 
die „StaatSgefährlichen" anderswo zu suchen als in den Reihen der 
ihrer Kirche treu ergebenen Katholiken!" 
Oesterreich. 
ü Wie«, 30. Aug. Von verschiedenen Seiten kommen 
jetzt beachtenSwerthe Aeußerungen und Andeutungen über die 
Stellung Rußlands zu den Abmachungen von Gaslein. 
Hierüber kann ich nun aus verläßlicher Quelle sagen, daß 
die beiden Reichskanzler zwar in der Ansicht sich begegneten, 
es sei eine entevts cordiale zu Dreien, d. h. die einfache 
Hineinziehung Rußlands in das zu Gastein vereinbarte 
Freundschastsbündniß zwischen Oesterreich-Ungarn und 
Deutschland zur Zeit noch mit manchen Schwierigkeiten ver 
knüpft, daß aber eine solche directe evtsuts zu Dreien wohl 
ersetzt werden könne durch die parallel lausenden Freund- 
schastsbeziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutsch 
land einerseits, Deutschland und Rußland andererseits und 
daß diese indirecte, durch das deutsche Reich vermittelte Be 
ziehung zwischen Ocherreich-Ungarn und Rußland zur Si 
cherstellung des Friedens auch im Orient genüge. In dem 
angedeuteten Sinne soll sich denn auch von Gastein aus 
Fürst Bismarck mit dem Fürsten Gortschakoff verständigt 
haben. 
* Wien, 30. August. Der „Presse" meldet man aus Bu 
karest: Nicht nur der Vater des Fürsten Karl, sondern auch 
Fürst Bismarck suchte den Fürsten zum Verbleiben zu bewegen. 
Deutschland und Oesterreich werden den Fürsten kräftigst unter 
stützen. Die Verschwörung in der Armee ist nicht sehr verzweigt, 
daher ohne Bedeutung. Die Bratianisten begannen kleimnüthig 
sich zurückzuziehen; der Fürst beabsichtigt, in Jassy einige Monate 
zu wohnen. 
Schweiz. 
* Bern, 29. Aug. Einem Privatlegramm der „N. 
Z. Z." zufolge hat die französische Regierung erklärt, 
das Auslieserungsbegehren, betreffend Razoua, zurückzu 
ziehen. 
* Genf, 27. Aug. Dem „Bund" wird von hier ge 
meldet : Die verhaftete Frau des (wegen Banknotensälschung 
inhastirten) polnischen Malers ist als unschuldig befunden, 
wieder in Freiheit gesetzt worden, und es haben einige hier 
ansässige Polen im Namen ihrer Landsleute gebeten, die 
schlechten Handlungen Einzelner nicht die ganze, durchschnitt 
lich sehr ehrenwerthe polnische Emigration entgelten zu lasten, 
dagegen die Schuldigen, welche aus Gewinnsucht oder unter 
der Maske des Patriotismus Fälscher sind, mit aller Strenge 
zu verfolgen und zu bestrafen. 
* Den jungen Leuten aus der deutschen 
Schweiz, die sich nach F r a n k r e i ch begeben, wird in 
Schweizer Blättern der Rath ertheilt, ihre Schriften wo 
möglich in französischer Sprache ausfüllen zu 
lasten. Zur Begründung dieses Rathes schreibt ein Basler 
aus B o r d e a u x den „Basler Nachr." vom 19. August 
Folgendes: „Vorgestern wurden hier drei junge Schweizer 
als Preußen insultirt; vor dem Restaurant, wo sie spei 
sten, war ein förmlicher Auflaus. Unsere Landsleute wiesen 
ihre Papiere, aber es war unter den Franzosen kein einziger, 
der deutsch lesen konnte, und so waren sie genöthigt, um 
fectur zu folgen, natürlich unter großem B'ölksauflaüs. "Hl8s 
der Präfectur wurden sie allerdings sofort frei gelüsten, der 
Polizeivorstand sprach über die ihnen widerfahrenen Unan 
nehmlichkeiten sein lebhaftes Bedauern aus, und der Ser 
gent de ville erhielt einen Rüffel. Der Vorfall zeigt aber 
immerhin, daß die Preußen sich in Bordeaux noch keiner 
großen Beliebtheit erfreuen und daß, wer sich nicht Ungele- 
genheiten aussetzen will, gut thut dafür zu sorgen, daß er 
sich sofort und überall als Schweizer legitimiren kann." 
Ztalie». 
* Rom, 26. Aug. Seitdem der Ministerpräsident und 
der Finanzminister hierher zurückgekehrt find, beschäftigt sich 
der Ministerrath eifrigst mit der theilweisen Neubesetzung ei 
niger Portefeuilles; von einer Cabinetskrisis im eigentlichen 
Sinne des Wortes ist nie die Rede gewesen. (Pester Lloyd.) 
Rom, 30. Aug. Der Papst hatte eine lang andauernde 
Ohnmacht, von welcher er sich nur langsam erholt; er ist in 
äußerste Schwäche verfallen und ist wenig Hoffnung für seine Ge 
nesung vorhanden. (Pr.) 
* Neapel, 26. Aug. Aus den nun mit Beschlag beleg 
ten Papieren des neapolitanischen Comitee's der Internatio 
nale geht hervor, daß die Gesellschaft an 10,000 Affiliirte 
in Italien zählt; die Mehrzal derselben befindet sich in 
Oberitalien und in der Romagna; in Rom hat sich seit dem 
20. September ebenfalls eine Section gebildet. Die italie 
nische Regierung ist von der englischen in Kenntniß gesetzt, 
daß das Londoner Centralcomitee in letzter Zeit ungemein 
rührig war und eine große Anzahl seiner Affiliirten nach 
dem Continent mit bestimmten Weisungen entsendet hat. 
(Pester Lloyd.) 
Spanien. 
* Madrid, 29. Aug. Der Herzog von Montpen- 
sier hat in der „Politica" einen an den Jnstructionsrichter ge 
richteten Brief veröffentlicht, in welchem er seine Verwunderung da- 
——— 
allen Anzeichen um 1517, also nur zwei Jahre später, als 
wir den Tisch setzen, hat er das Hirtensteinische Haus in 
Luzern von innen und außen bemalt. Und sechs Jahre spä 
ter hat er die Rathhausmalereien, die großartigsten Ge 
schichtsbilder jener — und vielleicht aller — Zeit erdacht. 
Mir scheint, der Tisch füllt eine Lücke aus. Denn aus den 
bisher frühesten bekannten Porträten, dem Schulmeisterschild 
und den älteren Passionsbildern erklärt sich der Histo- 
rienmaler nicht. Hier haben wir seine Vorstufe als 
Genremaler. 
Und beachte man noch Eines: In spätern Jahren findet 
sich in Holbein'S Leben weder der äußere noch der innere 
Raum für eine Arbeit wie der Tisch. Seine mit höchster 
und gleichmäßiger Vollendung durchgeführte Technik, die viele 
Monate in Anspruch nahm, wäre später Holbein nicht mehr 
möglich gewesen. Auch hätte man ihm kaum mehr solche Auf 
träge geben dürfen. Endlich einmal auf der Wanderschaft, 
zwischen Basel, Luzern, Bern u. a. Orten hin- und her 
reisend, hätte er auch kaum zu einem solchen Werke noch die 
rechte Lust gesunden, der es doch. wie jede Figur lehrt, ent 
sprungen ist. Als Holbein angefangen, Fanden zu malen, 
wird nicht mehr Miniaturmalerei getrieben, und als er im 
großen historischen Styl arbeitete, wird er schwerlich noch 
Kalenderspässe von fliegenden Blättern mit Holzschnitten 
mehr oder minder kopirt haben. 
Kaum dürste zum Schluß Jemand das Bedenken erheben, 
ein Siebenzehnjähriger führe doch noch nicht einen eigenen 
Wappenfiempel. ES ist aber kein Wappen, sondern ein bloßes 
Steinmetzzeichen auf demselben; und daß Holbein auf sein 
Wappen sich seinen Namen zweimal sollte haben graviren 
lasten, voll in der Umschrift und nochmals milden Anfangs 
buchstaben neben dem Schild — das möchte schwerlich Je 
mand im Ernst annehmen. Im Gegentheil, der Stempel ist 
dem launigen Künstler der Vorwand, um seinen vollen Na 
men auf dem Bilde anzubringen. Dies aber hat Hol 
bein bekanntlich nur im Anfang seiner 
Carriöre gethan, um sich, den noch unbe 
kannten jungen Mann zu empfehlen. Später, als 
sein Styl allein den Meister nannte, unterließ er die Na- 
mensbezeichnung entweder ganz oder setzte bloß sein Mono- 
rüber ausspricht, daß dem Urtheile, wodurch er zur Zeugmßable- 
gung in der Primschen Angelegenheit angehalten wird, nichts eine in 
seiner Wohnung insinuirte Vorladung vorausgegangen sei. Er 
erbietet sich sein Zeugniß vor kompetenten spanischen Beamten (Ge 
sandten oder Consuln?) in Frankreich abzulegen, da er einer Krank 
heit seiner Tochter wegen in diesem Lande zu bleiben gezwungen 
sei. Wenn er in Paris angekommen sein wird, wohin er sich von 
Eaux bonnes zu begeben gedenke, werde er die spanische Gesandtschaft 
davon in Kenntniß setzen. 
Belgien. 
* Brüssel, 31. Aug. Ein hierhergeflüchtetes Mitglied der 
Commune, T r i d o n ist gestorben. Die Beerdigung findet am Sam 
stag durch die Gesellschaft „1,68 solidaires“ statt. 
Großbritannien. 
* London, 29. Aug. Die politische Erörte 
rung über heimische Angelegenheiten, welche 
sich regelmäßig nach der Session entspinnt, hat in der Pro 
vinz begonnen, indessen ist dieselbe vorderhand noch ziemlich 
matt und ohne sonderliches Leben. Von Seiten der Libera 
len geschieht das Mögliche, um die Ballotangelegenheit in 
weiteren Kreisen zum Gegenstand der Agitation zu machen, 
doch ist der Erfolg dieser Bestrebungen nicht sehr bemerkens- 
werth, weil aus die Jahre der starken Bewegung im Innern 
eine Periode der Erschlaffung gefolgt ist, und geheime Wahl 
abstimmung in der That — man muß das der Opposition 
zugestehen — kein Gegenstand ist, für den sich in diesem 
Augenblick die Masse des Volkes begeistert. Die Stadt 
Manchester, welche seit Jahren in dieser Angelegenheit in 
der ersten Reihe der Resormfreunde ihren Platz hatte, ist 
auch jetzt mit einem guten Beispiele vorangegangen und hat 
die politische Herbstcampagne eröffnet. Statt jedoch eine große 
Massenversammlung zu veranstalten, wie in früheren Jahren, 
haben die Führer der dortigen Liberalen dieses Mal ohne 
Zweifel aus guten Gründen sich zunächst im engeren Kreise zu- 
sammengethan und etwas Neues in Scene gesetzt, die libera 
len Vereine und Clubs veranstalteten im Tabley Park ein 
Piknik, bei dem verschiedene Resolutionen gefaßt wurden. 
Der „Daily Telegraph", das eigentliche Organ des Mini 
steriums, spricht seine große Genugthuung über diese politi 
sche Versammlung nach neuem Muster aus, und empfiehlt 
fie zur allgemeinen Nachahmung. „Man hat oft gesagt, be 
merkt er unter anderen, das Geheimniß unserer stetigen Po 
litik liege in dem Umstande, daß wir stets das Mittagessen 
in eine gewisse Verbindung mit dem politischen Kriege brin 
gen. Es ist etwas daran. Es ist der hungrige Mann, der 
die ächten revolutionären Neigungen hat, der hagere Cass us, 
der bei Nacht nicht Ruhe finden kann und bei Tag sich 
keine Zeit nimmt sein Mahl zu genießen. Man bringe 
aber denselben Cassius auf's Land hinaus, stelle eine 
treffliche Bowle ihm an die eine und einen Korb 
mit lockenden Eßwaaren an die andere Seite und der Mann 
wird ohne Schaden für seine römische Bürgertugend Cäsar 
Gerechtigkeit widerfahren lassen und einen unschuldigen Ge 
brauch von seinem Dolche machen, indem er voll Thatkraft 
eine Wildpastete durchbohrt." Am Schluß gibt der „Tele 
graph" dem Oberhause den guten Rath, seiner Pflichten ein 
gedenk, sich mehr in Einklang mit dem Unterhause zu brin 
gen. Welchen Werth der Premier auf die Demonstrationen 
legt, welche während der letzten Wochen in Leeds und Brad 
ford zu Gunsten der ministeriellen Politik gemacht_ wurden, 
ersieht man aus folgendem Schreiben, welches er in Erwi 
derung der Resolutionen des Meetings in Leeds an die An 
stifter dieser Versammlung gerichtet. „Ich brauche Sie kaum 
zu versichern — heißt es im Verlause des Briefes — daß 
ich in gleichem Maße die Abstimmung wie den Grund für 
die Abstimmung der Lords zur Verwerfung der Bill bedaure. 
Nicht minder auch bedaure ich die Folgen der Abstimmung, 
denn ich bin der großen Dienste eingedenk, welche, wie die 
P f j fl*. unserem Vaterlande von seinem Adel er- 
hasten Charakters, der thätigen Pflichttreue und des weit 
ausgedehnten Einflusses mancher Mitglieder des Ober 
hauses sowohl wie der ernsten Schwierigkeiten, welche ande 
ren Ländern in dem Bestreben sich in den Weg stellten, 
Mittel und Wege zur anderweitigen Erfüllung der Functio 
nen ausfindig zu machen, welche die Constitution heute den 
Peers zuweist. Das Verfahren der Regierung in dieser An 
gelegenheit, welches die Bewohner von Leeds gebilligt haben, 
wurde nach meiner Meinung erheischt durch die einfachsten 
Grundsätze der Pflicht, und ich darf Ihnen ruhig die Ver 
sicherung ertheilen, daß das Ministerium nicht leicht von ei 
nem nach reiflicher Erwägung eingeschlagenen Pfade abwei 
chen wird, von einem Pfade, der unter der Billigung des 
Unterhauses und des Landes überhaupt beschritten wor 
den ist." 
Die bevorstehenden Uebungen in Aldershott 
werden in unseren Blättern mit einem solchen Auswande von 
Worten erörtert und verursachen soviel Bewegung im Lande, 
als ob es sich um eine Armee von 400,000 Mann han 
delte, die außer Landes geschickt werden sollen. Die Miliz- 
batgjlloae, welche an den Uebungen Theil nehmen sollen, la 
gern schon seit mehreren Tagen bei Aldershott unter Zelten 
und die Commandeure thun das Möglichste, um die Tapferen 
zu den bevorstehenden Scheinkämpfen vorzubereiten. 
Die Lage der Dinge in Frankreich wird mit 
bedeutender Unruhe beobachtet und selbst diejenigen, welche 
vor Kurzem prophezeien wollten, daß nun der Gang der Er 
eignisse in Frankreich glatt ablausen müsse, beginnen besorgt 
zu werden. Unsere Blätter, wie „Times", „Daily News" 
und „Daily Telegraph" machen ihre Leser aus Schlimmes 
gefaßt. 
—— ; —— 
gramm. So weist uns Alles für unser Tisch 
blatt an den Anfang von Holbein'sKun st, 
etwa ins Jahr 1516 oder 1515. 
Wanderjahrc in Ztalie». 
F. L. Wenige mögen Italien so gründlich kennen, wie 
Ferdinand Gregorovius, der Sohn des kalten Ostpreußen, 
der nun schon an die zwanzig Jahre im Süden weilt, um 
die Natur und Geschichte der italienischen Halbinsel in fort- 
währendem Studium zu erforschen. Italien ist ihm zur zwei 
ten Heimath geworden , wenn er auch darüber das Land 
seiner Wiege, sein deutsches Vaterland, nicht vergessen hat. 
Vor Allem handhabt er die deutsche Sprache mit vollendeter 
Meisterschaft, Wer Italien gesehen hat, kennt auch die herr 
lichen Schilderungen, die uns Gregorovius in seinen „Wan 
derjahren" gegeben. Besser als jeder rothgebundene Führer, 
lehren uns seine „Figuren", seme „lateinischen Sommer" 
das Land kennen und lieben. Sie zaubern uns durch die 
Fülle der reizenden Bilder, der sarbenglühenden Landschaf, 
ten, der Sittenschilderungen und anmuthig heiteren Skizzen 
mit einem Schlag in das schöne Land zurück und erheben 
uns zugleich durch den gewaltigen geschichtlichen Hintergrund, 
den der Wanderer seinen Zeichnungen des heutigen Lebens 
zu geben versteht. So einigen sich angenehme Erinnerungen 
an das, was wir selbst gesehen und bewundert, mit bedeut 
samen Gedanken über Menschenloos und Völkerschicksal. Kein 
Wunder darum, daß drei Bände dieser „Wanderjahre" schon 
in zweiter und dritter Auflage vor uns liegen, und jetzt ist 
ein vierter Band erschienen, der an Interesse hinter seinen 
Vorgängern nicht zurücksieht *). 
Wenige Jahre nur trennen uns von dem Herbst, in wel 
chem Garibaldi mit seinen Schaaren auszog, die ewige Stadt 
für Italien zu erobern, und General de Failly mit seinen 
Chassepots bei Mentana an den schlechtbewaffneten Rothhevl- 
den Wunder that. Wenige Jahre nur, — und doch wie 
*) Wanderjahre in Italien. Von Ferdinand Gregorovius. IV. 
Von Ravenna bis Mentana. Leipzig. Brockhaus 1871. 
Die Revolution dam 18. März dar dem 
Kriegsgericht in Versailles. 
* II * Paris, 29. Aug. 
Man bemerkt im Zuhörerraum die Fürstin Metternich mit 
Begleitung; der Präsident halte für diese Gäste reservirte Plätze 
und Sammisessel Herrichten lassen. (!?) Der Vertheidiger Lullier's, 
Advocat March and, macht zu Gunsten seines Klienten nament 
lich die Unterhandlungen geltend, in welche derselbe m t Versailles 
getreten war, und zwar nicht aus Habsucht oder sonstigen gemei 
nen Motiven, sondern nur in der Absicht, Paris vor einer Kata 
strophe zu bewahren. Lullier fügt selbst zu seiner Rechtferti 
gung einige Worte in diesem Sinne bei; er erinnert daran, daß 
die Agenten ihm und seinem Generalstabe ausdrücklich L-traflosig- 
keit zugesichert hätten, und daß es nicht an ihm gelegen habe, 
wenn die Regierung im weiteren Verlauf der Ereignisse seiner 
Dienste nicht mehr zu benöthigen glaubte. Jncidentiell wird nun 
wieder über einen den Angeklagten Urbain betreffenden 
Punkt verhandelt. - Präs. hält demselben vor, daß er sich am 
22. Mai in den Tuilerien befunden hätte und daß dort unter 
seinen Augen vier Opfer fusilirt worden wären; dann sei Urbain 
auf dem Balkon erschienen und hätte gerufen: „Es lebe die Com 
mune!" Urbain: Davon höre ich heute zum ersten Mal. Ich 
bestreite auf das Entschiedenste, an jenem Tage in den Tuilerien 
gewesen zu sein und irgend einer Execution beigewohnt zu haben. 
Ich erinnere mich nur, an jenem Tage einem Aufzuge begegnet 
zu sein, angeführt von einem 13jährigen Burschen, der eine blu 
tige Axt auf der Schulter trug. Etwa 30 Föderirte verhafteten 
einen Nationalgardisten, der angeblich zwei seiner Nuchbarn mit 
deGAxt getödtet haben sollte. Präs.: Darum handelt cs sich 
nicht. Sie befanden sich mit Bergeret in den Tuilerien. Ur 
bain: Ganz gewiß nicht. Vom Stadthause ging ich über die 
Quais und den Pont Royal nach dem Faubourg St. Germain. 
und als ich an dem südlichen Flügel des Schlosses vorbeikam, rief 
mir noch der Oberst Dardelle vom Balkon aus zu, ich sollte mich 
nicht so muthwlllig aussetzen. Ich ging trotzdem über die Brücke 
und erreichte die Rue du Bac. Zeuge Henry Slipper, Haus 
beamter der Tuilerien, sah am 22. Mai Abends dort vier Per 
sonen in Civil, angeblich als Gefangene, einbringen; es sollten 
Spione der Versailler gewesen sein. Vom dritten Stock des an 
die Rue de Rivoli grenzenden Pavillons sah ich Allem zu. Auf 
dem Balkon erschienen zwei Individuen, wie man allgemein sagte, 
Bergeret und Urbain. Ein Peloton nahm Stellung und schoß 
dreimal, ohne die Opfer zu treffen. Erst beim vierten Schuß fiel 
das erste Opfer, und dann fielen der Reihe nach auch die drei 
anderen. Als Alles vorüber war, klatschten die beiden Individuen 
in die Hände und riefen: „Es lebe die Commune!" Ich hörte 
bestimmt, wie ein Lieutenant der Frauctireurs, der mit einem 
Fernglas zusah, zu seinen Leuten sagte, die beiden Individuen 
wären Bergeret und Urbain. Jacques Toloni, ein anderer 
Schloßbeamter, er ählt dm Hergang ebenso; ein Mitglied der 
Commune hielt eine Rede, die mit den Worten schloß: „So mag 
-S allen Spionen und allen Feinden der Commune ergehen!" Die 
Sache dauerte mehrere Stunden. Gegen drei Uhr wurden die 
Gefangenen in die ehemaligen Gemächer der Kaiserin geführt, wo, 
wie es hieß, Bergeret und Urbain das Todesurtheil aussprachen. 
Dann brachte man die Gefangenen nach dem Stadthaufe, dann 
wieder nach den Tuilerien, wo das Todesurtheil noch einmal wie 
derholt wurde. Unter den Föderirten selbst herrschte Meinungs 
verschiedenheit, und man kam überein, die Execution auf sechs 
Uhr Abends anzusetzen, wo fie denn auch erfolgte. Mindestens 
fünfzig Personen erkannten in den Führern Bergeret und 
Urbain; daß der Erstere am Sonntag mit seinem Ge 
neralstab in dem Schlosse Quartier nahm, kann ich aus 
eigener Wissenschaft bestätigen. O z a n n a , ein dritter 
schloßbeamter, hat die Gefangenen genauer gesehen: Der eine war 
ziemlich gut gekleidet und trug eine Brille, der zweite hatte eben 
falls bürgerliche Kleidung, der dritte und vierte trugen Blousen. 
Auch er hörte allgemein sagen, daß das Mitglied der Commune, 
welche? der Execution in Civil beiwohnte, Urbain wäre. Dieses 
Individuum war klein, hatte dunklen Bart und Haare und trug 
auf dunkelbraunem Paletot die rothe Schärpe. Zeuge sucht unter 
oen Angeklagten den Mann von welchem er spricht, und weist auf 
Trinquet. Da man ihm dann Urbain vorstellt so erkennt er diesen 
durchaus nicht wieder. Urbain: Ern einziger brauchte meinen Na 
men zu nennen und alle Welt sprach es nach. Zeuge: Die 
A/K.W, «vf .Angeklagten erinnert mich allerdings an die des 
Mien niedrigen Hut. Urbain: Und ich im Gegentheil trug immer 
rin Käppi und unter dem Ueberzieher die Uniform der National 
garde. Ich habe ein einziges Mal einem Kriegsgerichte beigewohnt, 
in dem ein Todesurtheil verhängt wurde, und Zeugen haben hi.r 
beglaubigt, mit welchem Eifer ich gegen dieses Urtheil protcstirte. 
Mayer Salomon, Handlungkcommis und unter der Com 
mune in der Mair-x t> e § 11. Arrondissements angestellt, meldet sich 
freiwillig, obgleich er sich damit selbst gerichilichen Verfolgungen 
und schweren Straf n aussetzt, um zu Gunsten Ferre's zu bekunden, 
caß er, der Zeuge, bis zum 25. Mai ununterbrochen in jener Mairie 
gewesen sei und während dieser Zeit keinen Schuß und von keiner 
Execution etwas gehört habe. Dasselbe besagt der Commis Fran 
cois Coutant, der sich ebenfalls während der ganzen Zeit 
ves StraßenkampfeS in jener Mairie befand. Präfid ent ruft 
noch einmal den Belastungszeugen L a s n i e r vor, der seine Aus 
sagen ü^er die beiden angeblich von Ferra angeordneten Executio» 
nen durchaus aufrecht erhält. Ferra hätte noch zu ihm gesagt 
als er vorgeführt wurde: „Nun denn, Bürger Lasnier, Sie wol 
len ohne Zweifel Ihre Verschwörung fortsetzen?" Da ich antwor 
iete: „Ja, mein Herr!" rief Ferra zu seiner Umgebung: ,Jhx 
seht, er nennt euch Monsieur!" Ferra: Ich bitte zu consta- 
tiren, daß der Zeuge diese Einzelheiten zum ersten Male 
voi^ringt. Was die angeblichen Executionen betrifft, so berufe ich 
mich auf das Zeugniß meiner Mitangeklagten C h a m p Y und 
Lerdure. Diese Beiden erklären, daß ihnen niemals etwas von 
einer Execut'on zu Ohren gekommen sei, die in der Mairie des 
11. Arrondissements stattgefunden hätte. Den Beschluß derSitzung 
macht das Plaidoyer des Advocaten Renault für den Doctor 
Rastoul. DaS vierte Kriegsgericht verurtheilte gestern den Coiporal 
von den Marinefusilieren, Charles Loduc, wegen Desertion und be 
waffneter Theilnahme am Ausstand, und den Maurer Lecourt, 
welcher als Lieutenant des '242. Bataillons in La Billette bs 
zum letzten Augenblick kämpfte, zur Deportation. 
— — 
serne schon! Ereignisse so gewaltiger Art haben seitdem 
Europa erschüttert, daß uns die Erzählung von dem Römer 
zug des italienischen Volkshelden wie eine ferne halbver 
klungene Mythe tönt. Oftmals schon war Rom das Ziel 
feindlicher Eroberer gewesen, seit den Tagen des Hannibal 
und Alarich bis zu dem Connetable von Bourbon herab, 
aber der Zug der Garibaldianer war ganz eigner Art. 
Es war dies Unternehmen nur ein Glied in der großen 
Kette von Ereignissen, welche Italien über kurz oder lang 
zur völligen Einheit führen mußten. Daß Rom das Ziel 
war, nach welchem alle Italiener strebten, erkannte Jeder, 
der Zeuge davon war, in welch' namenloser Aufregung in 
den Tagen vor Mentana das ganze Land erbebte, und wie 
tief es sich gedemüthigt fühlte, als der Imperator an der 
Seine sein stolzes Veto einlegte. Es ist die beste Genug 
thuung, die Garibaldi finden konnte, daß kurze Zeit, nach 
dem er von italienischen Truppen entwaffnet und gefangen 
worden war, diese selbst sich genöthigt sahen, die Grenze des 
Kirchenstaats als ungebetene Gäste zu überschreiten und Rom 
als Hauptstadt des Landes zu besetzen. Eine genaue Dar 
stellung jenes Frcifchaarenzugs aus der Feder eincs so zuver 
lässigen und unparteiischen Beobachters ist deßhalb von be 
sonderem Werth. Freilich ist es ein trauriges Stück Ge 
schichte, das uns Gregorovius erzählt, wenn auch die Folge 
zeit bewiesen hat, daß ein in sich morscher Bau, ein Staals- 
wesen ohne innere Kraft und eigenes Leben niemals durch 
äußere Stützen auf die Dauer gehalten werden kann. 
Die Wahrheit dieser Lehre drängt sich dem Wanderer 
nirgends stärker auf, als in Italien, — und wiederum in 
Italien nirgends mehr, als in Ravenna — das einst das 
Bollwerk und der M ttelpunkt der Halbinsel war. Gregoro 
vius geleitet uns in die heute so stille Stadt in der einför 
migen Ebene. Aber wunderbar belebt sich die ganze Gegend 
unter der Macht seines Wortes. Vergangene Zeiten steigen 
wieder heraus; man sieht das abendländische Kaiserthum in 
seinen letzten krankhaften Zuckungen, man sieht den gewalti 
gen Strom der nordischen Völker über die morsche Cultur 
der alten Welt hereinbrechen, und auf den Trümmern des 
Römerreiches die Herrschaft des mächtigen Ostgothenlö ngs 
Theoderich sich erheben. Ravenna war einst der Hauptschau- 
Verha»dl««gt» 
des volksmrlhschaMchnl Congrrssrs i« Lübeck. 
2. Sitzung am 29. August. 1871. 
(Schluß.) 
Fortsetzung der Berathung über MUnzreform. 
Dr. S o e 1 b e e r will es dem Reichstage überlassen, eine Münz- 
eiuheit zu finden. Er habe vier Wünsche bei dieser Frage: Natio 
nale Einheit, die Eintheilung nach dem Dccimalsystem, die reine 
Goldwährung und hauptsächlich den Anschluß an die bestehenden 
Münzen. Sein Antrag leite ihn zur Empfehlung de8 Zehngulden- 
stückeS als Rechnungseinheit; doch sei es ihm gleich, ob der Tha 
ler oder der Gulden adoptirt werde, so lange derselbe in 100 
Kreuzer snbdividirt werde, in Anschluß an daS Decimalfystcm. 
Dr. Fauch er stimmt dem Wunsche des Vorredners bei, sich 
auf den allgemeinen Ausspruch zu beschränken, daß die neue Münze 
nach dem Decimalsystem eingetheilt werde, will jedoch hinzufügen, 
daß die kleinste Decimalmünze noch in 4 Theile getheilt werde. 
Dr. Wolfs (Stettin) erklärt sich für Beibehaltung des Tha- 
lerS, ist im übrigen für die Theilung in Hundert, sowie^ ferner 
dafür, daß diese kleinste Münze dann noch in 4 Theile zerfalle. 
Correferent Dr. Braun wünscht gleichfalls die Beibehaltung 
des Thalers. Wenn man durch den Anschluß an das Frankensy 
stem zu einer Weltmünze zu gelangen hoffe, so sei dies doch immer 
nur Hypothese; es sei sehr unwahrscheinlich, daß England und 
Amerika unserm Beispiele folgen werden. Die Süddeutschen könnten 
ihren Gulden doch nicht behalten, also würden sie Lei einer Wahl 
zwischen den Frank, dem österreichischen Gulden und dem ihnen 
bekannten Thaler jedenfalls dem letzteren den Vorzug geben. (?) 
P r i n c e - S m i t h als Referent zum Schlußwort, spricht für 
die Rettung der Scheidemünzen, mit denen daS Volk mehr zu rech 
nen gewöhnt fei als mit Thalern. 
Schulze (Mainz) erklärt sich dahin, daß Süddeuischland sei 
nen Gulden u. s. w. keine allzubittern Thränen nachweinen werde, 
und daß es mit Rettung des Kreuzers und Groschens wenig ge 
winnen würde. Eine Concession würde sein, wenn das Zwanzig 
Groschrnstück, der österreichische Gulden als Einheit eingeführt würde. 
Dasselbe entspreche dcm Franc, der in der Schweiz, Belgien, Ita 
lien, Frankreich gelte, bei dem Verkehr mit welchem Deutschland 
bis jetzt stets im Nachtheil gewesen fei. Auch müsse man den El 
sässern und Lothringern eine gleichwerthige Münze für den Franken 
geben, an den sie gewöhnt und den sie lieb gewonnen. 
Dr. Böhmert erklärt sich zunächst gegen die von Faucher 
beantragte Eintheilung der kleinsten Decimalmünze in 4 Theile. 
Die Eintheilung des Groschens in 10 statt 12 Pfennige sei in 
Sachsen überall als ein Fortschritt empfunden worden. Redner geht 
sodann noch einmal zur Vertheidigung de8 Francssystems über, 
dessen Annahme nicht allein im internationalen, sondern in emi 
nentem Sinne gleichzeitig im nationalen Interesse liege. 
Der Schluß der Debatte ist hiermit emgetreten. Der Kongreß 
nimmt den Antrag des Referenten in nachstehender Form an: 
„Der Kongreß ist der Ansicht, daß im geeinigten deutschen 
Reiche eine einzige Geldrechnungs-Einheit herrschen müsse; 
daß man zur allgemeinen deutschen Geldrechnungs-Einheit 
nur eine solche wählen darf, welche in ganz leicht berechen 
barem Verhältniß zur Thalerrechnung stehe. Die definitiv 
einzuführenden neuen Münzen find nach dem Decimalsystem 
einzutheilen unter Zulassung der Viertheilung der kleinsten 
Decimalmünze. Der Feingoldgehalt der hauptsächlichsten 
deutschen Goldmünze ist im Rcichsmünzgesetze so zu normi- 
ren, daß der Werth ihres Zehntheiles, welcher die Rech 
nungsmünze zu bilden haben würde, genau mit 20 Sgr. 
der gegenwärtigen Währung übereinstimmt." 
3. Sitzung am 30. August 1871. 
Auf der Tagesordnung steht die Bankfrage. Die für die 
selbe ernannten Referenten, Dr. Alexander Meyer und Professor 
Wagner, sind nicht auf dem Congreß erschienen. Eine unter 
Vorsitz Faucher's zusammengetretene freie Commission konnte 
sich über Formulirung eines Antrags nicht einigen. Es wird des 
halb von ihr Absetzung des Gegenstandes von der Tagesordnung 
befürwortet, wohingegen auf anderweitig geltend gemachte Gründe 
der Congreß beschließt, in die Debatte über die Bankfrage dessen 
ungeachtet einzutreten. 
Dieselbe eröffnet Körö si (Pest). Redner will die Bankfreiheit, 
als unabweisbares Postulat des Obligationsrechts, nur jenen staat 
lichen Beschränkungen unterworfen wissen, die bezüglich des Obli« 
ffittt» Pflicht des Staates 
ser es, für die Möglichkeit zu sorgen, daß an Stelle des schwer 
transportirbaren M tallgeldes Papiergeld stets und unentgeltlich 
zur Verfügung stehe. ES fei dies eine Einrichtung von großer und 
allgemeiner Nothwendigkeit und Nützlichkeit und stehe mit der Bank- 
freiheit nicht im Widerspruche. 
Perrot verlangt, daß der Congreß sich für unbedingte 
Lanksrnhüt erkläre. Redner will die Notenemission, welche kein 
„Geschäft" sei, von dem Bankgeschäft in Zukunft trennen. Er 
schlägt zu diesem Zweck eine Resolution vor, die den Modus der 
Einziehung der vorhandenen Privatnoten (incl. die der Preußischen 
Bank) und deren Ersetzung durch Staatspopiergeld regelt. Sobald 
Re Banken keine Noten mehr haben, fei ihr Betrieb völlig freizu 
geben. 
Dr. Wolfs (Stettin) kennt nur eine Banknotenfrage, da 
ver Staat der Banknoten freiheit gegenüber eine besondere Stel 
lung einnehme, weil Banknoten Geld und dessen Creirung Staats 
regal sei. Der Staat allein trage die Schuld an etwaigen Pa- 
pier-Calamitäten. Die Zwangsanleihen in Gestalt großer Papier 
geld-Emissionen geschehen jetzt unter Umständen, welche dieselbe zu 
Iner Beraubung der ärmeren auf Kosten der besitzenden Klassen 
mache. DaS Ziel der Bewegung müsse sein, daß keine Staats 
kasse Banknoten annehmen dürfe, außer auf Verantwortung des 
Steuerzahlers. 
Dr. Böhmert will gleichfalls für das Bankgeschäft volle Frei- 
Heck. Er beantragt, das Recht der Ausgabe von Banknoten nur 
von der Erfüllung allgemeiner Normaüvbedingungen abhängig zu 
machen. 
Dr. Eras sieht mit Rücksicht auf die faktischen Verhältnisse 
in Deutschland in der Freiheit der Noten-Emission für Privatzet 
telbanken eine Gefahr für das Publikum, namentlich für die klei- 
ncn Leute. Wenn man die Privilegien der preußischen Bank er- 
neuere und dieselbe zur deutschen Reichsbank erweitere, sei eine er- 
sprießliche Thätigkeit der Privatinstitute neben derselben nicht denk 
bar (?). Er beantragt deshalb: 1) das Recht der Notenausgabe 
unter Respektirung der bestehenden Privatprivilegien ausschließlich 
dem Centralbankinstitut einzuräumen; 2) Vorkehrungen zu treffen, 
^ttmittelst^deren es möglich wird, die Privatbanknoten einzuziehen 
platz für diese Wandelungen des frühesten Mittelalters, und 
die Erinnerungen, die seine Denkmäler wachrufen, sind. meist 
ernster Art. Fand doch auch Dante hier seine letzte Ruhe, 
nachdem ihn seine Vaterstadt verbannt hatte. 
Gerne wendet sich der Blick von den Bildern jener längst 
vergangenen Tage ab, in welchen ganze Völker in unfrucht 
barem Kamps dahingeschlachtet wurden. Wir folgen unserem 
Führer lieber auf einem Ausflug in die Sabina, jenes wun 
dersame, von dem Strom der Reisenden und der modernen 
Civilisation gleich wenig berührte Bergland. Gregorovius 
ging als Geschichtsforscher auf die Jagd nach unbenutzten 
Dokumenten in vergessenen Archiven, aber sein Auge blieb 
frisch und offen genug, um Volk und Land zu beobachten, 
und es uns in einer Reihe lebensvoller Schilderungen zu 
zeichnen. Mit dem Sturz der päpstlichen Herrschaft vor zehn 
Jahren begann freilich auch für dieses Land eine neue 
Epoche ; die Herren, die von Piemont her kamen, räumten 
gewaltig auf; über Nacht waren in Perugia allein zwei und 
zwanzig Klöster geschlossen, ihr Besitz zum größten Theil ein 
gezogen, und so manches beschauliche Stillleben grausam 
gestört. Ueberall fand Gregorovius die weiten Klostcrhallen 
öde stehen, und das Herz that ihm manchmal weh, wenn er 
ganze Haufen mittelalterlicher Dokumente, Rollen und Schrift 
stücke aller Art durcheinander geworfen in den Ecken ver 
kommen sah. Sie zu ordnen, sie nur durchzusehen, fehlte es 
ihm an Zeit, und doch hat der ächte Geschichtsforscher die 
Leidenschaft eines Schatzgräbers. So mußte er die Schätze 
ungehoben lassen, um die sich außer ihm Niemand kümmerte. 
Die Geschichte schreitet voran, und fragt nichts nach dem, 
was einst war, und sei eS auch noch so stolz und mächtig 
gewesen. 
Mit den Klöstern war noch manche andere ehrwürdige 
Institution bedroht, und ist jetzt wohl schon verschwunden. 
So unter Anderem die ehrwürdige Schneiderzunft in dem 
romantischen Städtchen Todi. Bis zur italienischen Occupa- 
tion wählte sich diese löbliche Innung alljährlich ihren „Con- 
sul," denn so verlangte es ihre Constitution, welche aus dem 
Jahre 1308 flammte. Es war undankbar von Victor Ema- 
nuel, der Schneider nicht zu schonen. Manche von ihnen 
hatten für ihn die Waffen ergriffen, und nun wollte man 
und an deren Stelle Reichsbankzetiel im gleichen Betrage zinsfrei 
den Privatbanken zur Verfügung zu stellen. 
Herbertz (Uerdingen) beantragt, der Congreß möge erklären: 
die Emission von nicht durch Metall gedeckten Noten ist für die 
Zukunft zu untersagen. 
Meyersfeld (Braunschweig) warnt den Congreß, sich als 
unfehlbar hinzustellen. Die Segnungen der Preußischen Bank für 
den Verkehr seien so bedeutend, daß eS wünfchenswerth fei, ihre Seg 
nungen nicht auf die Orte ihrer Agenturen zu beschränken. Diese 
Möglichkeit sei gegeben in der Unificirung sämmtlicher Privatban 
ken in der Weise, daß alle, unter bestimmte gesetzliche Normativ- 
Bedingungen zu stellende Zettelbanken in ihrer Gesammtheit die 
Deutsche Reichsbank bilden, mit einer gemeinsamen Note und 
einem gemeinsamen Centralpuukte aber mit selbstständiger Einzel- 
verwaltung. Redner empfiehlt einen dahin gerichteten Antrag deS 
Bankdirectors Benndorf aus Braunschweig. 
Dr. R e n tz s ch (Dresden) sagt, die Benachtheiligung der besitz 
losen Klassen durch die Banknotencirculation sei weniger schlimm, 
als Dr. Wolff dargestellt. So lange die Goldwährung noch nicht 
festen Boden gefaßt, halte er die jetzigen Zustände für zweckmäßig. 
Ohne Beschränkung^ könne freilich die Emission nicht stattfinden 
und empfehle er die Bestimmungen im Antrag Böhmert, Lam- 
mers und Consorten. Andere Beschränkungen ließen sich leicht 
umgehen. Den Antrag Eras verwerfe er, weil derselbe dem 
etwaigen Centralstatut ein alle Concurrenz erdrückendes Monopol 
geben würde. Redner ist momentan gegen jeden bindenden Ent 
schluß. 
Dr. Wolff (Stettin): Bei einer Erweiterung der preußischen 
Bank zur Reichsbank müsse jedenfalls Sorge getragen werden, daß 
sie ihre Geschäfte nur mit anderen Banken, nicht mit Privaten 
mache, sonst ruinire fie die Bankfreiheit. 
Dr. Oppenheim erkennt den von Wolff statuirten Unter 
schied zwischen einer Bank und einem Privatmann nicht an. In 
den von vielen Seiten empfohlenen Normativbedingungen sieht 
Redner kein Heil; entweder seien die dadurch errichteten Beschrän 
kungen so groß, daß die Bankfceiheit überhaupt illusorisch werde, 
oder die Schranken könnten, wenn sie niedrig gestellt werden, von 
Jedem übersprungen oder umgangen werden. 
Dr. Böhmert bittet, lieber von jeder Beschlußfassung abzu 
sehen, als ein neues Centralinstitut zu empfehlen. Den Ausführun 
gen GumbrechtS gegenüber vertheidigt Redner die Banknoten, die 
bis jetzt immer noch ein nothwendiges Creditumlaufsmittel feien, 
dem man nicht von Seiten des Congresses jeden Credit in der 
O-ffentlichkeit entziehen dürfe. 
Dannenberg (Hamburg) fragt, wie cs zu entschuldigen 
sei, daß Privatleute auf Grund ihres Credits eine Begünstigung 
durch selbständige Geldcreirung und die sich daran knüpfenden ren 
tablen Geschäfte genießen sollen und spricht vorläufig dem Staat 
allein das Recht zu, Noten auszugeben, obgleich dieser leider nicht 
controlirt werden und im Krieg und Frieden mit diesem Privi 
legium Mißbrauch treiben könne. 
Hundt v. Haff ten bewnt die Schädigung des Realcredits 
durch die unfundirten Banknoten, die den fundirten Creditpapieren, 
wie Pfandbriefen u. dgl. den Platz verengen. Er beantragt princi- 
paliter von jeder Beschlußfassung abzusehen, event, zu erklären: 
1) Die Bankfreiheil, d. h. die Aufhebung des Bankmonopols ist 
ein nothwendiges Correlat der Wuchergesetze. 2) Jede unfundirte 
Banknote ist eine Schädigung d:s Realcredits. 3) Die Emission 
von Banknoten schließt auch für den Staat die Gültigkeit an öf 
fentlichen Cassen nicht ein. 4) So weit Creditpapiere durch Mobi 
lien-, Immobilien-, Grund- oder Geldwerthe gesetzlich fuudirt sind, 
können dieselben auch zur gerichtlichen Deposickon zugelassen werden. 
Perrot: Die irrigen Anschauungen über die Bankfrage be 
ruhen auf der falschen Ansicht, daß Notenemission ein „Geschäft" 
fei. Dem gegenüber möge sich der Congreß auf die Erklärung 
beschränken, daß die Note kein Wechsel sei. 
Dr. Wolff: Der Congreß würde dadurch zu einem Concil 
werden, daS Dogmen definirt. 
Körösi meint, die Frage, ob eine Banknote bei Staatskassen 
angenomncen werden dürfe oder nicht, fei eine Finanz- und keine 
Banksrage. Der Begriff „Geschäft" sei von Böhmert nicht definirt 
worden. Normativbedingungen seien nicht durchzuführen. 
Dr. Dorn (Pest) bittet den Congreß, das stets befolgte Prin 
cip der wirthschaftlichen Freiheit auch in der vorliegenden Frage 
nicht aus den Augen zu lassen und der Bankfceiheit nur diejenigen 
Beschränkungen aufzuerlegen, die durch die Rücksicht auf das öffent 
liche Wohl geboten erscheinen. Im Uebrigen werde die Concurrenz 
das beste und einzig wirksame Regulativ bilden. 
Die Debatte ist hiermit geschlossen. Die Versammlung tritt 
dem Principalen Antrage Hundt's v. Hofften bei, von einer Be- 
schußfassung über die Bankfrage für jetzt abzusehen und die wie 
derholte Berathung derf.lben auf die Tagesordnung des nächsten 
Congresses zu fetzen. 
Es folgt hierauf die Berathung über den Antrag O. Hem- 
p e l' s betr. die Rechte der Schifffahrt auf Binnengewässern. Der 
selbe lautet: 
Durch die Errichtung von Eisenbahnen- und Straßenbrücke!! 
über schiffbare Binnengewässer muß dre Schifffahrt unvermeidliche 
Hemmungen und Gefahren ertragen im allgemeinen Interesse deß 
Verkehrs-; 
doch darf hierbei die Schmälerung ihres bestehenden und älterer- 
Anrechts auf die Wasserstraßen nicht über das Unv.rmeidliche hin 
ausgehen ; 
gerechter Weise müssen die Inhaber solcher Brücken auf ihre Koster, 
alle Anstalten treffen, welche das Passiren der Brücken weniger bc» 
sch «erlich machen können für die Schiffer. 
Völlig ungerechtfertigt ist daher Seitens der Inhaber 
neuerbauter Brücken die Erhebung von Brückengeld, Ufn- 
geld und, bei fehlendem Auszuge, Krahngeld für L^en und 
Stechen der Masten. 
Der Antragsteller moiivirt seine Resolution dirch eine Schil 
derung der vielfachen Schwierigkeiten und Hemmnisse, welche durch 
die Vernachlässigung der Strom- und Cana'rcgulirung für den 
Zweck der Binnenschifffahrt den Schiffern erwüchsen. E.; haben 
unter Anderem in Berliu die Schiffer über 15,0 )0 Thlr. an 
Brückengeld zu zahlen, und e8 gebe auf der Strecke Havrl und 
Finow-Canal nicht weniger als 136 Stromengen, welche zu besei 
tigen sich bei keiner Behörde eine Neigung zeige. Namentlich klag 
Redner über die Apathie des preuß. Handelsministeriums für ein 
Verkehrsmittel, dessen große Wichtigkeit fürden Transport namentlich 
von schweren u nicht sehr werthvollen Materialien er nachweist. Er befür 
wortet ferner, daß die Eisenbahnen in W.chselwirkung mit der Binnen 
schifffahrt treten möchten, da beide Transportwege einander keine Con 
currenz machm, sondern sich gegenseitig ergänzen. Der Amrag 
wird mit großer Majorität ohne Discussion angenommen. 
Endlich rcfenrt v. Kufserow über seinen Antrag betreffend 
die Empfehlung der Errichtung von Schiedsgerichten zur 
Verhütung von Arbeitseinstellungen. 
ihre Zunft auf gleiche Linie mit dm geistlichen Körperschaften 
stellen und ihre geringen Fonds einziehen. 
Die Aufregung war nicht gering in Tadi, als sich die 
Kunde verbreitete, es sei ein seltsamer Mann im Städtchen 
erschienen, der sich um die alten Pergamente bekümmere und 
in ihnen nach Gott weiß was für Schätzen grabe. Auf diese 
Nachricht hin erschien alsbald der Schneiderconsul bei dem 
Gelehrten mit einer Anzahl von Papieren und vergilbten 
Schriften, ob sich aus ihnen etwas zu ihren Gunsten heraus 
lesen ließe — leider aber fand Gregorovius nur wenig Tröst 
liches darüber zu sagen. 
Nicht weit von Rom, aber hoch im Gebirg des Sabiner 
landes liegt in fast unzugänglicher Bcrgwildniß das Städt 
chen Aspra, und Gregorins versichert, daß er kaum je ein 
Panorama von gleicher Hcldenschönheit gesunden habe, als 
das war, das sich ihm von hier aus bot. Sein Auge 
schweifte von dem plastisch geformten Soracte über das ganze 
Liberthal, über d e umdrischen Berge und Ebenen, über La 
tium, die Campagna bis zu den fernen Ap innen, und die 
ganze entzückende Landschaft war „in den wandernden und 
wallenden Karmin des Augustabends getaucht, in Wahrheit 
ein Paradier der Erde." 
Her fand sich der Wanderer in wahrhaft antiker Welt. 
Ein Wirthshaus gab cs nicht; bei dem Schuhmacher des 
Ortcs, der etwas dem Aehnlichcs zu haben behauptete, war 
es nicht auszuhalten; aber die Gastfreundschaft half aus, 
und Gregorovius sah sich bald in einem massiven, palastähn 
lichen Hause eingeführt, deffcn Herrin ihn freundlichst be 
willkommnete. Der Saal des Hauses war freilich verwüstet, 
vor einigen Wochen ha:te der Blitz eingeschlagen, Fenster 
und Kamin zertrümmert und die Wand zerrissen, daß der 
blaue Himmel durchsah. Doch was thut das? Dachte auch 
kein Mensch daran, den Schaden auszubessern, so suhlte sich 
der Fremde doch bald heimisch bei den einfachen guten Leu 
ten, die seit lange keinen Gast gesehen hatten und mit Ver 
wunderung ihm zuschauten, wie er im Archiv herumkramte. 
Und wenn des Tages Last abgeschüttelt war, so lud man 
ihn überallhin einsund der würdige Bürgermeister des Ortes 
tauchte selbst in den Keller hinab, um einen kühlen'Trunk 
edlen Sabinerwems zu holen. In diesen Bergen war von 
Er macht darauf aufmerksam, daß die Arbeitseinstellungen kei 
neswegs immer die Frucht socialdemokratischer Agitation feien, 
sondern ebenso häufig einen berechtigten Kern haben. In den 
wiederholten Strikes liege ab-r eine Gefahr für die CoalitionS- 
freiheit und deshalb erscheine es geboten, von dem in der Gewerbe 
ordnung vorgesehenen Rechte zur Bildung von Schiedsgerichten aus 
GewerbSgrnoffen Gebrauch zu machen. Redner empfiehlt das von 
Mundella in England inaugurirte System der Schiedsgerichte, so 
wie die Organisation der trade-tunon». 
Dr. Oppenh eimer nennt K u f s e r o w's Darstellung zu 
apologetisch. Der gemeinsame Antrag stimme mit dem überein, 
den jüngst erst die strikenden Maurer in Berlin gestellt. Man 
möge sich dadurch nicht abschrecken lassen, deur si äuv facmni; idem, 
no ; j rst idem. Beide, her eigene und der Berliner Antrag seien 
gegen die Zerrüttung stabilen StaaitzlebenS durch internationale 
Wucherungen gerichtet. Die Freiheit berge ihr eigenes Correctiv 
n sich und kurire ihre Schäden selbst, wenn man ihr 
treu bleibt. Redner wendet sich gegen Schulze-Delitzsch, 
ier nicht auf gesundem Wege sei, warnt vor dem buhlerischen Socialis 
mus, gegen den es keine Hülfe gebe wie gegen Gewalt oder Adfurdi- 
ät. Der Lohn regulire sich selbst (?) und könne so wenig wie die 
Goldwährung künstlich festgestellt werden; auch gebe es in Deutsch- 
'and keinen Klassenhaß, und derselbe werde gleichfalls nur künstlich 
mzeugt durch die wirthschaftlich irrcctionellen StrikeS. Man habe 
aurch die vielen Schädigungen des öffentlichen Wohls selbst in 
England dahin gewirkt, die Cvalitionsfreiheit zu beschränken, doch 
>ürfe man den Arbeitern die Schule für daS Leben nicht verschlie 
fen, könne ihnen auch daS Lehrgeld nicht ersparen, man gebe ihnen 
ne Freiheit, und sie werden sie zu nützen lernen. 
Frsuksurter Ansselegenhriten. 
— Frankfurt, 31. Aug. In der am 12. August abgehal- 
enen Sitzung des Physikalischen Vereins gab Dr. Rip- 
voldr eine Erklärung der Methoden für Höhenmessungen mittelst 
Barometer. Nachdem derselbe zunächst die Principien angeführ-, 
hie solchen Bestimv unzen zu Grunde liegen und somit ein Bild 
jon unseren atmosphärischen Verhältnissen gegeben, ging er speciell 
;ur Beschreibung der Instrumente über, die man zu dem Zweck 
anwendet. In früheren Zeiten bediente man sich vornehmlich der 
Quecksilber-Varometer und bestimmte die Länge der Queckstlber- 
'äulen, die an den beiden Orten, deren Höhendifferenz über dem 
Meere gemeffen werden sollte, von dem atmosphärischen Druck ge 
halten wurden. Da die Sredctemperatur des reinen Wassers gleich 
falls von dem auf letzterem ruhenden Luftdruck abhängt,^ so be- 
utzte man wohl auch diese Temperatur, um sich eia Urtheil üder 
ne Größe des Luftdrucks an den betreffenden Stationen zu ver- 
chaffen. In dcr letzten Zeit sind die sogenannten Aneroidbarometer 
mehrfach statt jener Apparate angewendet u^-d nur die seitherige 
unvollkommene Construction dieser ihrem Principe nach tauglichen 
Zarometer verhinderte ihre allgemeine Einführung. Eine luftleere 
Kapsel ist mit einem sehr elastischen Dackel verschlossen, der durch 
le ne Bewegungen die Schwünkungen des auf ihm lastenden Luft- 
»ucks anzeigt. Diese für das unbcwaffnete Auge kaum merklichen 
Bewegungen werden durch Hebel vergrößert und schließlich entweder 
uittelst einer um die Zeigeraxe geschlungenen Kette oder durch ein 
betriebe auf den Zeiger übertragen Solche Uebertragungen sind 
mdeß ungenau und dadurch für wissenschaftliche Zwecke unbrauch- 
mr, indem die Ucberiragung mittelst Kette inconstant ist und ein 
betriebe stets todten Gang enthält. Ein kürzlich vom Verein an- 
eschasstes Aneroidbarometer, a s der Werkftätte des Mechaniker 
))oldschmid in Zürich hervorgegangen, hat die genannten Uebelstände 
richt und eignet sich daher vornehmlich zu barometrischen Höhen- 
neffungen. Das Instrument, welche? vom Vortragenden vorge- 
>:igt wurde, hat nämlich keinen Zeiger im gewöhnlichen Sinne, 
!ondern nur die erwähnte Bewezungsvergrößerung des Deckels der 
uftleeren Kapsel durch Hebel. Der durch die Größe des Luit» 
-rucks bestimmte jeweilige Stand des vergrößernden Endes des 
>.bels wird mittelst einer Mikcomrterschraube ermittelt. Wie bei 
räen Aneroidbarometern ist auch bei diesem eine vorhergegangene 
Zergleichung der Angaben desselben mit den unter den nämlichen 
ihruckverhältnissen stattfindenden eines Quecksilberbarometers noth- 
oendig. Das besprochene und vorgezeigte Barometer läßt Druck- 
hwankungen, die emem Höhenunterschied von 1',, bis 2 Metern 
^sprechen, erkennen und zwar enrspricht einem solchen die Ver- 
hiebung der Scala um etwa 2 Millimeter, eine Genauigkeit, die 
islang von keinem ähnlichen Instrumente erreicht wurde. 
Königsberg, 27. Aug. Professor Dr. Vurow hat sich in 
einem längeren, ausführlichen, motivirten Gutachten mit dem An 
trage an die Polizeibehörde gewendet, sie möge bis zum Erlöschen 
der Cholera alle Erdarbeiten sistiren. Er führt aus, daß 
eine Menge der gefährlichsten Miasmen und Gase gerade dem ge 
öffneten Erdreiche entströmen, und stützt sich dabei sowohl auf 
eigene Erfahrung, als auch auf wissenschaftliche Autoritäten, na 
mentlich auf Pettenkofer. Die Polizeibehörde hat den Antrag dem 
Ztadt-Physicus Dr. Pincus, unter dessen bisherigen zahlreichen 
Präventivanträgen ein ähnlicher sich nicht befunden hatte, unter- 
neitet; derselbe ist dem Burow'schen Antrage entschieden beigetre 
ten und hat in Folge dessen die Polizeibehörde dem Magistrat an 
gesagt, daß er sofort alle Erdarbeiten für Wasserleitung und Gas 
anstalt einzustellen habe. (Ostpr. Ztg.) 
* Posen, im Allgust. In der „Posener Zeitung" lesen wir 
folgende KI o st e r g e s ch i ch t e: Eine hier ansässige evangelische 
Frau, deren Gatte schon vor Jahren gestorben war, hatte ihre Toch 
ter gut unterrichten lassen, um auf diese Weise am besten für deren 
weiteres Fortkomnien zu sorgen. Im Jahre 1866 war nun das 
oamals 17jährige Mädchen plötzlich verschwunden. Die betrübte 
Mutter wandte sich an das hiesige Polizeidircctorium, um den Auf 
enthaltsort ihrer Tochter zu ermitteln und es stellte sich nun heraus, 
oaß im December 1866 der Districtseonnnisiarius in Kriewen ein 
Abzugsattest für sie in Posen beantragt und auch erhalten hatte, 
indem die Behörde annahni, es geschehe dies mit Zustimmung der 
Mutter. Es ergab sich weiter, daß das Mädchen katholisch gewor 
den und in dem Stifte der barmherzigen Schwestern zu Kosten Auf 
nahme gefunden hatte. Vergeblich sind seitdem alle Schritte der un 
glücklichen Mutter gewesen, ihre Tochter wieder zu erlangen. Durch 
Einflüsse und Umstände mancherlei Art bestimmt, war diese zum 
katholischen Glauben übergetreten und war auch durch nichts zu be- 
stimmen, wieder zur Mutter zurückzukehren. In einem Briefe vom 
Juni d. I. schreibt sie: „Ich bin, vielgeliebte Mutter, wie Dir wohl 
bekannt ist, aus freier, eigener Ueberzeugilng zur katholischen Mut- 
terkirchc, in der ich allein innere Beruhigung finde, zurückgekehrt. 
Vor 2 Jahren bin ich mit ausdrücklicher Bewilligung des Kreisge- 
richts zu Posen, als meiner obervormundschaftlichcn Behörde, ganz 
jeher Kraft und einfache Sitte zu Hause, und schon in den 
frühesten Zeiten bildete der fabinische Stamm die Haupt 
stütze dcr aufstrebenden römischen Macht. Daß das italie 
nische Volk noch solche Elemente der Gisundhcit und des 
Gedeihens besitzt, gibt sicher s Vertrauen aus seine Entwicke 
lung in der Zukunft. 
Kleine Will Heilungen. 
(Seelenverwandtschaft zwischen Papa Wran- 
gel und der „Germania".) Die „B. B.Z." schreibt: „Der 
alte Wrangel sch.int Mitarbeiter der (ultramontanen) „Germania" 
geworden zu sein. Dieses Blatt bringt eine Besprechung der Ver 
hältnisse von Luxemburg, in welcher gesagt wird: „Durch und 
seit der Neutralität haben Stadt und Land sehr gewonnen, in 
dem sich Alles freier bewegt." Letztere Wendung läßt eher auf Carl- 
chen Miesnick als Autor des Vorstehenden rathen. 
(Besser ohne B a d h a u s e r.) Die „N. B. Ldsztg." bringt 
folgenden, in Anbetracht der mustergiltigen Verwaltung der bayer. 
Bahnen äußerst „zeitgemäßen" Scherz: Von einem Fremden wurde 
unlängst die Frage aufgeworfen, was wohl die auf den bayer. Ost 
bahnwagen befindliche Marke II 0. 0. zu bedeuten habe. „Besser 
ohne Badhauser" war die Antwort eines Beamten der bahr. Ost 
bahn. (Badhauser ist der Name des. Direktors.) 
(Aus Versehen gerettet.) Eine eigenthümlich traurige 
Geschichte entnehmen wir der Malta „Times". Ein junges Pärchen 
machte auf dem griechischen Dampfer „Eunomia" seine Brautreise. 
Das Schiff gerieth in Brand; der Bräutigam voller Verzweiflung 
stürzte in die Kajüte, packt seine Frau auf, und stürzt sich mit ihr 
in's Wasser; nach Ueberstehung der größten Todesangst wird das 
Paar in ein Boot gerettet, aber mit Grausen sieht der Bräutigam, 
daß er — einer Fremden das Leben gerettet hat. Er war in die 
falsche Kajüte gegangen. Sofort kehrt er auf den Dampfer zurück, 
aber nur um zu finden, daß seine Frau ein Opfer der Flammen 
geworden war. Die aus Versehen Gerettete, war eine junge Dame 
aus Athen. 
aus freiem Antriebe der Congregation der barmherzigen Schwestern 
beigetreten. Du verlangst, ich solle zu Dir zurückkehren! Ich kann 
es nicht, da ich fest entschlossen bin, als barmherzige Schwester mein 
ganzes Leben dem Heile meiner Seele und der leidenden Menschheit 
zu weihen und glaube dabei die Worte des Heilandes zu befolgen, 
welcher sagt: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, der 
ist miiner nicht werth!" 
8 Darm stadt, 31. August. Ein Gewitter, wie es in sol 
cher Heftigkeit wohl noch selten hier aufgetreten, entlud sich heute 
Morgen von 6—7 Uhr über unserer Stadt. Bald nach den ersten 
heftigen Donnerschlägen ertönte Feuerlärm, der Blitz hatte in den 
Schornstein der Gasfabrik eingeschlagen und im Theer- und 
Essighaus derselben gezündet. Dichte, schwarze Rauchwolken wälzten 
sich über die Stadt und gaben Kunde von dem Brande. Rasch 
herbeigeeiltcr umsichtiger Hülfe gelang es, das Feuer auf seinen 
Herd zu beschränken und ist außer einer größeren Quantität Theer 
und dem Holzwerk des Hauses nichts verbrannt. Die Panik in der 
Umgegend der Gassabrik war wieder bedeutend, erreichte jedoch nicht 
die Höhe, wie bei dem voriges Jahr ausgebrochenen bedeutenden 
Brande. — Auch ein Menschenleben ist zu beklagen. Der Stadtge 
richtsdiener Gauß wurde, während er mit seiner Familie am Kaffee 
tische saß, vom Blitz erschlagen/ 
* Darm stad t, 30. Aug. Daß man den Teufel nicht unge 
straft an die Wand malt, beweist neuerdings ein Vorkommniß in 
hiesiger Stadt. Der £ Offenbach-Correspondent unseres Blattes 
berichtete bekanntlich in gestriger Nummer dieser Zeitung über eine 
eclatante Zugsverspäiung auf der Lokalbahn Frankfurt-Offenbach 
und bezeichnete dieselbe in mehr humoristischem als ernsthaftem 
Sinne als erstes Eisenbahnunglück im Großherzogthum Hessen. 
Heute haben wir nun wirklich ein solches zu verzeichnen, über wel 
ches die „D. Z." unter obigem Datum wie folgt berichtet: „Ge 
stern Morgen stieß auf der Hessischen Ludwigsbahn der 
erste, um halb 6 Uhr abgehende Personenzug innerhalb des 
Rayons des hiesigen Bahnhofs auf einen ruhig im Geleise stehen 
den Güterzug. Einige Personen in jenem Zuge erlitten Contusio- 
die übrigen Passagiere kamen mit dem, übrigens nicht gerin 
gen, Schrecken davon. Der Zug verspätete sich in Folge dieses 
Unfalls um etwa zwei Stunden." 
* München, 29. August. Der (streng-katholische) Universi 
tätsprofessor Dr. C a j e t a n 0. K a i s e r ist im 69. Lebensjahre 
gestorben. Derselbe war seit vielen Jahren Conservator des techno 
logischen Cabinets und auch Professor dcr angewandten Chemie an 
der polytechnischen Schule. 
* London, 29. Aug. Sir Roderik Murchison, der frühere 
Präsident der geographischen Gesellschaft, veröffentlicht einen Brief 
von Dr. Kirk, dcm engl. Konsul in Zanzibar, d. d. 19. Juli, in 
welchen: es heißt: „Ich bedaure, Ihnen keine weiteren Nachrichten 
über L i v i n g st o n e geben zu können. Was ich zuletzt über seine 
Reise nach jenem wenig bekannten Orte westlich von Tanganyika 
schrieb, hat sich bestätigt, und die Araber aus jener Gegend schei 
nen ihn vollständig als einen beständigen Ansiedler an jenen Orten 
anzusehen. Das bischen Eifersucht, welches die Araber anfänglich 
gegen Livingstone zu zeigen schienen, ist geschwunden und vor weni 
gen Tagen habe ich mit der ersten Karawane dieser Saison einen 
Brief an ihn nach Ujiji geschickt. Verzweifeln Sie nicht. Der Doc 
tor geht langsam aber sicher vorwärts; er sondirt offenbar seinen 
Weg und ist entschlossen, diesmal nur wenige Zweifel hinter sich 
zu lassen." 
* London, 29. Aug. Im irischen Canal ist der Dampfer 
„Aber" von dem Postdampfer „Prussian" in den Grund gebohrt 
worden. Es gelang die sämmtlichen Passagiere und Mannschaften 
des sinkenden Dampfers zu retten, doch erlitten zwei der ersteren 
erhebliche Verletzungen. 
(Oesterreichische Rentenverkäufe durch daS 
Finanzministerium.) Wie man aus Wien schreibt, hat 
her Finanzminister durch die österreichische Creditanstalt Rente für 
7 6 M llionen Gulden Nominal von jenen 9,6 Millionen Gulden 
Nominal begeben lassen, zu deren Verkauf er durch den Artikel V 
-res Finanzgesetzes vom Reichsrathe ermächtigt wurde. Die Staats- 
chulden-ControlS-Commission besitzt volle Kenntniß von dieser 
Operatio.': ur'd erhebt dagegen umsoweniger Einsprache, als der 
verkauf auf Grund deS Finanzgesetzes wie des ConvertirungsgesetzeS 
nfolgt und sich auf zwei Millionen Gulden weniger erstreckt, als 
ie gesetzliche Ermächtigung lautet. 
(Anlehen der Stadt Debreczin.)' Ein Debrecziner 
Communal-Anlehen ist im Anzuge. Der Magistrat jener könig- 
:chen Freistadt wird der Stadtrepräsentanz den Antrag stellen 
städtlschen Zwecken ein Anlchcn von 1,250,000 Gulden aufzu- 
nhm-n. 
(Die Bank der Vororte in Wien) wird in der näch 
sten Woche ihre Thätijikeit beginnen. Sie bereitet für die Vororte 
ine größere Anleihe-Overation vor. 
(Schiffsnachrichten.) Das Postdampfschiff „Holsatia", 
Capitän Meier, von der Linie der Hamburg-Ainerikanischen Packct- 
jahrt-Actien-Gesellschaft ging am 30. August von Hamburg via 
Havre nach Newyork ab. Dasselbe hatte außer der Post 191 Pas- 
jagiere in dcr Kajüte und 498 Passagiere im Zwischendeck. 
Börserlberichtr. 
Wien, 30. Aug. Die Gcldverhnltnisie haben an Schwierig 
keit sehr verloren; vom Auslande wurden höhere Course gemeldet; 
m Folge dessen verkehrte die heutige Vorbörse in günstiger 
Stimmung. Am lebhaftesten waren' Credit, die, mit 291.70 ein 
setzend, auf 292.80 sich erhöhten; Anglo gingen von 258.60 auf 
259.50, Union von 268.80 auf 269.75. Franco schwankten zwi 
schen 123.20 und 123.50; Ungarische Bodencredii variirten zwischen 
L38.25 und 138.75 ; Wechslerbank behaupteten 146.50, Austw- 
Egyptische Bank 136.50. Von Bahnwerthen waren Staatsbnhn- 
actien gesucht und bis 384 aus den: Verkehr entnoimnen; Lombar 
den gingen von 180.80 auf 181.10, dagegen konnten Karl-Ludwig 
bahn keine weitere Avance gewinnen, und reagirten dieselben von 
256 auf 255.50. Die beiden Rentcngattungen kamen höher in 
Nachfrage. Mai-Rente 60, Silber-Rente 70.10. Ungarische Loose 
wurden bis 100.50, Tramway bis 212 abgeschlossen. Die Valuta 
matter, 20-Frs.°St. 9.62 l /e nach 9.640». Zu Beginn der Mittags 
börse herrschte im Allgem. wenig Geschäft; Credit gingen aus 293,20, 
Anglo schwankten zwischen 258.90 und 259.30, Union zwischen 269.20 
und 269.60, Franco zwischen 123.10 und 123.50, Austro-Egyp- 
iische streiften an 137. Bahnwcrthe schwach begehrt. Elisabcthbahn 
234, Kaschau-Oderberger Bahn 186.75. Renten höher. Silber- 
Rente 70.25, Loose behauptet. 1864er Loose 140.25, ungarische 
Prämienloose 100.75, Valuta unverändert. 
* Paris, 29. August. Die Börse eröffnete auf den Antrag 
des Deputirten Rivet hin in matter Haltung, doch zogen Preise 
später an. Der Report erhält sich auf vornwnatlicher Höhe, er be 
trägt ca. 24 Cts. Die Prännensätze sind unverändert, per Sep 
tember 50 Cts. — 1 Fr. 30 Cts. für 5proc. Anleihe und 1 Fr. 
für 3 pCt. Rente. Fonds sind still, Italiener fest, 60.60. Oesterr. 
Staatsbahn sind 812. 
ikitm* Mö ProdMrAMLrkle. 
NstVSsds. 
Hamburg, 80. Aug. Maizen in loco ruhig; Umsätze wurden nicht 
bekannt. Termine fest; per August 150 B.. Uüji ©., August-Scpt. 150 B, 
149-6 G.. Sept.-Oct. 150i/ 2 B.. I49i| 2 G-. Oct.-Nvv. u. Nov.-Dcc. 15' B.. 
151 G. Roggen in loco ruhig; bezahlt 1288' alter Mcctl. 113 M. Beo.; 
angcbolen 111,248' Dän., Meckl. und Märk. zu 108—115 M. B o. Terniine 
ruhig; -er August 104 B.. 183 G.. Auqust-Sept. 104 B., 103 G-. Sest.-Oct. 
IO. 58., 103 G-. Oct.-Nov. u. Nov.-Dec. 105 B.. 1Ü4 G. Gerste in loco 
ruhig; angeboten 105/llütf Chevalier Saal 108 120 B.-M. Hafer in loco 
stau; Elber, Märk. u. Meckl. zu 100—114 B.-M. am Marti, Alles per 
2000 « Netto. 
RomairShor», 28. Aug. D e bessere Stimmung im Getreidegcschäft 
dauert fort. In der verflossene!, Woche zeigte sich eine Festigkeit, wie schon 
lange nicht mehr. Für gute Waizensorten wurden hohe Preise erzielt, wohl 
war dagegen der Umiatz kein weseutllcher, da die Müller in die gegenwärti 
gen Preise kein- Vertrauen sehen und daher nur kaufen, was sie nothwendigst 
redürsen. Die Haferpreise sind fortwährend im Suikeir begrissen. Der heutige 
Markt in hier war mittelmäßig besucht. Umjatz gering der fest bchauotelen 
Preisen. Wir noliren: viusstichwaizen per Dopprlcentner Fr. 34»/»—3,, 
Prima-Theißwaizen Fr. 33y 2 — 34, guter Waizen Fr. 31—32%, geringere 
Sorten Sorten Fr. 2»- 80 (franco Romuntzhorn verzollt.) 
London 30. Aug. Der Getreidemarkt eröffnete für Waizen fest, aber 
ruhig. Mehl rublg. Frühjahrsgetreide schleppend. Hafer, Petersburger 
17^— 8 sh. Waizen, Saxonska- 47—50 sh. Schluß für alle Artikel in 
fester, aber ruhiger H-.ltung. 
Petersburg, 29. Aug. Waizen loco 11.50. per August 11Y«. Roggen 
loco 6.:-0, per August 6.25. Hafer loco 3,80, per August 8.10. 
<ä£>$lVttU£> 
Hamburg, 39. Aug. Spiritus ruhig. Kartossel-Roh- ver 80/4 80 o/g 
incl. Ciseuband-Sprilstückt per Auu.-Sept. 22 Thlr., Sept.-Oct. 22 Thlr., 
Oct.-iiiov. 22 Thlr.. April-Mai 22 Thlr. L 8 Ml., Alles Bries. 
Lnrii«, 30. Aug. Mbv! mail und eine Kleinigkeit niedriger. Rübdl 
•jtt 10 äu. iocu 281/6 Thlr, .-er August 281/6. August-Sepr 5.8t«, Sev>.^ 
Oct. 281,6 Hz.. Oc1.-Nov. 27% dz. Nov.-Dec. 27 Hz. u. B., April-Ntai 27— 
26U/12 Hz. Äemdl per KR* kxi. loco Thu. Petroleum loco -8Ve, 
3t T August 18 B-, August- Sept. —, Sepr., Oct. 127',— 5 /» bz. u. G-, Ocl.- 
Nov. 13-/« G.. stkov.-Dec. 13«/, Hz.. Dec.-Jau. 11. 
80. Aug. Rüdur per rvu Kri. trco "8 B., per August L7»j«, 
Hcrbst 27»/, G. 
rvreSlau, 30. Aug. Rübvl loco 132/,, m Sept.-Oct. 13%,. April- 
Mai 13. 
«öln, 30. Aug. Rübvl per 100 W mit Faß effectiv in Partien von 103 
Ctr. Thlr. I5i/« B-, per Oct. 15»,,o bz.. Ivs/ro B., 15% G-. per Mai - 
Zeitung.) 
Abiaufs- 
Jnhaber 
Aus er- 
uy* zu 
Hz.. 147/10 B.. 1418/go G. Leinöl per 100 * mit Faß effectiv in Partien von 
100 Ctr. 122/10 B. Rübvl und Leinbl unverändert. 
Hamburg, 8V. Aug. Repssamen fest; berahlt seiner Eider 254% Mk. 
Bco.: angeboten Meckl.. Holst., Märk und Oberlünd. 248—254 Mk. Bco. 
Rübsen fest: angeboten Meckl.. Holst und Niederclber 288—244 Mk. Bco. — 
Petroleum still; loco 12«/«—?/» Mk., per Sept. 1/% Mk. bz. u. G-, b ls B.. 
Oct.-Dec. 13i/s Mk. bz.. B. u. G. — Rübvl loco 29?/« Mk, per Oct. ruhiger. 
297/,-»!« Mk.. Mai 277/, Mk. — Leinöl fest, loco 22% Mk., per Sept.-Dec, 
221,« Mk. Gd. 
Hamburg, 30. Aua. Butter leblos, Preissordcrungen unverändert, Ver 
käufe unbedeutend. Feine Holstein. Stellen 73—74 Thlr.. feine Mecklenb. 
Stellen 69—70 Thlr. Kleine feine Lieferungen bedingen höchstens Thlr. 66 
—68 Thlr. Miitelwaare kehr schwer verkäuflich und reichlich angeboten, 54— 
60 Thlr. Frische Bauer-Butter etwas begehrter, 56—60 Thlr, ältere Qua 
litäten stau und nominell. 
Vutwerve«, 3!). Aug. RaffinirteS amerikanisches Petroleum behauptet ; 
effectiv blank fr8, 50>f- 51 h,.. 51-52 B.. ver August 50% bz., 51 B.. 
per Sept. 50% Hz.. 51 B., 3 letzte Monate 52 bz. u. B. 
Petersburg, 29. Aug. Talg loco 58%, per August 58%. Leinsaat (9 
Pud) loco 14, per August 13%. 
Thrnn nnd Fische. 
Rotterdam, 29. Aug. (Originalbericht der FranNurtee Zeitung.) 
Sardellcn. Von ^669r wurden neuerdings einige Hundert Auker zu fl. 21 
begeben und dürste zu diesem Preise bei wenigstens 50 Ankern weiter anzu 
kommen sein. 1871r bedangen je nach Qualität fl. 21—LH/,, wozu noch zu 
kaufen ist. 
EsLonislwÄNtke« nnd LÄNdeKpfsVnete» 
Hamburg. 30. Bug. Kaffee fest. Verkaust 2950 S. Rio, 3300 S. San- 
!os schwimmend und 4000 S. loco. 
Rotterdam, 29. Aug. lOrrginalbericht der Frankfurter 5 
Kaffee verkehrt fortwährend in einer sehr festen Tendenz. Zu den 
preisen letzter Anction hält das Gesuch an, aber ohne Erfolg, da die 
unter Avanz nicht loslasien wollen. — Zucker. Roher etwas fester, 
ster Hand wurden hier 337 Körbe Samarang, gut jedoch feucht, No. 
st. 35 verlaust, und in Amsterdam: '«24 Körbe Japaraa, sehr gut und schw, 
aufgelagert. No. 1752 fl, 85i/«. 296 Körbe Probolingo. gut und weich, No. 
9% zu fl. 301/«. 273 Körbe do. gut und weich, ausgelagert, No 13i» zu 34%, 
2-iO Körbe Samarang, gut einige seucht. aufgelagert. No. 18 zu st. 35. — 
Reis fester; von London kommen die Preise von Arracan 6 d. höher ab. und 
in Folge dessen sind auch hier die Eigner von Java etwas fester in ihrer 
Haltung. — In Kümmel fanden einige Umsätze zu fl. 19i/»—i/« erste Kosten 
statt; nun hält man auf fl. 19%, wozu gestern nichts umgesetzt wurde. Die 
Anfuhren bleiben klein, woraus man schließt, daß die Ernte dieses Jahr kleiner 
als die vorjährige sein muß. 
Havre, 28. Aug. Kaffee still, Wynard srS. 146 per 50 Kil. bz. Bahia- 
Caca frs. 97%, Guayaquil frs. 100 bz. 
London, 30. Aug. Zucker. Eine Ladung Mauritius fand zu 30 sh. und 
eine Ladung Havana, theils No. 8%, theils No. 13%, zu 29% Nehmer. 
iif# 
Wagner'r tel. Correspondmz-Bmernr.) 
Darmstadt, 31. Aug. Heute früh entlud sich übkr 
Darmstadt ein surchtbares Gewittei, wobei der Blitz in die 
Gasfabrik einschlug und mehrere Personen tödtete. Der 
Dachstuhl des Gebäudes und das Theerhaus brannten ab. 
Das Gewitter währte hier und in der Umgegeild fünf 
Stunden. 
Gumbinnen. 31. Aug. Jtt dem Dorfe Czimochen 
(Kreis Lyck, 479 Einwohner) sind bis jetzt 79 Cholerafälle 
vorgekommen, wovon 46 einen tödtlichen Ausgang nahmen. 
Die Regierung hat die ausgcdchnlesten Vorsichtsmaßregeln 
getroffen. 
Pari-, 31. Aug. U-.ber den wahrscheinlich ii Verlauf 
der heutigen Sitzung sind die Ansichten sehr ver chi den, doch 
sind die Meisten überzeugt, daß der Antrag V:tet mit gro 
ßer Majorität angenommen werden wird, da demselben nur 
die äußeiste Linke und die äußerste Rechte entgegen sind. 
Von gewisser Seite gibt man sich, jedoch vor ussichtlich er 
folglos, viele Mühe, die Linke zu bewegen, ihr Mandat 
niederzulegelr. Briefen aus Versailles zufolge beabsichtigte 
die Majorität keineswegs von der ihr zuerkannten constitui- 
renden Gewalt Gebrauch zu machen und die Monarchie za 
proklamiren oder in anderer Weise das Uebereinkommcn von 
Bordeaux zu verletzen. 
Tklegraphische Handelsberichtr. 
«eelttt, 30. Aug. 31. Aug. 
Oberschlefiscke E.-A. 
Rheiniiche E.-A. . . . 
Bcxbacher E.-A. . . . 
Mainz-Ludwtgshafeu 
g riebr.-Wilb.-Nordb. 
est.-ftanz. Staatsb.. 
s/tahebahn-Actien. . . 
Magdcb.-Halb. Pr. . 
Lombarden. ...... 
50/0 Preuß. Anl. . . . 
4%°,o dto. 
Staats-Schuldscheine 
3%<Vo Prärnien-Anl.. 
Galizier 
Loose von 1854 .... 
Credit-Loose 
Loofe von 1860 .... 
Loose von 1864 .... 
Papierrenie ...... 
Silberrente ...... 
5% Russische ..... 
1882r Amerikaner . . 
Russische Banknoten . 
Darmstädter B.-A.. . 
Disconto-E.-Anth.. . 
Meininger B.-A.. . . 
Norddeutsche B.-A.. . 
Ocst. Credrt-Aciien . 
Jtal. Anleihe 
4‘Vo bayer. Pr.-Anl. . 
5o/o sächsische Anleihe 
45/0 vadifche Pr.-Anl. 
W. a. Wien 2 M. 
„ „ Petersb. 3 W. 
. . .3 M. 
. . London 3 M. 
Raab Grozer 82»/» 
143% 
145- 
188»l« 
189- 
155»,« 
156 
101— 
100»!« 
212% 
2111,1 
88— 
99!/, 
lCOl/8 
101»/« 
1017, 
991/« 
991/« 
85',. 
851/« 
1247,» 
125 - 
106»/« 
1061,« 
79- 
79- 
102% 
102— 
86- 
86u, 
78- 
78% 
49% 
49i/s 
58',« 
68% 
87% 
871/s 
96'/« 
96% 
80 
8O1/8 
155- 
155% 
1787/, 
174- 
143»,« 
143 V« 
171% 
163 
102- 
59- 
59— 
112-,« 
112% 
HO',« 
HO»,« 
817/. 
817/, 
871!. 
871,« 
6.191,1 
Süddeutsche $ 
W a. Pari» 
... 2 Mi 
Ruff. B.-E. 1 
. 2. 
Ruff. Anl. V. 1870 . . 
5°/o Danzign Anl.. 
Bergisch-Mürkische . . 
5o/o Gothaer Ant. .. 
Qberfchlefische Pr. . , 
50/0 Badische ..... 
Meininger Loose . . 
Georgia 
Rocksord ..... . . 
Peninsular . . ... 
Kansas 
South Western.... 
South Missouri . . . 
Hamb. Commerzbank 
Deutsche Bank 
Bad. Bankaktien . . . 
Rumänier 
Halberstädter 
Hamb. Siaatsanl. . . 
Ungar.-Galiz 
Ruff. Pr.-Anl. v. 64 
66 
80. Aug. 31. Aug 
kur» 
90»/« 
87- 
100- 
134% 
73«« 
43% 
67— 
79- 
881/s 
73i/ 8 
SS 
120- 
4U/« 
Bundcs-Anleihc . . . 
Bayer. Kriegä-Anl. . 
Schatzscheine 
Köln-Mindcner Loose 
Oberhessische 
Oest. Nordwestbahn . 
South Eastern . . . 
Neue Berliner Bank. 
Berl. Bankverein. . . 
Neues ttanz Anlehcu 
cbencrebit —. Belgische Wechsel kur; 
«V-/1S, WH aiuiuiuqiüagu vu. B. US!/«. Ungarische Loose 66— 
Braunschweiger Kreditbank . Belg. StaatSaiinuitäten 114»/«, Nordbabn- 
Prioniälcn . Schluß ruhig m 
“—*• - 3, 30. v 
130»,z 
129»,« 
1007, 
1007/, 
100»<8 
95»,. 
79'j« 
121% 
751/« 
102»,, 
1193,8 
787/, s 
87- 
100% 
136— 
741,8 
44- 
67 - 
791/8 
88»/, 
73% 
110% 
112 — 
1197/8 
40»« 
130»/« 
129»,« 
1007/, 
1007/8 
1008/8 
961/s 
797/8 
w 
1031/4 
119»i« 
Äug. 31. Aug. 
30. Aug. 31. Aug. 
591/s 
798- 
379— 
2%«/o 
Oesterr. Creditactien. 214% 246— Silberrente Sä~ 
186-1 Amerikaner . . 92i/ e 92i/ s Staatsbahn ...... 799— 
IStiOt Loose 87— 871/« Lombarden 374- 
Hamb. St.-Pr -Anl.. 92»/. 82»/« DiSconto 2i/ £ o/ t 
4y«v/o Finnl. ..... — — 
'LZten, 31. August, IO 1 /» Uyr. Credit-Aetien 294.50, 1860t 
Loose 101.10, I664r Loose 140 30, Lombarden 181.50, Staats- 
bahn 38(5.50, Papier-Rente 60.10, Napoleonkd'or 9.63—, all ter 
256 30, Franko-Bank-Actim 123.8 ), Anglo-Bank-Actien 260.—. 
Lebhaft. 
Pleris, 31. Auo. (AnfangSeov-rse.) 3pCt. Rente 86.35—, 
Neues AtU. 86X5, Amerikaner 106.50, Italiener 60.65, Türken 
47 20, Tiaatsbahn 81 «.25, Lombarden 388.78, Spanier —. 
Fest- 
ParXL, 3!. August. Producicnmarkt. Rüböl eff. 118.— 
per August 1:8—, vier letzte Monate 119.-—. Mehl eff. — 
per Ausmst 82 50. ver EcpLrwber 83 —, ver September- 
Deceml er 83.50. Spirit«» eff. —. Zucker 64.—. 
«msterdam, 30 Aug. 31. Aug. ^ 30. Aug. 31. Aug. 
2%°/o Integrale 
30/0 Spanier . . . . 
1881r Avierikaner . 
1882r 
1874r 
Oesterr. Papierrenie 
Mai-Novbr. . . . 
Febr.-August 
4%o.d Rente. 
30/0 do 
1882t Amerikaner . 
t taliener 
redit Mobilier . . 
Credit von Pereire. 
Lombarden 
48% 
486/« 
Pari». 30 Aug 
58% 
267/, 
967/. 
53»/« 
271/« 
971,« 
81.50 
56.17% 
106.50 
60.55 
178.- 
388.75 
486/ 8 
487/8 
31. Aug. 
82 50 
66 35— 
106.62 
61.05 
178.75 
391.25 
Ocherr. Silberrente 
Jan.-Juli.... 
April-Oct. . . . 
1864r Loose .... 
» :1 aus Wien 
ussen .... 
Türken 
Spanier von 1869 
571,« 
567/, 
138— 
96— 
94«/« 
447/, 
317/, 
673/8 
57— 
138«/« 
96- 
94% 
46- 
32— 
StaatSbahn. 
Nordwestbahn. . . . . 
Spanier ........ 
Franz. Kabeiactien.. 
Lürten......... 
Ladats-Obligaüonen. 
Neues Anleben . . . . 
30 Aug. 31 Aug 
807 50 812.50 
82.06 82»/, 
47.15 4725 
88 50 88.77 
Neue Staatsbahn —. Fest. 
Lsndorr, 31. Aug. AnfangScourse. 3M. EonsolS 93'/r», 
1882! Amerikaner ! 3'/s, Türken 46 6 u, Italienische Rente 59 /», 
Lombarden 15 3 /»e Spanier 32'/«, Neue Russen Silber —, 
Crie —, Illinois —. 
BsrNn, 31. Aug Getreidemarkt. (Schlußbericht.) Ropge» 
per August 51—, per Sept.-October 51'/«. RLböl per August 
28'/«, per September-Octobrr 28'/« Sp'rituL per August-Sep- 
tembec 18 06, per Srptember-October 18-02. 
Hamburg, 31. Aug Getreidemarkt. (Schlußbericht.) Walzen 
per 2000 Pfp. netto mindestens 127 Pfd. holl., per August-Sept. 
14')— Br. 148— G., per Octbr.-Novbr. 150'/, Br. 149‘/e «. 
Roggn: per 2000 Pfd. netto mindcstcns 118 Pfd. holl., per Aug.- 
Sept. 101— Br 103—G., per Oct-Rovbr. 105— »r. 101— ». 
RüÄöl ioco 29'/«. per Oct. 29 7 /s. Spiritus loco 22—, per Scpt.» 
Oct. 22—. Kaffee —. 
Gff-kt-Ass rietet. 
6 31 August 6'.'« Ahr «bends. Credit 2>4 
bez., Star-:! ahn 371°»—°/» bez, junge Staatsbahn 358'/»— 
60—59'/« bez., Lombarden 176—'/«—6 bez., Elisabeth 228'/,— 
9 - 8'/, bez., Nordwestbahn 213"/« G., Silbeirente 58" t» G., 
Oberheffen 79'/i bez., Amerikaner 95 '/;« bez. Sehr fest und 
lebhaft. 
^ Aüdmisstouen. 
Hessische Ludwigsbahn. Hecstellung deß BahnkölperS und der Kunfi- 
baulen der beiden Strecken von Monsheim nach der Grenze 
gegen Bockknhrim und von Monsheim Uber Wochenheim nach 
der Grenze, von Ainy nach der Landesgrenze, veranschlagt auf 
zusammen 169,177 fl. Offerten bis 9. September an daS 
Sekretariat des Verwaltungtzraths in Mainz. 
/ 
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